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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel
Autoren: Knut Krueger
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ich übernehme seine Mannschaft. Die werden in der Vorrunde rausfliegen, versprochen!
    Günter
    Â 
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Wollt ihr so etwa rausfliegen? 2:0 gegen Portugal! Du bist wirklich dümmer, als die Polizei erlaubt. Mach die Jungs fertig, du Schwachkopf.
    Frank

    Â 
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Was soll ich denn machen? Die Jungs tanzen mir auf der Nase rum.
    Günter
    Â 
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Du hirnverbrannter, schwachsinniger Vollidiot! Kannst du nicht mal ein paar Kinder unter Kontrolle halten? Ich gebe dir eine letzte Chance. Du zahlst mir sofort 2000 Euro Schweigegeld, und ich besteche den Schiri für euer Spiel gegen Spanien. Muss man denn alles selber machen!?
    Frank
    Â 
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Verflixt, der Schiri hat’s auch nicht auf die Reihe gekriegt! Gib mir noch eine allerletzte Chance. Bitte, bitte!
    Dein alter Freund Günter
    Â 
    An dieser Stelle bricht der Mailverkehr ab. Wir schauen uns sprachlos an. Jetzt ist uns alles klar. Möller weiß, dass Speckmann sich seit Jahren aus der Vereinskasse bedient, und hat ihn erpresst. Speckmann sollte dafür sorgen, dass wir möglichst früh aus dem Turnier ausscheiden, damit Möller und sein Team freie Bahn haben. Speckmann hat Andi K.-o.-Tropfen ins Bier getan und
ihn damit aus dem Verkehr gezogen. Nur eines hat er nicht geschafft: uns ausscheiden zu lassen.
    Â»Wir müssen sofort zur Polizei gehen«, sagt Flo.
    Â»Meinst du, wir sollten den Laptop gleich mitnehmen?«, frage ich.
    Â»Das könnte euch so passen!«, hören wir hinter uns eine knarzige Stimme.
    Ich bin vor Schreck wie gelähmt. Meine Hände beginnen krampfhaft zu zittern, während mir kalter Schweiß den Rücken hinunterläuft. Wie in Zeitlupe drehe ich mich um.
    Speckmann steht in der Tür.

Immer noch Freitagabend
    Â»Was soll ich mit diesen miesen, kleinen Schnüfflern machen?« Speckmann führt Selbstgespräche, nachdem er die Wohnungstür von innen abgeschlossen und den Schlüssel abgezogen hat. Jetzt sitzen wir in der Falle.
    Â»Wir versprechen Ihnen, Herr Speckmann, dass wir nichts …
    Â»Schnauze, König! Ich muss nachdenken.«
    Speckmanns Gesicht hat sich verändert. Farb- und leblos sieht es aus. Das graue Gesicht einer Wachspuppe. Seine Augen sind gerötet, der Mund ist nur noch ein schmaler Strich.
    Ruhelos streift er hin und her wie ein Tiger in seinem Käfig. Er ist genauso gefangen wie wir, schießt es mir durch den Kopf.
    Wir trauen uns kaum zu atmen, hocken regungslos auf der Kante seines Sofas und lassen die Köpfe hängen.
    Dann läuft er plötzlich ins Nebenzimmer, zieht den Stecker aus seinem Laptop, klappt ihn zusammen und klemmt ihn sich unter den Arm. »Mitkommen!«, kommandiert er.
    Wir trotten hinter ihm her zur Wohnungstür. Er
schließt auf und wirft einen prüfenden Blick um die Ecke. »Und keinen Mucks!«, warnt er. Dann stößt er uns vor sich her die Treppe hinunter und noch ein Stockwerk tiefer, bis wir im Keller sind. Er reißt nacheinander mehrere Eisentüren auf und treibt uns vor sich her. Kalt, klamm und still ist es in diesen unterirdischen Gängen. Hier scheint man von allem Leben abgeschnitten zu sein. Wie im Bau eines Tieres, das seine Höhle längst verlassen hat. Schließlich erreichen wir eine Eisentür, an der ein gelbes Schild mit schwarzer Schrift angebracht ist. Mit einer raschen Bewegung schließt Speckmann auf. »Los, rein da!« Die Tür knallt hinter uns zu. Ein Schlüssel dreht sich im Schloss. Schritte, die sich entfernen. Dann herrscht Totenstille.
    Immerhin ist es warm hier, wenn auch die Menge an Sauerstoff zu wünschen übrig lässt. Anscheinend hat er uns in den Heizungsraum gesperrt. Zunächst sagt keiner von uns ein Wort. Benno drückt die Klinke herunter und zerrt ein bisschen an der Tür, aber die lässt sich natürlich nicht öffnen.
    Â»Schöne Pleite!«, stöhnt er.
    Â»Speckmann hat keine Chance! Der ist geliefert!«, knurrt Flo. Besonders selbstsicher hört er sich allerdings nicht an.
    Â»Morgen ist das Finale«, murmele ich.
    Aber wahrscheinlich geht uns allen dieselbe Frage durch den Kopf, während wir uns erschöpft auf den Boden sinken lassen: Wie lange lässt es sich hier drin aushalten?

    Zwei Stunden
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