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1116 - Der Hexenkelch

1116 - Der Hexenkelch

Titel: 1116 - Der Hexenkelch
Autoren: Jason Dark
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Boden.
    Ein Stück Tau.
    »Ich mache weiter, Sinclair. Warten Sie. Hier ist noch ein verfluchter Knoten. Den schaffe ich auch!«
    »Alles klar, ich warte.«
    Und Black hielt sein Versprechen. Als ich meinen Körper nach vorn drückte, da kam ich zum erstenmal vom Mast weg. Zwar wurde ich noch gehalten, doch ich hatte Spielraum.
    Frei atmen. Die Hände und Arme vom Körper wegspreizen. Das war eine Erleichterung, obwohl ich noch nicht frei war und Josuah Black über die verdammten Stricke fluchte und auch über diejenigen, die sie um mich und den Mast gewickelt hatten.
    Bisher war alles gutgegangen. Meine Hoffnung wuchs, daß ich der Hexe ein Schnippchen schlagen konnte. Immer mehr Stricke rissen.
    Ich dehnte und reckte mich. Drückte dabei die Arme zur Seite, schaffte mir immer mehr Bewegungsfreiheit und schaute auch weiterhin nach vorn.
    Dort stand die Sonne.
    Sie hing am Himmel. Allerdings recht tief, so daß ich meinen Blick nicht unbedingt in die Höhe zu richten brauchte, um gegen den Ball schauen zu können.
    Sie kam aus dem roten Rund.
    Zumindest sah es so aus. Und sie brauchte auch nicht weit zu gehen, um das Ziel zu erreichen.
    Plötzlich war sie da. Einfach nur herangeschwebt, und sie stand auf dem Kutter.
    Sie sah aus wie immer. Sie trug den Kelch in der einen Hand und ihr Messer in der anderen. Die Kinder sah ich nicht. Dafür hörte ich ihr Lachen, und wußte, daß sie einige Zeit zu früh auf dem Kutter erschienen war…
    ***
    Suko war einiges klargeworden, und er wußte auch, daß er keine Zeit verlieren durfte. Er war so schnell wie möglich aus dem Schafstall zum Wasser geeilt. Dabei hatte er sehr darauf geachtet, nicht gesehen zu werden und sich stets eine Deckung gesucht. Er hatte das Haus des ehemaligen Kapitäns erreicht und blieb in seiner schützenden Deckung stehen. Es war ein guter Ort, der ihm zudem den fast perfekten Überblick bot. Die Bewohner der Insel hatten den Hafen nicht verlassen.
    Sie alle standen auf der Mole, als gälte es, einen bestimmten Vorgang nicht aus den Augen zu lassen.
    Es spielte sich weit draußen ab. Das Meer war für sie wichtig geworden, und auch Suko kannte den Grund. Er blickte an den dümpelnden Booten vorbei. Er sah die tiefer gesunkene Sonne und ihre dottergelben bis fast rötlichen Strahlen, die sich als Schleier auf der Oberfläche ausgebreitet hatten.
    Und er entdeckte den Kutter!
    Er stand wie ein Bild auf den Wellen. Suko mußte schon genau hinschauen, um erkennen zu können, daß er sich bewegte. Aber er war zu weit entfernt, und Suko konnte keine Einzelheiten erkennen. John war auf dem Boot, davon ging Suko aus. Ihm fehlte ein Fernglas, doch wichtiger war ein Boot.
    Suko wollte seinen Freund auf keinen Fall allein lassen. Es gab nicht nur den Kutter, sondern auch kleine Kähne mit Außenbordern, die an einer geschützten Stelle des Hafens lagen. Dort wurden die Wellen von einer querlaufenden Mole gebrochen.
    Dorthin lief Suko geduckt und so schnell wie möglich. Er mußte eine freie Fläche überwinden und sprang in eines der ersten Boote hinein.
    Der Motor war zwar abgestellt worden, aber er besaß kein Sicherheitsschloß, das erst noch geöffnet werden mußte. Suko brauchte das Boot nur loszutäuen, an der Kordel ziehen, hoffen, daß genug Sprit vorhanden war, und dann starten.
    So tief wie möglich hatte er sich in den kleinen Kahn hineingeduckt. Der Wind trug ihm die Stimmen der Inselbewohner entgegen. Worüber sie sprachen, verstand er nicht, aber es lag auf der Hand, daß sie an ihrer Angst fast erstickten.
    Der erste Versuch.
    Da tat sich nichts.
    Beim zweiten Ziehen hörte Suko zumindest schon ein Stottern. Es gab Hoffnung. Auch der dritte Versuch schlug fehl, aber das Stottern hörte sich schon gleichmäßiger an.
    Er hatte vor, mit voller Kraft zu fahren, falls es die Wellen zuließen.
    Beim vierten Versuch sprang der Außenbordmotor an. Das Geräusch klang wie Musik in Sukos Ohren. Plötzlich fühlte er sich besser. Er hockte im Boot und steuerte es aus dem Liegeplatz des Hafens hervor. Dabei störte es ihn auch nicht, daß er an den anderen Booten entlangscheuerte.
    Wichtig war für ihn, so schnell wie möglich das offene Wasser zu erreichen.
    Die Menschen hatten gehört, daß etwas nicht stimmte. Sie allerdings waren zu sehr mit ihren eigenen Sorgen beschäftigt, und so wurden sie erst zu spät auf die Veränderung aufmerksam. Da hatte Suko bereits den schützenden Bereich verlassen und fast Vollgas gegeben. Der Bug stand hoch, als wollte
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