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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel
Autoren: Knut Krueger
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wie mit ihm. Und noch nie haben wir innerhalb kürzester Zeit so riesige Fortschritte gemacht. Er hat unsere Mannschaft total umgekrempelt, für jeden Spieler die optimale Position gefunden und uns beigebracht, was richtiges Mannschaftsspiel bedeutet.
    Seitdem wir unsere Positionen einhalten und uns ständig freilaufen, zaubern wir Kombinationen auf den Rasen, als wären wir nicht Kickers Vellbach, sondern der FC Barcelona. Und sogar Paco und Pablo, unsere rasenden mexikanischen Zwillinge, haben neuerdings ein Auge für ihre Mitspieler und geben die Pille freiwillig her, falls jemand besser postiert ist. Ich glaube, das ist Andis größte Leistung.
    Benno und Alex halten die Abwehr zusammen, und wenn Alex zu seinen gefürchteten Vorstößen ansetzt, hält Benno den Laden eben alleine dicht. Wer Benno nicht kennt, der wundert sich, dass jemand, der so viele Kilo auf die Waage bringt, so schnell auf den Beinen ist. Und wer Benno kennt, der wundert sich, dass jemand, der so viele Nutellabrote vernichtet, nicht noch mehr Kilo auf die Waage bringt.
    Dass sich die Anzahl unserer Gegentore extrem verringert hat, liegt aber in erster Linie an Jaromir, unserem neuen Keeper, der erst vor ein paar Wochen mit seiner tschechischen Familie hierher gezogen ist. Jaromir geht
mit Benno, Flo und mir in dieselbe Klasse, und keiner von uns hätte am Anfang gedacht, dass sich hinter diesem schweigsamen, blassen Typen mit den viel zu großen T-Shirts ein richtiges Naturtalent verbirgt. Solange er nicht ins Spiel eingreift, lauert er meist regungslos und hoch konzentriert auf der Torlinie. Doch wenn’s drauf ankommt, boxt Jaromir auch die härtesten und platziertesten Schüsse zurück ins Feld, schaufelt sie über die Latte oder dreht sie lässig um den Pfosten.
    Flo und ich ziehen die Fäden im Mittelfeld und verstehen uns blind, was meistens darauf hinausläuft, dass ich die Laufarbeit übernehme und Flo den genialen Stehgeiger mimt, der mit ausgestrecktem Arm seine Kommandos gibt, ohne auch nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Aber mir soll’s recht sein, solange das Team »funktioniert«. Und derzeit funktioniert unser Team, zu dem auch noch Michi, Basti, Philipp und Danny gehören, einfach phänomenal.
    Die Mini-WM, die nichts anderes ist als eine Kopie der großen WM, allerdings mit 16 statt 32 Mannschaften, kommt also genau zum richtigen Zeitpunkt. Organisiert hat das Ganze die Kreissparkasse Vellbach, und als die vor ungefähr zwei Wochen den Preis für den Sieger bekannt gab, war hier echt die Hölle los. Plötzlich hagelte es Nachbewerbungen. Jede Menge Teams, von denen ich noch nie gehört hatte, wollten unbedingt noch mitmachen. Über hundert seien es gewesen, hat Flos Vater, Herr König, erzählt, und der muss es ja wissen. Schließlich ist er unser Vereinsvorsitzender und Mitglied der Turnierleitung.

    Die Siegermannschaft des Turniers fliegt nämlich zum Eröffnungsspiel der richtigen WM nach Südafrika. Und der betreffende Verein bekommt noch 20.000 Euro dazugeschenkt, um sein Klubhaus zu renovieren oder das Trainingsgelände auf Vordermann zu bringen oder beides zusammen.
    Ich finde das ja unheimlich nett von der Sparkasse, frage mich aber, woher die eigentlich so viel Geld hat. Mein Vater meint, von nett könne keine Rede sein. Die wollen nur neue Kunden gewinnen und das ganze Turnier zu ihrer Werbeveranstaltung machen, und wahrscheinlich würde sogar auf dem Flugzeug, das am 10. Juni in Richtung Südafrika abhebt, »Kreissparkasse Vellbach« stehen.
    Hoffentlich hat er recht, das wäre echt cool.
    Und noch cooler wäre es, wenn ich dann mit all meinen Freunden in diesem Flugzeug säße …
    Â 
    Â»Träum nicht, Putzi, deine Pizza wird kalt … PUTZI!«
    Â»Ã„h, was?«
    Â»Wo bist du nur mit deinen Gedanken?«
    Was für eine Frage. In Südafrika natürlich.

Donnerstag, zwei Tage vor Turnierbeginn
    Der Traum von Südafrika hat sich in meinem Kopf breitgemacht und will keinen anderen Gedanken mehr in ihn reinlassen. Anscheinend hält er noch weitere Köpfe besetzt, denn Flo, unser Mathecrack, hat heute an der Tafel den totalen Stuss zusammengerechnet. Benno hing in der großen Pause sein halbes Nutellabrot aus dem Mund, weil er zu kauen vergessen hatte, und Jaromir musste ich drei Mal sagen, dass ich ihn nachher zum Training abhole, ehe er endlich »Geht klar«
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