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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater
Autoren: Larry Brent
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Stimme, eine dunkle Bassstimme, die ein leises, zynisch klingendes
Lachen folgen ließ. „Er ist mausetot. Aber das weißt nur du. Die Polizei könnte
die ganze Welt nach ihm absuchen - und würde ihn nie mehr finden. Mein Freund
hat reinen Tisch gemacht.“
    „Sie sprechen
von den Piranhas, nicht wahr? Sie haben letzte Nacht bemerkt, dass Meixner sich
am Anbau zu schaffen machte. Sie haben ihm aufgelauert, ihn am Schreien
gehindert und dann in das Becken gestoßen.“
    „Mhm“, knurrte
der Ungar ungerührt. „Du hast eine blühende Phantasie. So oder ähnlich könnte
es tatsächlich gewesen sein. Aber es war anders, mein Junge!“ Der Sprecher
legte eine Kunstpause ein und seufzte. „Du warst sehr dumm, dass du hierher
gekommen bist, weißt du das?“
    „Ich bin
freiwillig gekommen - und werde freiwillig wieder gehen...“ „Nein, du irrst
dich, mein Junge. Lass dir das von einem erfahrenen Mann wie Istvan Perkush
sagen ... Zu mir kommt man nie freiwillig. Zumindest nicht allein. Das hat
stets einen Grund.“
    Auf Morna
Ulbrandsons Stirn bildeten sich nachdenkliche Falten. Das war ein äußerst
merkwürdiges Gespräch, das sie zufällig belauschte. Da schien sich Ungutes
anzubahnen, dessen Tragweite sie noch nicht begriff. Unter dem Wohnwagen lagen
mehrere Klötze. Die kamen ihr gelegen. Das Fenster auf der Seite zur Bude war
angelehnt, deshalb konnte sie alles so gut verstehen. Sie ging einen Schritt
weiter. Mit zwei schnellen Griffen hatte die Schwedin die Klötze unter dem
Wagen hervorgezerrt und aufeinandergestapelt. Der Block war einen halben Meter
hoch und damit hoch genug, um den Kopf in Höhe des Fensters zu bringen.
X-GIRL-C spähte hindurch. Ein großer, breitschultriger Mann - es war der mit
der Bassstimme - ging auf und ab. Durch den dünnen Stoff erblickte Morna den
anderen Sprecher, den mit der jugendlichen Stimme. Es war der, den Perkush
immer mit mein Junge anredete: Andreas Wibbert. X-GIRL-C riskierte noch mehr.
Sie streckte ihre schlanke Rechte durch den Fensterspalt und tastete mit ihren
Fingerspitzen nach dem alten, morschen Stoff. Vorsichtig erweiterte sie den
Spalt zwischen den beiden Vorhanghälften. Nun hatte sie direkt Einsicht in den
hellerleuchteten Wohnwagen. Die beiden Männer waren so sehr mit sich
beschäftigt, dass sie auf die heimliche Beobachterin am Fenster überhaupt nicht
aufmerksam wurden. „Sie täuschen sich, Perkush“, sagte Wibbert da. Er trug ein
kariertes Hemd, zerknautschte Hosen und einen blauen Anorak.
    „Ich gehe und
werde tun, was ich tun muss. Es sei denn, Sie können mir eine plausible
Erklärung für Meixners Verschwinden geben.“
    „Aber genau
das will ich ja tun. Nur nicht so eilig ... Es braucht alles seine Zeit.“
    „Eben die
habe ich nicht. Ich will zu Marlene zurück, sie wartet auf mich. Wir haben uns
einstweilen in Meixners Wohnung einquartiert. Da, wo er seine Unterkunft hat,
ist niemand, den es stört. Aber ich will nicht in Verdacht geraten, eventuell
etwas mit Meixners Verschwinden zu tun zu haben.“
    „Diese
Befürchtung kann ich dir jetzt schon nehmen. Niemand wird dich verdächtigen.
Und was deine Freundin anbelangt, so brauchst du dir um sie keine Sorgen zu
machen. Sie wird auch noch hierher kommen.“ „Sie denkt nicht daran, Perkush.“
    „Doch, es
wird ihr plötzlich wieder einfallen. Dann wird sie gar nicht anders können. Sie
wurde heute Mittag in der Vorstellung dazu auserwählt.“
    „Auserwählt?“,
echote Wibbert. „Was soll das heißen?“
    „Dass sie
einen wichtigen Sinn erfüllen wird. Einmal am Tag muss es sein. Insgesamt gebe
ich drei - manchmal auch vier - Vorstellungen. In einer trifft er die
Entscheidung ...“
    „Wer ist -
er?“
    „Das Monster,
mein Junge. Erinnerst du dich denn nicht daran?“
    „Ich
versuch’s immer wieder, Perkush, aber ich weiß nicht, ob ich wirklich etwas
gesehen habe, oder ob Sie uns alle nur an der Nase herumführten.“
    „Nein! So
etwas würde ich nie tun. Schließlich hat jeder Einzelne gutes Geld für den
Eintritt und die Show bezahlt. Da kriegt er auch etwas zu sehen. Das Mädchen
wird kommen - ganz von allein. Du kannst, wie gesagt, ruhig hier sitzen
bleiben. Und nun, mein Junge, nachdem du mir deine Geschichte erzählt hast,
werde ich dir meine erzählen. Und die ist noch viel interessanter. Du wirst vom
Zuhören heiße Ohren kriegen.“ Morna Ulbrandson sah, dass auf der schmalen
Fensterbank ein Einmachglas stand. Darin hockte ein grüner, feucht schimmernder
Laubfrosch.
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