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1112 - Elfenrache

1112 - Elfenrache

Titel: 1112 - Elfenrache
Autoren: Jason Dark
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wollen.
    Erfahrungen mit diesen Gewässern hatte ich schon sammeln können und wußte, daß Teiche auch als Tore zu anderen Dimensionen galten.
    Dieser hier sah dunkel aus und lag eingebettet zwischen den glatten Steinen. Ungefähr dort, wo ich gelegen hatte, blieb ich jetzt stehen und schaute auf die kreisrunde Fläche, die mir wie ein großes Auge entgegenschaute.
    Das dunkle Grün gab sein Geheimnis nicht preis. Ich war enttäuscht und wollte mich abwenden, als ich trotzdem noch etwas sah.
    In der Tiefe entstand Bewegung.
    Es war kein kräftiger Sog, aber so stark, daß die Oberfläche erreicht wurde und dort ein Wellenmuster hinterließ. Der Wind trug daran nicht die Schuld. Andere Kräfte hatten sich zusammengefunden und wühlten das Wasser auf, das seine dunkelgrüne Farbe verlor und sich immer mehr erhellte, als lägen gläserne Schichten übereinander. Das Wasser zeigte schließlich ein glasiges Aussehen. Noch leicht verschwommen und trübe, aber mir gelang trotzdem die Einsicht, und in der Dunkelheit dieses Tors oder Teichs war die Bewegung genau zu erkennen. Jemand stieg von unten nach oben. Er hatte das Tor zwischen den Welten bereits überwunden und drehte sich jetzt so, daß ich ein Gesicht erkannte.
    Caroline kehrte zurück!
    Noch war ihr Gesicht durch die Bewegungen der Wellen nicht so klar erkennbar. Es nahm immer wieder andere Formen an, aber die Gestalt trieb der Oberfläche entgegen, und mit einem leisen Plätschern durchbrach sie das Wasser.
    Ich griff sie nicht an und ging nur einen Schritt nach hinten. Ich wollte weg von den Steinen, die meine Standfestigkeit beeinträchtigten.
    Caroline Sheldon kletterte hervor. Schon jetzt achtete sie nicht auf mich, denn sie war mit sich selbst beschäftigt. Sie war naß. Das Haar klebte ihr auf dem Kopf, und der feine Stoff war dicht an den Körper gepreßt.
    Ihre Armbewegungen waren langsam. Sie griff nach den Steinen, sie stützte sich auch dort ab, schwang ihren Körper so hoch, daß auch die Beine das Wasser verließen und sie die Knie gegen die glatten Steine drücken konnte.
    Ich störte sie nicht, als sie in ihrer Haltung blieb und sich umschaute.
    Sie kam mir nicht nur verändert vor, sie hatte sich auch verändert. Sie strömte weder Aggressivität aus, noch weibliche und verführerische Lockung. Sie glich mehr einer nachdenklichen Person, die sich in der Fremde nicht richtig zurechtfand und sich erst ein Bild verschaffen wollte.
    Auch weiterhin störte ich sie nicht. Meine Füße standen im weichen Moos. Der Geruch der Blumen und des Grases nahm ich ebenfalls wahr. Das Kreuz war inzwischen in meiner rechten Hosentasche verschwunden. Zur rechten Zeit würde ich es hervorholen.
    Sie stand auf.
    Sehr langsam streckte sie dabei ihren Körper. Genau bei dieser Bewegung fiel mir zum erstenmal die Veränderung an ihrer Gestalt auf. Der linke Elfenflügel hing über die Schulter hinweg. Der rechte war zwar ebenfalls vorhanden, aber nicht mehr in der Form wie er hätte sein müssen.
    Mir kam er geknickt vor. Er war nach unten weggesackt, war klatschnaß und sah verbrannt aus.
    Eine verletzte Person hatte den Teich verlassen und damit auch ihre ureigenste Welt.
    Sie stand jetzt. Mich traf ein kurzer Blick nur, denn sie hatte die beiden kleinen Elfen gesehen, zu denen sie hinging. Neben Laura kniete sie als erste nieder und streichelte ihr Gesicht. Das gleiche geschah auch bei Jill.
    Auf mich wirkte sie nicht mehr wie eine Rächerin. Aus der Elfe war ein geknickter Mensch geworden, der wohl eine schwere Zeit hinter sich hatte. Von ihrer Hoffnung war nicht mehr viel geblieben.
    Nachdem auch All die Streicheleinheiten ihrer Hände erhalten hatte, stellte sich Caroline wieder hin.
    Sie ging nicht von der Elfe weg und drehte sich auf der Stelle um.
    Stumm schaute sie mich an.
    Ihre klaren grünen Augen waren geblieben. Nur der Blick kam mir nicht mehr so siegessicher vor.
    Der Mund bewegte sich. Ich wußte nicht, ob sie lächeln wollte. Ich faßte diese Bewegung als Aufforderung auf, sie anzusprechen.
    »Du siehst, daß ich noch lebe«, sagte ich mit leiser Stimme.
    »Ja…«
    Ein Hauch. Mehr war die Antwort nicht gewesen. Möglicherweise hatte sie auch nicht anders sprechen können, aber sie redete weiter und diesmal mit einer besser zu verstehenden Stimme.
    »Warum werdet ihr Menschen nicht vernünftig? Warum laßt ihr uns nicht in Ruhe? Kannst du es mir sagen?«
    »Nein, nicht genau. Ich verstehe nur deine Frage nicht. Du sprichst von den Menschen wie jemand,
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