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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater
Autoren: Larry Brent
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hart klingende Männerstimme. Wibbert wirbelte
herum. Vor ihm stand - ihn um zwei Köpfe überragend - ein Mann mit Schultern
wie ein Kleiderschrank und dichtem Schnurrbart. Istvan Perkush, der Inhaber des
Unternehmens! Perkush hatte gewaltige Hände, und Andreas Wibbert kam sich gegen
diesen Muskelprotz vor wie ein Hänfling.
    „Meixner!“,
brüllte er. „Mach dich aus dem Staub ... er hat etwas bemerkt! “
    Perkush war
ein großer, finster dreinblickender Mann, und das Plakat vom am Eingang seiner
Bude übertrieb nicht, wenn er darauf so riesig und kräftig abgebildet war.
Wibbert ließ sich auf nichts ein. Er spurtete los, ehe der andere einen Schritt
in seine Richtung machen konnte. Gegen diesen Mann hatte er keine Chance. Der
war ihm körperlich haushoch überlegen. Mit einer solchen Wende hatte keiner von
ihnen gerechnet. Offenbar war Meixner doch nicht so schlau und überlegt an die
Sache herangegangen, wie er wohl selbst geglaubt hatte. Der Ungar hatte sie
schon die ganze Zeit beobachtet und hielt sich versteckt. Oder er war durch
eine Hintertür aus seinem Wohnwagen getreten und hatte sich angeschlichen.
Andreas Wibbert ließ die Zigarette fallen. Seine Schritte hallten auf dem
breiten, asphaltierten Weg durch die Nacht. Er rannte dem Hauptausgang
entgegen. Majestätisch zeichnete sich das stählerne Gerippe des Wiener
Riesenrades gegen den nächtlichen Himmel ab. Die waggongroßen Kabinen hingen schwer
und ruhig im Gestänge. Wibbert keuchte und ächzte. Das Atmen fiel ihm schwer.
Er war kein guter Läufer.
    Erschöpft und
schweißbedeckt erreichte er den Parkplatz auf der anderen Straßenseite.
Alleebäume reihten sich aneinander. Dahinter sah er die Umrisse der alten
Häuser, hinter deren Fenstern um diese Zeit nirgends mehr Licht brannte. Die
beiden Tagediebe waren mit der U-Bahn gekommen. Der Eingang zur Station
Praterstern lag noch mal rund zweihundert Schritte entfernt. Wibbert kam es
vor, als wäre der Weg endlos. Jeder Meter, den er noch zurücklegen musste,
wurde ihm zur Qual. Zwei- oder dreimal warf er einen Blick zurück. Weder der
Ungar war hinter ihm her, noch erblickte er Thomas Meixner. Ob ihm etwas
zugestoßen war? Wibbert torkelte wie ein Betrunkener die Stufen zur U-Bahn
hinunter. Der lange, mit Platten verlegte Gang lag vor ihm. Kein Mensch war
weit und breit. Ausgestorben und wie steril lag der unterirdische Tunnel da. An
der untersten Stufe lehnte er sich schweratmend gegen die Wand und hielt dabei
den Kopf so gedreht, dass er den Eingang voll überschauen konnte. Der Schacht
vor ihm war leer. Die letzte U-Bahn fuhr vor eins, kaum jemand benutzte sie.
Meixners Plan war es gewesen, nach dem Einbruch mit der letzten Bahn in die
Innenstadt zu fahren. In einer kleinen Pension, glitten im ersten Bezirk, hatte
er ein Zimmer. Dort wollten sie dann sehen, welche Beute ihnen in die Hände
gefallen war. Aber nun war alles ganz anders gekommen. Er war geflohen, Beute
gab es keine, und von Meixner wusste er nichts. War er überrascht worden, oder
hatte er es noch geschafft, sich irgendwo zu verbergen? An die letzte
Möglichkeit glaubte Wibbert nicht so recht. Als er die Flucht begann, hätte
Meixner sich anschließen können. Aber er hatte nicht auf sich aufmerksam gemacht.
Also war etwas passiert...
    Wibbert
musste wieder an das Stöhnen denken, das er gehört hatte. Er fuhr zusammen, als
er plötzlich Schritte vernahm, die sich dem Treppenabgang näherten. Da kam jemand ...
    Die
Straßenbeleuchtung warf einen Schatten über die oberste Stufe an die neben der
Treppe hochragende Wand. Ein Mann mit Hut kam herab. Alles in Wibbert spannte
sich. Der andere ging an ihm vorbei, warf ihm einen flüchtigen, misstrauischen
Blick zu und setzte sich auf eine Bank, um dort auf die letzte Bahn zu warten.
Der Verfolger war außer Wibbert der einzige Fahrgast. Immer wieder blickte der
Mann mit dem Hut herüber, er war mittleren Alters und schien sich auch nicht
ganz wohl zu fühlen in der Nähe des jungen Mannes, mit dem er hier unten in dem
menschenleeren, nächtlichen U-Bahn-Tunnel allein war. Wibbert räusperte sich,
beugte sich ein wenig vor und lehnte den Kopf gegen die kühle Wand, als wäre
ihm schlecht. Dann zündete er sich mit fahrigen Fingern eine Zigarette an und
bemühte sich, ruhiger zu werden. Er durfte durch sein Verhalten nicht noch auf
sich aufmerksam machen ...
    Drei Minuten
verstrichen. Meixner kam nicht. Dafür rollte der letzte Zug ein. Die Linie U1
erfüllte mit ihrem Lärm den
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