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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater
Autoren: Larry Brent
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Monster-Stall“, sagte Wibbert. „Darin
scheint er das Ungeheuer untergebracht zu haben.“ Er lauschte an der Tür. Sie
war nicht besonders dick. Im Innern des Anbaus war’s völlig still. Kein Atmen,
kein Scharren war zu hören. Andreas Wibbert öffnete schon den Mund, um wieder
eine sarkastische Bemerkung an den Mann zu bringen, aber ein Blick Meixners
ließ ihn verstummen.
    „Behalt die
Straße im Auge! Ich kümmere mich um das Schloss. Vielleicht verbirgt er alles
darin, was ich vermute. Er hat bestimmt mehr als nur das, was er am Körper
tragen kann. Nur nach außen hin erweckt er den Eindruck von Bescheidenheit und
Armut. Du wirst sehen, dass ich recht habe ... Falls es zu einem Zwischenfall
kommt, lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Außer uns und dem Ungarn gibt’s
niemand hier. Auf der anderen Seite der Straße, wo die Häuser stehen, wird man
ihn nicht hören. Kleine Betäubung genügt, falls er unvernünftig wird. Ich will
keinen Toten, ist das klar?“
    Andreas
Wibbert nickte nur. Dann ließ er seinen neuen Bekannten allein in der
Dunkelheit und behielt die Tür des verwitterten, ärmlich aussehenden Wohnwagens
im Auge. Die breite, asphaltierte Straße führte zwischen den Buden, mit
Rollläden geschlossenen Hütten und an den Geisterbahnen und Karussells vorbei,
ln den Kastanienbäumen, die die Allee säumten, raschelten die Blätter. Die Luft
war kühl. Der nahe Herbst kündigte sich an, und es würde nicht mehr lange
dauern, bis die Betriebe im Prater ihre Stände und Buden winterfest
verbarrikadierten. Wibbert zog den Reißverschluss seines Anoraks höher und
zündete sich dann eine Zigarette an, deren Rauch er gierig inhalierte. Er
versteckte sie in der hohlen Hand, damit die Glut ihn nicht verriet. Aus dem
Hintergrund vernahm er ein leichtes, trockenes Knacken. Es hörte sich an, als
würde jemand den Hahn einer Pistole spannen. Aber Wibbert wusste, dass es
Meixner war, der sich an den Schlössern zu schaffen machte. Thomas Meixner
hatte seine Spezialinstrumente und ein besonderes Fingerspitzengefühl. Seinem
Geschick widerstand kein Schloss so leicht. Leise quietschte eine Tür. Er hatte
es schon geschafft. Unwillkürlich lenkte Wibbert seinen Blick auf die
Wohnwagentür mit dem winzigen, quadratischen Fenster, das von einem rotweiß
karierten Vorhang verdeckt war. Innen blieb alles ruhig und dunkel. Wibbert
bezweifelte nach wie vor Meixners Theorie, dass dieser durch die Welt reisende
Ungar mit besonderen Reichtümern gesegnet war. Wenn er etwas besaß, verbarg er
es bestimmt nicht in einer Kiste im Zeltanbau, sondern im Innern seines Wagens.
Vielleicht gab es dort eine Truhe, die unterm Bett stand, oder einen Hohlraum
im Boden, in dem er seine Golddukaten und all das andere Zeug versteckte.
Wibbert wandte den Kopf in Richtung des kastenähnlichen Aufbaus, konnte aber
nichts sehen. Auch Thomas Meixner, der die Tür spaltbreit aufzog und in den
fensterlosen Raum blickte, erkannte nichts. Es war stockfinster. Da knipste er
die kleine Taschenlampe an, die er in der Hand verborgen hielt. Der Lichtstrahl
flammte auf. Er wanderte über den Bretterboden, an der linken kahlen Seitenwand
vorbei, in der die Schrauben und Spanten zu erkennen waren, die die einzelnen
Bauteile zusammenhielten. Der Lichtstrahl wanderte weiter...
    An den Wänden
hing nichts, davor stand nichts. Meixner trat zwei Schritte vor und wollte sich
dann umdrehen. Das ging aber nicht mehr. Er spürte plötzlich so etwas wie einen
feuchten, heißen Atem. Der Eindringling konnte weder herumwirbeln noch einen
Schrei von sich geben. Was aus seiner Kehle drang, war nur noch ein dumpfes,
hohles Stöhnen, das in einem schwarzen, feuchten Schacht verschwand, in den
auch er rutschte. Was es war, konnte er nicht mehr erkennen, denn als er unten
ankam, war er bereits tot...
     
    ●
     
    Andreas Wibbert hielt plötzlich den Atem an. Hatte eben nicht
jemand gestöhnt?
    Meixner,
schoss es ihm durch den Kopf...
    Der fahle,
kränklich aussehende junge Mann kniff die Augen zusammen und lief einige
Schritte auf den Anbau zu. Dabei hielt er sich hart im Schatten zwischen Zelt
und Wohnwagen. Wibberts dunkle Kleidung machte die Tarnung perfekt. Er schien
ein Teil des Schattens zu sein. Die Tür zum Anbau stand offen. „Thomas?“,
flüsterte Wibbert. „Alles in Ordnung?“ Er lauschte in die Dunkelheit und beugte
leicht den Oberkörper vor. Im selben Augenblick vernahm er ein Geräusch hinter
sich.
    „Was haben
Sie hier zu suchen?“, fragte eine
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