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112 - Monster im Prater

112 - Monster im Prater

Titel: 112 - Monster im Prater
Autoren: Larry Brent
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Im Glas stand eine winzige, selbstgebastelte Leiter, deren Sprossen
mit einer rauen Kordel verbunden waren. Der Frosch atmete schnell, seine
schwarzen Knopfaugen starrten auf einen imaginären Punkt. Istvan Perkush beugte
sich nach vorn und nahm das Rexglas an sich.
    Er löste den
Gummiring, der das Gazetüchlein über der Öffnung hielt, und legte beides auf
die schmale Fensterbank. Dann hielt er das Glas schräg. Der Frosch bewegte
ruckartig den Kopf und sprang. Er landete auf dem behaarten Handrücken des
Ungarn. „Er ist klein wie ein Kanarienvogel, aber folgsam wie ein Hündchen,
mein Junge“, machte sich Perkush wieder bemerkbar. „Eine seltene Mischung,
nicht wahr?“
    Morna sah,
wie Perkush die Finger der anderen Hand nahm und damit dem Laubfrosch zärtlich
über den Kopf streichelte, was dieser sich merkwürdigerweise auch gefallen
ließ.
    „Ich habe so
etwas ... noch nie ... gesehen ... ein Frosch, der zahm ist“, stammelte Wibbert
fassungslos.
    „Er ist noch
mehr, mein Junge. Er weiß sogar genau, was ich will und was ihm gut tut...“ Bei
diesen Worten durchquerte der finster blickende Mann mit dem großen Schnurrbart
den Wohnwagen vollständig und öffnete die Tür. „Ich kann ihn hinausschicken,
damit er spazieren gehen kann... Er macht das sehr gem. Besonders zu bestimmten
Zeiten... Hüpf, Kleiner! Spring hinaus in den Abend ... Es ist kühl, ja. Aber
die Temperaturen sind noch erträglich, und sie gefallen dir, nicht wahr?“
    Auch Morna
sah, wie der Frosch von Perkushs Handrücken sprang und im Dunkeln verschwand.
„Ich lass die Tür einen Spalt offen“, fuhr Perkush fort. „Dann kann er
jederzeit zurück in den Wagen und in sein Glas ..."
    „Ich glaub,
ich spinn!“, entfuhr es Wibbert und er wirkte noch blasser, als er von Natur
aus war. „So etwas gibt ... es doch gar nicht ... Kein Mensch kann ... mit
einem Frosch ... sprechen!“
    „Ich schon!
Bei Perkush ist nichts unmöglich, wie du weißt. Bei mir fühlen sich sogar
Monster wohl. Ich habe dir die Erinnerung daran genommen, aber mit einem
einzigen Wort, mein Junge, kann ich sie dir zurückgeben. Schau auf die Bühne,
und du wirst es sehen ...“
    Andreas
Wibbert schluckte. Ihm war, als würde ein Schleier vor seinen Augen zerreißen.
Er achtete nicht mehr auf die laute Musik, die Stimmen und das Lachen der
Menschen oder die Geräusche, die von außen durch die spaltbreit geöffnete
Wagentür drangen. Er sah die Bühne von heute Mittag wieder vor sich-und das
Monster. Ein - Riesenfrosch! Die Szene, die er in allen Einzelheiten erlebt
hatte, stieg vor seinem geistigen Auge auf, farbig und lebendig, als würde sie
eben, jetzt in diesem Moment, wirklich abrollen. Der monsterhafte Riesenfrosch
beugte sich nach vom, schien Marlene Kersten für sich auszuwählen, und dann glaubte
Wibbert eine leise, hypnotische Stimme zu hören. Er wusste nicht, ob sie aus
dem Froschmaul kam - oder aus dem Dunkeln hinter der Bühne
...
    „Du wirst
wiederkommen!“, raunte die Stimme. „Dich habe ich erwählt für diese Nacht.
Einmal täglich soll eine Frau - seine Nahrung sein...
    „Nein!“
Wibbert riss die Hände an die Ohren und sprang auf. Im gleichen Augenblick ging
es drunter und drüber. „Neeiiin!“, ertönte da ein weiterer Aufschrei. Und es
war Morna Ulbrandson, die noch schrie. Im dunklen Fensterglas spiegelte sich
der riesige Kopf des Geschöpfes, das hinter ihr stand. Ein Frosch! Tausendmal
größer als der Winzling, den Perkush vor die Tür gesetzt hatte! Um die Hälfte
größer als ein Mensch ...
    Die
Froschhände mit den Schwimmhäuten schossen nach vom. Morna Ulbrandson wollte
noch wegtauchen. Die Glieder erwischten sie aber schon und klatschten feucht
und kalt in ihr Gesicht. Ihr Kopf wurde nach hinten gezogen, ihr ganzer Körper
mit einem einzigen brutalen Ruck weggezerrt. Der wackelige Stand wurde zu ihrem
Verhängnis. Sie verlor den Halt und fiel dem Unheimlichen praktisch noch
entgegen. Dabei rutschte ihr auch die Handtasche weg, ehe sie nach dem kleinen
Smith & Wesson Laser hätte greifen können, der darin steckte. Nur wenige
Schritte von ihr entfernt, gingen viele Menschen auf der Hauptallee. Sie waren
greifbar nahe, und doch so weit weg. Sie bekamen nicht mit, was sich im
Schatten zwischen Zeltbude und Wohnwagen abspielte. Morna strampelte und wehrte
sich verzweifelt. Die Kraft des Riesenfrosches war ungeheuerlich. Er schleppte
die Agentin in die Dunkelheit, und es war offenbar sein Ziel, die Schwedin
durch den
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