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1106 - Zombie-Engel

1106 - Zombie-Engel

Titel: 1106 - Zombie-Engel
Autoren: Jason Dark
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bedeckten wie ein makabres Muster.
    Glenda blieb nahe der Mauer stehen. Von dieser Stelle aus hatte sie den besten Überblick. Alles lag vor ihr in dieser grauen und toten Farbe, die einen Menschen depressiv machen konnte. Es gab einfach nichts Freundliches, keine Farbe. Wenn es einen Friedhof gab, der ein Hort des Todes war, dann dieser.
    Ihren unbekannten Retter entdeckte sie nicht. Sie wußte auch nicht, wie sie ihn einschätzen sollte, doch sie hoffte, daß er nicht davongeflogen war und sie allein gelassen hatte. Das wäre einfach fatal gewesen.
    Nur noch wenig Staub lag in der Luft. Glenda konnte bereits von einem Ende des Friedhofs bis zum anderen schauen. Auf ihrem Körper lag ebenfalls eine graue Schicht, die sich mit dem klebrigen Schweiß vermischt hatte.
    Ihre Augen weiteten sich. Am gegenüberliegenden Ende des Friedhofs sah sie eine Bewegung. Aus den Schatten der Grabsteine löste sich eine hochgewachsene Gestalt. Es war kein lebender Engel. Die Gestalt sah anders aus. Sie war bekleidet. Der dunkle Umhang reichte bis hin zu den Füßen. In der rechten Hand hielt die Gestalt ein Schwert, dessen Klinge heller schimmerte als bei einer normalen Waffe. Sie mußte aus einem besonderen Material bestehen.
    Die Gestalt ließ sich Zeit. Vielleicht, auch, um von Glenda genau gesehen zu werden. Auf sie machte der Mann keinen feindlichen Eindruck. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß er seine Waffe anheben und sie erstechen würde. Er ging wie ein Sieger. Er schaute dabei nicht nur nach vorn. Der Kopf bewegte sich nach rechts und links, als wollte er herausfinden, wo diejenigen lagen, die durch seine Waffe ihre Existenz verloren hatten. Die Köpfe, die Körper, die starren Gesichter.
    An Glenda zeigte er kein Interesse. Sie schien für ihn nicht vorhanden zu sein. Aber bei ihr war es umgekehrt. Sie ließ den Mann nicht aus den Augen.
    Je näher er kam, um so besser konnte sie ihn erkennen. Auch sein Gesicht, das von einer langen und schwarzen Haarflut umrahmt war. Die Haare wuchsen auch in den Nacken hinein, und sie wippten bei jedem Schritt. Die Füße schienen über den Boden zu schweben, denn die mächtige Gestalt wirbelte bei ihren Bewegungen so gut wie keine Staubwolken auf.
    Glenda, die bisher kaum etwas gedacht und nur geschaut hatte, begann zu überlegen. Nicht nur das, die Gedanken rasten durch ihren Kopf. Sie war sich nicht hundertprozentig sicher, aber die Gestalt, die immer näher kam, war für sie nicht so fremd. Sie überlegte, wo sie den Mann schon einmal gesehen hatte, der trotz allem ein düstergefährliches Flair um sich herum verbreitete.
    Die Erinnerungen kamen schnell, und plötzlich wußte sie Bescheid. Ja, sie kannte ihn.
    Der Blick in seine dunklen und leicht violett schimmernden Augen beseitigten die letzten Zweifel.
    So konnte sie nur einer anschauen.
    Es war Raniel, der Gerechte!
    ***
    Er blieb stehen und sprach sie nicht an. Wahrscheinlich wollte er abwarten, bis sie ihre Überraschung überwunden hatte. Das war auch nötig, denn Glenda überlegte fieberhaft, was sie von ihm wußte.
    Er hieß Raniel Almedos. Er war kein Engel, aber er war auch kein richtiger Mensch. Er war jemand, der zwischen zwei Zuständen pendelte und sich nicht für einen entscheiden konnte oder wollte. Seine Waffe war ebenfalls nicht normal. Er besaß das Lichtschwert, das er auch die Bibel des Gerechten nannte. Er fühlte sich als Gerechter und griff dort ein, wo er das Unrecht sah.
    Sein Schicksal war mit den Kurven einer Achterbahn zu vergleichen. Er kannte sich bei den Menschen ebenso aus wie bei den Engeln: Für ihn gab es keine Grenzen und Hindernisse, um zwischen den beiden so unterschiedlichen Ebenen zu pendeln. Als Engelmensch existierten auch kaum Hindernisse. Er konnte durch sie hindurchgleiten, und so verwischten sich auch die Dimensionen. Seine Stimme änderte sich mit dem Zustand. War er mehr Engel, so klang sie hell, beinahe schon unangenehm schrill. War er mehr Mensch, sprach er normal. Als Engel wechselte auch die Farbe seine Augen, die dann einen silbrigen Ausdruck annahmen. Das war hier noch nicht der Fall, als er Glenda anschaute.
    Er hatte sich seine eigenen Gesetze gemacht. Die des Gerechten. Da kannte er keine Rücksicht und ging, wenn es nötig war, auch über Leichen. Das hatten besonders John Sinclair und Suko erlebt, die zu Raniel ein etwas zwiespältiges Verhältnis unterhielten, obwohl sie im Prinzip auf einer Seite standen.
    Sein Blick war hypnotisch. Er konnte Menschen in seine
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