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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel
Autoren: Knut Krueger
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Aufwärmen« ungefähr siebenundzwanzig Mal um den Platz gescheucht. Immer schön am Zaun entlang. Danach haben wir uns im Sitzen die Medizinbälle zugeworfen und sind um die Wette durch den Strafraum gerobbt. Am Ende, als sowieso keiner mehr laufen konnte, gab’s zur Belohnung ein dreiminütiges Spiel fünf gegen fünf mit fliegendem Torwart. Dann hat er uns mit einem kernigen »Bis morgen, Männer!« entlassen.
    Medizinbälle haben echt eine erstaunliche Wirkung: Meine Zahnbürste ist über Nacht so schwer geworden, dass ich sie kaum zum Mund heben kann. Aber egal. Es gibt eben Trainer, sage ich mir, bei denen das erste Training besonders hart ist, weil sie sich erst mal Respekt verschaffen wollen. Und wenn sie sehen, dass alle richtig mitziehen, werden sie unheimlich nett und führen die Spieler an der langen Leine. Eigentlich eine gute Methode, rede ich mir ein und beginne so langsam, mich doch ein klein wenig auf das heutige Nachmittagstraining zu freuen. Denn heute wird bestimmt richtig Fußball gespielt, jede Wette!
    Â 
    Wie man sich doch täuschen kann. Als Jaromir und ich das Trainingsgelände erreichen, trauen wir unseren Augen nicht. Während Speckmann auf einem Klappstuhl sitzt
und ein Wurstbrot mampft, stellt Wilfried kleine, orangefarbene Hütchen auf, wie man sie vom Straßenbau kennt. Jede Menge Hütchen hat er bereits aneinandergereiht und scheint großen Wert darauf zu legen, dass zwischen ihnen stets exakt derselbe Abstand ist.
    Vor Speckmanns Stuhl liegt ein einziger Fußball. Als Pablo ihn sich schnappen will, setzt Speckmann blitzschnell seinen Fuß darauf und wedelt mit dem Zeigefinger. »Nur gucken, nicht anfassen!«, gluckst er und lacht wiehernd über seinen gelungenen Scherz.
    Die Medizinbälle haben sich hingegen wundersam vermehrt. Sechs von ihnen liegen wie an einer Schnur aufgereiht nebeneinander, die anderen sechs jeweils gegenüber. Wilfried, dem der Schweiß auf der Stirn steht, überprüft ein letztes Mal die Abmessungen des Hürdenparcours und die Standfestigkeit der Eisenstangen, von denen er etwa zwanzig in den Boden gerammt hat.
    Ein schriller Pfiff ertönt. »So Männer!«, ruft Speckmann und klatscht in die Hände. »Jetzt könnt ihr zeigen, was in euch steckt. Wilfried erklärt euch alles Weitere. Viel Spaß beim Training!«
    Ich werfe Flo einen hilflosen Blick zu. Flo schaut Benno an, Benno schaut Jaromir an, Jaromir schaut Philipp an, Philipp schaut Michi an und Michi blickt zu Boden.
    Â»Also erst mal zu den Hürden«, kommandiert Wilfried. »Aber ein bisschen plötz …«
    Â»So geht das nicht!«, unterbricht ihn eine feste Stimme.
    Alle drehen sich um.
    Â»So geht das nicht«, wiederholt Flo.

    Speckmann ist aufgestanden. »Was geht so nicht, Florian König?«
    Â»Das mit dem Training. Wir sind noch von gestern total kaputt, und morgen haben wir unser erstes Spiel. Wenn wir wieder so hart trainieren, kriegen wir gegen Japan kein Bein auf den Boden. Wir sollten uns lieber einspielen, statt Kondition zu bolzen.«
    Ganz ruhig sagt er das, als wäre es ein Vortrag, den er zuvor auswendig gelernt hat. Wilfried läuft eine Schweißperle über die Wange. Speckmanns Augen werden zu schmalen Schlitzen. »Jetzt hör mal gut zu, mein Freund. Nur weil dein Vater hier der Big Boss ist, brauchst du noch lange nicht auf dicke Hose zu machen. Ich bin seit dreißig Jahren in diesem Geschäft und lasse mir von einem Grünschnabel nicht sagen, wie ich zu trainieren habe. Und damit eins klar ist: Bei mir kommen nur Spieler zum Einsatz, die sich im Training voll reinhängen. Gegen Weicheier und Schönspieler bin ich nämlich allergisch!«
    Flo hält seinem Blick lange stand. Dann zuckt er die Schultern, dreht sich um und geht auf die Hürden zu. »Na los, Männer!«, ruft er und ahmt Speckmanns Stimme nach. »Oder ist etwa ein Weichei unter euch?«
    Speckmann sieht ihm nach, spuckt auf den Boden und setzt sich wieder hin.
    Â 
    Als Benno, Flo und ich zwei Stunden später ins Vereinsheim einlaufen, besser gesagt, einhumpeln, sind wir nahe am Verdursten.
    Â»Sechs große Apfelschorlen, Ernie!«, krächze ich mit
letzter Kraft und lasse mich auf den nächstbesten Stuhl fallen.
    Â»Wieso sechs? Ihr seid doch nur zu dritt?«
    Â»Eben.«
    Ernie versteht und stellt eine Minute später sechs halbe Liter vor uns
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