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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch
Autoren: Jason Dark
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zugelassen, und so stellte ich meine Bemühungen ein.
    Dann sah sie das Kreuz!
    Ich wußte es und beobachtete ihr Gesicht. In den Augen entdeckte ich die Reaktion zuerst. Das Funkeln kam mir nicht freudig erregt vor. Es zeigte den Schrecken, den sie empfand, und sie wich auch einen Schritt zurück.
    »Kennst du es?« fragte ich leise.
    Die Hexe überlegte. »Wer bist du?«
    »John Sinclair!«
    »Und wer noch?«
    »Der Sohn des Lichts…«
    Diese Antwort traf sie. Alana wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Sie war durcheinander. Die Gefühle zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab, und sie schüttelte auch leicht den Kopf. Mir kam es vor, als wäre ihr dieser Begriff nicht so neu, und sie wiederholte ihn auch flüsternd.
    »Du kennst mich?« fragte ich sie.
    »Ich hörte von dir. Der Sohn des Lichts… der Dunkle Gral… Avalon… man spricht dort davon. Die Geister der Ritter reden über dich. Richard Löwenherz wurde er genannt und auch als Sohn des Lichts bezeichnet…«
    »Das stimmt. Er besaß das Kreuz vor mir. Wie auch ein gewisser Hector de Valois.«
    Mit diesem Namen konnte Alana nicht viel anfangen, aber ihr Blick war jetzt mißtrauisch geworden. Zudem hatte sie sich etwas von mir entfernt. Sie stand jetzt leicht geduckt da und schaute mich von der Seite her an, wie jemand, der etwas Bestimmtes erkennen will. In diesen Moment dachte sie nicht daran, mich mit dem Messer zu attackieren.
    »Was hat dich hergeführt?« fragte sie flüsternd.
    »Du bist der Grund gewesen. Du hast als finstere Banshee genug Unheil angerichtet und genügend Menschen ermordet. Es muß ein Ende haben, Alana, deshalb bin ich hier.«
    »Nein«, sagte sie. »Nein, das kannst du nicht schaffen, denn ich bin ebenfalls eine Erbin. Mir gehört der Kelch der Morgan le Fay. Er ist zu einem Teil von mir geworden. Ich liebe ihn. Ich behalte ihn. Ich brauche ihn, denn nur er ist in der Lage, mir das ewige Leben zu geben. Ich will leben. Ich will all die Reiche durchwandern können. Ich will in dieser Welt sein, aber auch in der Welt der Geister. Ich will Avalon sehen können, ich will Morgan le Fay gegenüberstehen. Ich will ihre Kräfte spüren, die ihr der große Merlin mitgegeben hat. Ich will die Stimme des Königs Artus hören. Ich will ihn und seinen Geist sehen. Ich will es erleben, denn ich bin Alana, eine Person, die von den Legenden eigentlich vergessen wurde. Nur die anderen sind in die Bücher der Sagen und Mythen aufgenommen worden. Mich aber hat man nicht gewollt, obwohl mir Morgan le Fay den Hexenkelch gegeben hat. Sie, die über die Feen herrscht, wollte auch die Hexen stark machen, und das durch mich. Und deshalb lasse ich mich nicht von meinem Ziel abbringen.«
    Es waren Worte, über die ich keinesfalls lachen konnte. Sie meinte es ernst, so verflucht ernst. Mit einem Blick auf die Messerklinge versuchte sie sich selbst Mut zu machen.
    Danach trat sie wieder vor.
    Diesmal war ihr Mund zu einem breiten Lächeln verzerrt. Mehr schon ein Grinsen, in dem viel an Wissen steckte. Sie keuchte mir ihren Atem entgegen, und ich hatte es noch nicht geschafft, mich so zu befreien, daß ich mich wehren konnte.
    Aber die restlichen Stricke waren trotzdem locker geworden. Ich drehte mich wieder, hob auch die Schultern und stellte fest, daß die linke Seite bereits sehr locker geworden war.
    Der Arm ließ sich bewegen. Sogar die Hand, deren Finger ich strecken und dann zur Faust ballen konnte.
    »Nein, Sinclair, auch wenn du der Sohn des Lichts bist, ich muß es einfach tun.«
    Die Hand mit dem Messer stieß zu!
    ***
    Und ich hatte meinen linken Arm frei und auch die Hand. Da hatte das Schicksal seinen Segen gegeben. Auch wenn mein Arm noch schwer war und sich das Blut gestaut hatte, so bekam ich die Hand trotzdem hoch und schlug unter das rechte Handgelenk der Banshee.
    Beinahe hätte mich die Klinge erwischt, doch durch den Treffer war sie aus der Richtung geraten.
    Hautnah wischte sei vor meinem Gesicht in die Höhe, und mit dem nächsten Schlag traf ich den Körper der Banshee und schleuderte sie zurück.
    Aus ihrem Mund löste sich ein Wutschrei, der sich anhörte wie das Fauchen eines Raubtiers.
    Dazwischen hörte ich ein anderes Geräusch. Es war das Tuckern eines Außenborders. Es konnte auch sein, daß ich mir die Laute nur eingebildet hatte, denn ich mußte mich auf die Hexe konzentrieren und zugleich versuchen, noch mehr freizukommen.
    Ihre Schönheit wurde von dem Gefühl des Hasses überschwemmt. Plötzlich veränderte sich
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