Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1122 - Der Prophet des Teufels

1122 - Der Prophet des Teufels

Titel: 1122 - Der Prophet des Teufels
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Türen. Es herrschte eine gespannte und auch irgendwie abwartende Stille.
    Ich lief auf leisen Sohlen vor bis zum Geländer und schaute an der Rundung in die Tiefe. Wir befanden uns im ersten Stock. Einen schmalen Ausschnitt des unteren Flurs konnte ich sehen, doch auch dort bewegte sich niemand.
    Als ich mich wieder umdrehte, hatte auch Harry Stahl die Wohnung verlasen. Er stand an der untersten Stufe der nach oben führenden Treppe und schaute hoch. Zugleich zielte er mit der Waffenmündung über die Stufen hinweg.
    »Wenn es stimmen sollte, dass er sich hier aufhält, John, dann wahrscheinlich oben. Da hat er viele Möglichkeiten, sich zu verstecken. Ich kenne diese alten Häuser hier. Sie haben noch Böden oder Speicher, wo die Menschen ihre Wäsche zum Trocknen aufhängen oder aufgehängt haben. Von dort aus ist es leicht, auf das Dach zu gelangen. Und erinnere dich daran, wie dicht die Häuser hier beisammenstehen. Einer wie er wird ohne Schwierigkeiten eine Flucht über die Dächer antreten können.«
    »Vorausgesetzt, er will fliehen.«
    Harry drehte den Kopf. Er kniff leicht die Augen zusammen. Einige Haarsträhnen waren ihm in die Stirn gerutscht. »Du bist der Meinung, dass er hier im Haus bleibt?«
    »Sicher. Er will uns. Oder glaubst du, dass er den toten Polizisten grundlos vor die Tür gelegt hat?«
    »Nein.« Harry schüttelte den Kopf. »Ich denke nur einen Schritt weiter. Stell dir vor, das mit dem Polizisten war nur der Beginn. Der erste Tote. Ich fange an, mir allmählich Sorgen um die Mieter zu machen. Er könnte sie inzwischen alle getötet haben.« Harry räusperte sich. »Es ist so verdammt still hier…«
    Die Befürchtung hatte ich auch, wollte aber nicht darüber sprechen. Nein, die Vorstellung, hier in einem Haus zu sein, in dem sich die Bewohner als Leichen aufhielten, das…
    Wir hörten ein Geräusch.
    Nicht in unserer Nähe, aber auch nicht weit entfernt. Schon beim ersten Klang hatten wir herausgefunden, woher es gekommen war.
    Von oben, aber jenseits des sichtbaren Bereichs der Treppe, also nach dem nächsten Absatz.
    Beide hielten wir den Mund und lauschten angespannt. Das Geräusch wiederholte sich. Ich lehnte mich nach rechtes gegen das Geländer und schaute hoch.
    Etwas fiel mir entgegen. Ein Tropfen, dem ich ausweichen wollte.
    Mit dem Gesicht schaffte ich es, nicht aber mit der Hand, denn er fand sein Ziel und klatschte auf meinen Handrücken.
    Verdammt, es war Blut!
    Auch Harry hatte die Färbung gesehen. Er brauchte nichts zu sagen, wir wussten auch so Bescheid. Der Prophet des Bösen hielt sich über uns auf, und wir waren sicher, dass dieses Blut bestimmt nicht von ihm stammte, sondern von einem Opfer.
    Beide enthielten wir uns eines Kommentars, aber ich drehte mich wieder so, dass ich in die Höhe spähen konnte. Eine Bewegung ziemlich weit oben irritierte mich. Ich hatte es nicht genau gesehen, was sich dort abspielte, aber es hatte auch eine starre Hand sein können, die gegen die gedrechselten Geländerpfosten geschlagen war.
    Nur für einen Moment, dann war die Hand wieder verschwunden.
    Ich erzählte Harry von meiner Entdeckung. Er war der gleichen Ansicht wie ich. Wir mussten hoch!
    Genau das hatte der Prophet des Bösen sicherlich gewollt. Hochgehen, zu ihm hin, wo er uns erwartete und bereits alles vorbereitet hatte. Wir waren aufgetaucht und hatten seine Pläne gestört. So etwas konnte er nicht akzeptieren.
    »Ich gehe vor, Harry.«
    »Danke. Ich freue mich immer, wenn ich einen menschlichen Schutzschild habe.«
    »Wie großzügig von dir.« Leider lag auf den Stufen kein Teppich.
    Über das alte Holz würden wir nicht lautlos gehen können. Der Gott des Schlafes schien sich dieses Hauses bemächtigt zu haben. Die beinahe schon absolute Ruhe war wie ein gewaltiger Ruck, der auch an unseren Nerven zerrte. Immer wieder blieben wir stehen, um zu lauschen, aber fremde Geräusche wehten nicht zu uns hinunter.
    Wenn wir den Propheten schließlich zu Gesicht bekamen, dann war ich gespannt darauf, wie er aussah. Das Bild vom Videofilm hatte ich nicht vergessen, aber mir war auch noch in Erinnerung geblieben, wie er sich verwandelt hatte.
    Ein schwarzes Skelett. Eine Gestalt wie aus der Welt des Schwarzen Tods entsprungen, und für einen Moment ging mir der Begriff Atlantis durch den Kopf.
    Dann konzentrierte ich mich wieder auf die Gegenwart und darauf, dass wir dem Dachboden Stufe für Stufe immer näher kamen.
    Wenn er dort lauerte, hatte er sich einen günstigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher