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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch
Autoren: Jason Dark
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er das Wasser meiden. Am Heck hatte sich ein Schaumwirbel gebildet, der in einem Dreieck verlief.
    In genügender Entfernung fuhr Suko an den Leuten vorbei, die aus ihrer Starre erwacht waren. Sie schrieen hinter ihm her, aber sie besaßen keine Waffen, um ihn mit einer Kugel stoppen zu können.
    Suko passierte auch die Trawler und glitt dem offenen Meer entgegen, wo er nur Augen für sein Ziel hatte…
    ***
    Auch Josuah Black mußte die Hexe gesehen haben. Das nahm ich zumindest an, denn er hatte seine Bemühungen eingestellt. Wahrscheinlich war er beim Anblick der Banshee erstarrt.
    »Verlieren Sie jetzt nur nicht die Nerven!« flüsterte ich scharf. »Machen Sie vorsichtig weiter.«
    »Nein, Sinclair, ich kann nicht!«
    »Himmel, seien Sie doch nicht so verrückt. Wir packen das. Es geht schon klar.«
    »Ich… ich… habe Angst. Verdammt, sie weiß Bescheid. Sie wird mich auch noch holen.«
    Damit hatte er nicht unrecht. Eine wie Alana nahm das Blut, wo sie es bekam, und zwei Personen waren für sie wichtiger als eine. Sie lächelte mich an. Verändert hatte sie sich nicht. Nach wie vor trug sie dieses Kleid, das wie auf die Haut gemalt aussah. Das rötliche Haar hatte sie an einer Seite nach hinten geschoben, so daß ihr linkes Ohr frei lag. Das rechte war bedeckt.
    So hatte ich sie auf dem Videofilm gesehen, und deshalb wußte ich auch, wie es weiterging. Sie würde mit dem Messer in meine Brust schneiden und das Blut in den Kelch laufen lassen. Ich würde altern, sie aber würde wieder einen Schub bekommen, um die Jugend zu erhalten. Da war sie wie ein ägyptischer Sukkubus, dem ich damals in Kairo gegenübergestanden hatte.
    In welcher der beiden Phasen sie sich befand, war nicht zu erkennen. Jedenfalls sah ich sie klar und deutlich. Da war nichts Verschwommenes oder Geisterhaftes an ihr. Sie stand normal klar auf dem Boot und glich die Schwankungen locker aus. Sie selbst bewegte sich nicht. Sie wollte einfach nur schauen.
    Die Geräusche des Wassers hatte ich vergessen. Ich hörte von außen nichts mehr, abgesehen von den heftigen Atemzügen des hinter mir stehenden Kapitäns, der sich nicht traute, weiterhin an meinen Fesseln zu säbeln.
    Dabei wäre es wichtig gewesen. Teile der Stricke waren zwar gefallen, aber eben nicht genug. Noch immer spürte ich den Druck, der mich gegen den Mast preßte. Meine Arme waren ebenfalls nicht frei. Auch wenn ich mich drehte, dabei die Schultern anhob oder mich vom Mast wegdrückte, brachte das keinen schnellen Erfolg, wie ich ihn gebraucht hätte. Die Zeit lief mir weg, und das war eigentlich am schlimmsten. Alana konnte bestimmen. Sie war diejenige, die alles in den Händen hielt, und sie würde mit Vergnügen ihr kurzklingiges Messer über meinen Körper gleiten lassen, um das Blut zu sammeln.
    Alana lächelte. Sie trat dabei vor. Zwei Schritte reichten ihr aus, um mich fast zu erreichen. Sie brauchte nur den Arm auszustrecken, dann glitt die Klinge flach über meinen Hals hinweg, ohne jedoch in meine Haut einzuschneiden.
    Es war nur eine Warnung gewesen, die mir klarmachen sollte, wer hier das Sagen hatte.
    »Ihr habt mich hintergehen wollen, nicht wahr! Du und dieser verdammte Black.«
    »Nein, nicht hintergehen!« erwiderte ich. »Wir wollten dich stoppen. Es ist genug Blut geflossen. Laß die Menschen endlich in Ruhe.«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihr Haar bewegte sich dabei kaum. Ich ließ meinen Blick über ihren Körper streifen und stellte dabei fest, daß sie dem Schönheitsideal einer perfekten Frau sehr nahe kam. Das war die eine Seite an ihr. Leider gab es noch eine zweite, und die war weniger gut. Sie besaß Kräfte, die nicht von dieser Welt stammten. Geboren in den Reichen und Dimensionen, die jenseits unserer Welt lagen, hatte sie es verstanden, sich noch ein Erbe zu greifen. Den Kelch der Morgan le Fay.
    Sie war von Merlin erzogen worden. Sie geisterte als schillernde, geheimnisvolle und düstere Person durch die alten Legenden. Sie war nie verschwunden, nie gestorben. Es gab Menschen, die an sie glaubten. Es waren vor allen Dingen Frauen, wie eben Alana, die sich Morgan le Fay zugehörig fühlten.
    Ich sah ihr in die Augen.
    Sie waren grün wie dünnes Glas, und ihre Pupillen wirkten darin bleich.
    »Nein, ich werde die Menschen nicht in Ruhe lassen. Ich werde mich erst dann zurücklehnen, wenn ich genug Blut habe. Wenn ich weiß, daß ich die folgenden Jahrhunderte überleben kann. Wie es jetzt geschehen ist. Dann wird man nichts mehr von ihr hören,
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