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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch
Autoren: Jason Dark
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aber ich werde wieder erscheinen, wenn ich neues Blut haben muß. Und ich weiß, daß es auch dann noch Menschen geben wird. Aber ich kann dich beruhigen. In der folgenden Nacht noch werde ich verschwinden, denn ich bin satt. Niemand wird mehr etwas in den nächsten Jahrhunderten von mir hören. Das ist versprochen.«
    »Ich glaube nicht, daß Morgan le Fay damit einverstanden ist. Du hast ihr den Kelch gestohlen.«
    »Nein, sie hat ihn mir gegeben. Er ist ein kleines Wunderwerk, obwohl er so schlicht aussieht. Wunderschön. Aus einem Glas hergestellt, wie man es damals öfter tat. Ich liebe ihn. Er ist so fein, so zart, aber er steckt voller Kraft und einer alten Magie, denn er verwandelt das Blut der Menschen für mich. Damit es für mich paßt. Damit ich die Jugend erhalte und auch weiterhin so schön bleiben kann. Dieser Kelch ist das Wertvollste, was ich besitze.«
    »Es ist nicht der Gral«, sagte ich, weil ich auf ein anderes Thema umschwenken wollte. Zeit zu gewinnen, war wichtig. Dabei versuchte ich auch, mit möglichst unauffälligen Bewegungen die Fesseln noch weiter zu lockern, ohne daß Alana mißtrauisch wurde.
    Ich hörte damit auf, als mich wieder die Klinge berührte. Sie strich sanft über meine Stirn hinweg, und das Zusammentreffen glich schon einer Liebkosung. Alana lächelte dabei, als sie sagte: »Ich brauche sie nur zu drehen, und dein Blut wird fließen.«
    »Dann tu es!« flüsterte ich scharf.
    »Nein, ich werde mich hüten, denn zuvor muß ich noch etwas anderes richten.« Sie schaute zur Seite und sagte dann: »Es gibt hier einen Verräter.«
    »Nein, der Kapitän ist von mir angehalten worden, mich zu befreien. Ich habe ihn unter Druck gesetzt.«
    »Dabei soll mein Einfluß doch stärker sein.«
    »Er hat eben nachgedacht.«
    »Und er hat sich falsch verhalten!« erklärte die Banshee, »deshalb werde ich ihn mir als ersten holen. Danach bist du an der Reihe.« Sie wollte ihr Vorhaben so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. Das Messer verschwand wieder aus meiner Nähe, und Alana wollte auf Josuah Black zugehen.
    Mir war klar, daß sich der ehemalige Kapitän nicht gegen eine so starke Person wehren konnte.
    Deshalb gab es für ihn nur eine Lösung, die Flucht. Ich hoffte, daß er auf mich hören würde, und deshalb schrie ich ihm zu: »Über Bord, Black! Los, springen Sie!«
    Ich zählte darauf, daß er schwimmen konnte und auch diese weite Strecke schaffte.
    Alana fluchte. Sie huschte um den Mast herum. Ich konnte nicht sehen, was geschah, aber ich hörte die Schritte auf den Planken. Dann erschien an der Backbordseite die Gestalt des Kapitäns. Er hatte mich gut verstanden und war bereits auf dem Weg zur Reling. Aus dem Lauf sprang er in die Höhe, stützte sich ab und setzte über das Schanzkleid hinweg. Ich hörte noch das Klatschen, als er ins Wasser fiel, dann war nichts mehr von ihm zu sehen.
    Natürlich war er nicht in Sicherheit. Alana bewegte sich perfekt. Nicht nur als dreidimensionales Wesen. Sie würde ihn in ihrer geisterhaften Erscheinung verfolgen können, aber das hatte sie gar nicht vor. Sie lief dorthin, wo Black das Schanzkleid überwunden hatte. Sie schaute ihm nach und mußte auch sehen, wann er wieder auftauchte.
    Mich interessierte das zwar, doch ich hatte in diesen schrecklich langen Augenblicken andere Sorgen. Ich mußte endlich den verdammten Rest der Fesseln loswerden. Ich zerrte daran, drückte meine Arme so weit zur Seite, wie es eben möglich war und versuchte mit aller Gewalt, die Stricke zu sprengen. Es war ein Kampf mit der Tücke des Objekts. Noch klemmten die Stricke einfach zu stark um meinen Körper. Die Arme ließen sich zwar hochschieben, aber nicht hoch genug, um die Hände frei zu bekommen.
    Ich dachte daran, daß Josuah Black meine Beretta eingesteckt hatte. Bei einem schnellen Schuß hätte ich vielleicht eine Chance gehabt, aber die Hexe tauchte auf und unterbrach nicht nur meine Bemühungen, sondern auch die Gedanken.
    »Ich bin wieder da!« sagte sie und sprach von Black. »Er ist unwichtig gewesen. Ich kann ihn mir holen, aber jetzt sind wir allein. Nur wir beide.«
    »Ja!« sagte ich und verzog das Gesicht zu einem kalten Grinsen. »Darauf habe ich mich schon lange gefreut!«
    »Freust du dich auch auf mein Messer?« flüsterte sie.
    »Versuch es«, erwiderte ich.
    Sie nickte nur…
    ***
    Was hinter Suko lag, interessierte ihn nicht. Er hatte nur Augen für den Kutter, der auf dem Meer schaukelte und dabei ein Bild bot, wie es
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