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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater
Autoren: Larry Brent
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Dahinter lagen ein Hohlraum und der Keller, von dem Anton
Sachtler gesprochen hatte. Auf dem Boden befand sich eine große, hölzerne
Abdeckplatte, die das rätselhafte Loch, in das einer der Arbeiter gestürzt war,
verschloss. Die Wände in dem Hohlraum, jenseits der durchbrochenen Mauer, waren
schwarz und schimmerten feucht. Schon als der Lichtstrahl der Taschenlampe sie
traf, fiel Larry Brent und Morna Ulbrandson auf, dass die Oberfläche der Steine
glatt war. „Sieht aus, als wäre einige Jahrhunderte regelmäßig Wasser über die
Wände gelaufen, dass sämtliche Kanten abgeschliffen wurden“, sagte Morna
nachdenklich.
    Auch
Kommissar Sachtler war eilig nachgekommen. Er hatte sich nach dem Lichtschein gerichtet,
der ihm den Weg wies. „Da stimmt etwas nicht“, sagte er von weitem, ehe X-RAY-3
auf die Bemerkung seiner Kollegin eingehen konnte. „Die Sicherungen sind in
Ordnung, ich verstehe nicht, weshalb kein Strom kommt.“
    „Vielleicht
wurde bei den Bauarbeiten das Hauptkabel beschädigt“, mutmaßte Larry, um Sachtler nicht noch weiter zu beunruhigen. In Wirklichkeit
fürchtete er, dass mehr dahintersteckte. Bei Eintritt in den fensterlosen,
nachtschwarzen und muffig riechenden Raum, der beim Durchbrechen der Wand
entdeckt wurde, war es ihm schon aufgefallen. Die Lufttemperatur war bedeutend
niedriger als in den Räumen und dem Gang davor. Und noch etwas war anders: Die
Atmosphäre. Sie wirkte beunruhigend und bedrückend auf die Anwesenden.
    „Dass Wasser
die Steine ausgewaschen haben könnte, ist natürlich ganz unmöglich. Zumindest
hier an Ort und Stelle. Das Haus ist dreihundert Jahre alt, habe ich mir sagen
lassen“, ging der blonde Amerikaner auf die Ausführungen seiner Begleiterin
ein. „Die Steine müssen glatt und derart bearbeitet schon hierher geschafft
worden sein.“
    „Auch uns
bereiten diese glatten Steine Kopfzerbrechen“, ließ Sachtler sich vernehmen und
tastete mechanisch nach der kleinen Tasche neben dem Revers seines Jacketts, um
sich eine in schützender Plastikhülle steckende Havanna herauszunehmen.
Vorsichtig öffnete er das glasklare Behältnis und griff beinahe andächtig nach
der dicken Zigarre mit der farbigen Bauchbinde. Er biss die Spitze ab und
redete erst dann weiter. „Wir haben keine Erklärung dafür. Überall im Keller
findet man grob behauene Quadersteine. Aber das ist nicht das einzige Rätsel.
Das andere liegt dort in dem Loch, das uns Kopfzerbrechen bereitet und - in den
Stimmen, die ich mit eigenen Ohren gehört habe ...“
    „Ich habe
bisher noch keine Silbe vernommen“, entgegnete Larry.
    „Ich auch
nicht“, schloss sich Morna Ulbrandson an.
    „Keiner kann
im Voraus sagen, wann sie hörbar werden ... Ab ein Uhr nachts jedoch ist immer
damit zu rechnen.“ Anton Sachtler riss ein Streichholz an und begann heftig an
der Zigarre zu saugen. In wenigen Sekunden verbreitete sich ein würziger Duft
im Keller und vertrieb den muffigen Geruch. Es war bereits zehn Minuten nach
eins. „Niemand kann den Stimmen befehlen“, erklärte Sachtler leise, und Larry
und Morna merkten ihm an, dass er seine Abgeklärtheit und Gelassenheit nur
vortäuschte. In Wirklichkeit war er erregt und verbarg seine Furcht. Auch Larry
und Morna waren einzige gespannte Aufmerksamkeit, und solange sie nicht
wussten, wer oder was hinter der Erscheinung steckte, quälte sie Ungewissheit
und Unbehagen. Hier war ein Mensch zu Tode gekommen. Das konnte sich -
unerwartet und unberechenbar-jeden Augenblick wieder ereignen. Von Sachtler
wussten sie außerdem, dass die Stimme Deutsch sprach. Aber sie redete zusammenhangloses
Zeug, das niemand, der sie bisher gehört hatte, irgendwie einordnen konnte.
Tonbandaufnahmen waren versucht worden. Die Aufnahmen erfolgten, aber als die
Bänder abgehört wurden, gaben sie nur ein leises Rauschen von sich. Die
seltsame Kraft, die hier existent geworden war, ließ sich nicht akustisch
binden. Das warf neue Fragen und Probleme auf. Entweder waren die
Tonbandaufzeichnungen im Nachhinein von der gespenstischen, unsichtbaren Kraft
gelöscht worden, oder die Stimme hatte sich lediglich auf geistiger Basis
gemeldet und war von denen, die sie vernommen hatten, telepathisch wahrgenommen
worden. Dabei war ihnen dieser besondere Umstand entgangen. Larry Brent
betastete die kalten, abgerundeten und glatt sich anfühlenden Steine und ging
dann vor der Abdeckplatte in die Hocke. Morna Ulbrandson und Kommissar Sachtler
unterstützten ihn dabei, die dicke Platte aus
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