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1122 - Der Prophet des Teufels

1122 - Der Prophet des Teufels

Titel: 1122 - Der Prophet des Teufels
Autoren: Jason Dark
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Ich will nicht alles so schwarzsehen«, sagte sie und schaute sich trotzdem um. »Nur könnte ich mir vorstellen, dass er sich noch gar nicht zurückgezogen hat und auf neue Opfer lauert.«
    »Auch das werden wir herausfinden, Frau Klinger. Wir sind vorsichtig und möchten, dass auch Sie sich so verhalten. Deshalb bitte ich Sie, sich zurückzuziehen.«
    »Wie meinen Sie das genau?«
    »Gehen Sie in Ihr Wohnzimmer.«
    »Und was machen Sie?«
    »Wir werden das tun, was getan werden muss. Das ist alles.«
    Überzeugt hatte ich sie nicht, aber sie tat schließlich, was am besten für sie war.
    »Du hast dich ja lange mit ihr aufgehalten«, sagte Harry. »Noch zwei Sekunden länger, und ich wäre gegangen.«
    Ich blickte ihn ernst an. »Das hätte ich dir nicht geraten, Harry.«
    Er überlegte einen Moment. »Glaubst du, dass jemand auf uns lauert?«
    »Ja, er weiß über uns Bescheid. Er ist darüber informiert, dass wir ihm auf der Spur sind. Wie ich ihn kenne, wird er zu Gegenmaßnahmen greifen. Er fühlt sich herausgefordert. Er hat uns die Karte geschickt, die gleiche, die auch der Pfarrer auf dem Friedhof bekommen hat. Wir müssen uns darauf gefasst machen, dass er uns töten will. Aber eine erkannte Gefahr ist eine halbe Gefahr.«
    »Okay, was machen wir?«
    »Gib mir mal die Karte!«
    »Und dann?«
    »Ich will sie testen!«
    Harry Stahl lachte knapp. »Du meinst, mit deinem Kreuz?«
    »Womit sonst? Ich kann mir gut vorstellen, dass sie durch die Kraft des Propheten beeinflusst worden ist. Dass von ihm etwas auf sie überging. Mal sehen.«
    »Okay, hier.«
    Ich nahm die Karte entgegen und dachte daran, wie oft ich einen derartigen Test schon durchgeführt hatte. Nicht mit Karten, zumeist mit anderen Gegenständen, die durch eine fremde Magie beeinflusst worden waren. Da hatte ich schon die größten Überraschungen erlebt, und das konnte auch hier so sein.
    Martha Klinger war zum Glück verschwunden. Es lag eine dichte Stille über dem Flur, die auch wir nicht störten. Vom Treppenhaus her war ebenfalls nichts zu hören, überhaupt schien dieses Mietshaus verlassen zu sein oder unter einem ungewöhnlichen Zauber zu stehen.
    Die Kette hatte ich über den Kopf gestreift und das Kreuz in die Rechte genommen. Ich strich mit der Daumenkuppe über das Metall hinweg, aber eine Erwärmung war nicht zu spüren. Wenn eine starke Magie sich nahe des Talismans aufhielt, dann reagierte er, aber das war hier nicht der Fall.
    Ich brachte Kreuz und Karte zusammen.
    Es war der Aufprall der Gegensätze. Plötzlich schien sich die dunkle Knochengestalt auf der Karte zusammenzuziehen. Einen Moment später blitzte es an der Kontaktstelle auf, und wieder einen Lidschlag später verwandelte sich der Funken in eine fingerlange Feuerzunge. Es war noch ein leichtes Fauchen zu hören, dann stand die Karte plötzlich in Flammen.
    Sofort schleuderte ich sie weg. Harry wich rasch einen Schritt zurück, um nicht getroffen zu werden. Er und ich verfolgten den Weg der brennenden Karte, wie sie auf dem Weg zum Boden leichter wurde und wie ein Blatt dem Fußboden entgegensegelte.
    Sie fiel zum Glück nicht auf den Teppich. Sie blieb daneben liegen und verkohlte. Dunkler Qualm zog zitternd in die Höhe, und es breitete sich ein scharfer Geruch aus, der für mich nicht zu identifizieren war.
    Er stank eklig. Nach irgendwelchen Fäulnisgasen oder auch dahinschmorenden Knochen. Harry fluchte.
    »Sei froh«, sagte ich. »So brauchen wir ihn nicht zu suchen, denn er hat uns gefunden, und er weiß auch, dass wir ihn jagen. Kann sein, dasser den Spieß umdrehen will. Sollte mir sogar recht sein. Vielleicht begeht er dann einen Fehler.«
    »Genau die Tatsache, dass er die Karte durch den Türritz geschoben hat, sagt uns auch, dass er sich in der Nähe aufgehalten haben muss. Hier im Hausflur.«
    »Ja.«
    »Meinst du, dass er noch da ist?«
    »Das weiß ich nicht. Ich hoffe es. Je früher wir auf ihn treffen, umso besser.«
    Harry gab dazu keinen Kommentar. Er wollte die Tür öffnen, doch ich hielt ihn zurück. »Nichts übereilen, die Überraschungen könnten noch nicht zu Ende sein.«
    »Okay, Meister, ich überlasse es dir.« Er ging zurück und hob dabei seine Arme an.
    Um die Tür zu erreichen, musste ich nur einen Schritt nach vorn gehen. Mir war dabei nicht besonders wohl, und ich bedauerte es auch, dass die Tür kein Guckloch besaß.
    Harry Stahl hatte sich schräg hinter mich gestellt. Er würde genau sehen können, wenn ich die Tür öffnete, und
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