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1117 - Herr über Leben und Tod

1117 - Herr über Leben und Tod

Titel: 1117 - Herr über Leben und Tod
Autoren: Jason Dark
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also nicht zu sein«, bemerkte ich.
    »Richtig, John. Das heißt, ich halte ihn nicht eben für harmlos. Ich kann mich natürlich irren, aber daran will ich nicht glauben. Ich habe den Eindruck, dass mehr dahinter steckt, viel mehr sogar. Er will nicht, dass man ihm auf der Spur bleibt. Er ist ein Phantom, und wenn er den Kollegen einen Dienst erweisen will, dann meldet er sich. Er hat auch keinen bekannten Hintergrund, abgesehen von seinen Taten im Bosnien-Krieg. Ich halte ihn für den Mörder des Agenten. Was natürlich kein Mensch beweisen kann, doch ich gehe davon aus.«
    »Was sagen die Kollegen?«
    »Die nehmen ihn hin. Außerdem greift er nur bei schweren Fällen ein. Es ist nicht so, dass die Polizei einen Tipp bekommt, wo sich der und der Ganove aufhält, nein, er sucht sich die besonders schweren Kaliber heraus und berichtet haarklein, wo diese Personen zu finden sind.«
    »Das lässt darauf schließen, dass er Kontakt mit ihnen gehabt haben muss.«
    »Dachten wir auch. Dem ist nicht so. Auf Fragen erklärte der Mann nur, dass man über seinen Namen doch bitte nachdenken sollte. Veritas. Einer, der die Wahrheit sucht, der sie auch finden will, und der sich nicht davon abbringen lässt. Er ist der Wahrheitsfinder. Er kennt sich aus, und er gibt seine Informationen weiter, bevor er wieder verschwindet und sich irgendwann meldet. Ich habe mit Kollegen in Frankreich und auch in Deutschland gesprochen. Dort ist er ebenfalls unter diesem Namen bekannt, aber mehr weiß man auch nicht über ihn. Er bestimmt, wann er erscheint und wann nicht.«
    »Werden wir ihn heute sehen können?« wollte ich wissen.
    »Ja. Der Einsatzleiter hat es versprochen. Veritas will sich zeigen. Das geschieht nicht immer.«
    »Da bin ich gespannt.«
    »Weiß man, wo er lebt?«
    »Nein, Suko, das weiß man nicht. Mal hier, mal dort. Er ist ein Wanderer. Ich habe bewusst lange damit gewartet, Sie beide einzuweihen. Ich wollte noch mehr Beweise haben, und die habe ich jetzt so gut wie bekommen. Es ist auch für mich eine Premiere. Ich habe ihn bisher noch nicht gesehen, und ich bin gespannt darauf, ob er sich überhaupt zeigen wird.«
    »War Ihnen das nicht versprochen worden?«
    Sir James lachte leise. »Ja, aber man sollte immer abwarten.«
    Das Gespräch zwischen uns versickerte. Wir warteten darauf, dass sich etwas an der Hütte tat und die Kollegen sie stürmten, um einen Killer zu stellen.
    Sir James’ Berichte waren schon seltsam gewesen. Ich hatte auch die Sorge aus seiner Stimme hervorgehört und machte mir ebenfalls meine Gedanken. Unser Chef überließ eigentlich nichts dem Zufall.
    Hier allerdings verließ er sich mehr auf sein Gefühl. Hätte es konkrete Verdachtsmomente gegeben, er hätte sicherlich nicht damit hinter dem Berg gehalten.
    Veritas hieß dieser Mensch falls er ein Mensch war und nicht jemand, der auf der anderen Seite stand. Ein Dämon, ein Halbdämon, wie auch immer. Jedenfalls einer, der auf keinen Fall unterschätzt werden durfte. Das hatte Sir James auch nicht getan, denn sonst säßen wir nicht hier.
    Es war eine ruhige Sommernacht. Es hatte sich nach einigen schweren Gewittern und Regengüssen abgekühlt. Die Menschen konnten wieder tief durchatmen und auch besser schlafen. Mir hatte das schwülheiße Wetter ebenfalls zugesetzt. Man war nicht mehr so locker wie sonst, doch das war zum Glück vorbei.
    Die Umgebung sah für mich aus wie ein Foto, auf dem sich nichts bewegte. Eine trügerische Ruhe hielt ihr Schweigen wie eineunsichtbare Decke ausgebreitet. Nichts regte sich. Das Wasser des kleinen Sees lag glatt wie ein Spiegel. Die Hütte malte sich scharf vor dem Hintergrund ab, aber hinter ihren Fenstern sah ich keinen Lichtschein.
    Auch die Kollegen hielten sich gut verborgen. Sie schienen sich in die Erde eingegraben zu haben, doch ich wusste, dass sich blitzschnell alles ändern konnte.
    Obwohl wir mit dem Einsatz nicht unmittelbar zu tun hatten, stieg die Spannung an. Mir fiel auf, dass Sir James auf die Uhr schaute, und ich fragte ihn: »Hat man Ihnen den Zeitpunkt des Zugriffs genannt, Sir?«
    »Nein. Die Männer sollen den Gegebenheiten entsprechend handeln. Es liegt allein in den Händen des Einsatzleiters. Er ist ein Profi, der so etwas nicht zum ersten Mal durchzieht.«
    »Für wen hat Haric hier auf der Insel getötet?«
    Sir James zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ob er es schon getan hat oder noch tun will. Da bin ich wirklich überfragt. Aber er ist gefährlich. Ein Killer ohne
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