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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel
Autoren: Knut Krueger
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keiner mehr aufhalten.«
    Â»Deshalb kommt es vor allem darauf an, dass ihr euch als Manndecker klug verhaltet und immer mit einem gewissen Abstand gegen sie verteidigt«, erklärte Andi. »Steht denen nicht zu dicht auf den Füßen. Sonst genügt ihnen nach der Ballannahme eine einzige Körperdrehung, um an euch vorbeizukommen. Wenn ihr vor ihnen an den Ball kommt und das Zuspiel unterbindet, umso besser. Ansonsten haltet ruhig einen Meter Abstand und attackiert sie mit absoluter Entschlossenheit, sobald sie sich mit dem Ball herumdrehen. Wenn euch das gelingt, dann werden sie gar nicht erst zur Entfaltung kommen.«
    Andi nahm ein paar Münzen aus seinem Portemonnaie und zeigte uns damit auf dem Tisch, wie sich die Manndecker im Zweikampf verhalten sollen.
    Seine Taktik, den Kowalskis nicht den geringsten Raum für ihre Dribblings und Sturmläufe zu lassen, hat dann wirklich perfekt geklappt. Die beiden Brüder waren schon nach zehn Minuten total entnervt, weil sie keinen Ball in Ruhe annehmen konnten, ohne dass ihnen gleich einer von uns auf die Zehen trat. Als sich Michi und Danny kurz vor dem Halbzeitpfiff wieder mal ein verbissenes Duell mit Roman Kowalski lieferten, verlor der die Nerven und schlug mit der Hand nach hinten aus. Michi flog ungefähr zwei Meter weit durch die Luft und Roman vom Platz.

    In der zweiten Halbzeit hatten wir dann leichteres Spiel, weil Marek Kowalski ohne seinen Bruder nur noch lustlos über den Platz trabte. Spaß haben die beiden anscheinend nur im Doppelpack. Dafür hatten wir umso mehr Spaß, als Paco einen blitzschnellen Konter zum 1:0 abschloss und Basti wenig später mit einem Eins-a-Flugkopfball alles klarmachte.
    Â 
    Es ist fast unglaublich, aber wir haben tatsächlich das Endspiel erreicht. Trotz Speckmann. Den haben wir übrigens keines Blickes mehr gewürdigt. Nicht vor, nicht während, nicht nach dem Spiel. Der ist Luft für uns. Bestenfalls.
    Geh uns aus den Augen, Speckmann. Mit dir sind wir fertig. Besser gesagt, fast fertig. Du hast uns gequält und gedemütigt. Du wolltest uns ausscheiden lassen. Aber nicht mit uns. Jetzt schlagen wir zurück. Wir haben uns bewaffnet. Mit zwei unscheinbaren Schlüsseln. Der eine ist grün, der andere lila. Und wir denken nicht im Traum daran, jetzt zu kneifen, nur weil wir im Finale stehen.
    In einer Stunde beginnt das Skatturnier im Vereinsheim. In einer Stunde werden wir Speckmanns Bude mal ein bisschen unter die Lupe nehmen. Der Countdown läuft.

Freitagabend
    Speckmanns Wohnung befindet sich am nördlichen Stadtrand von Vellbach, jenseits der Hochhaussiedlung am Rennisberg, wo Jaromir zu Hause ist. Sobald man die Siedlung erreicht hat, scheinen sämtliche Farben zu verschwinden, denn alles ist grau hier. Mit den Fahrrädern rollen wir zwischen den klotzigen Wohntürmen hindurch wie durch eine tiefe, steinige Schlucht. Danach werden die Gebäude flacher, aber nicht weniger öde.
    Flo und ich haben unseren Eltern gesagt, dass wir noch ein bisschen bei Benno sind, und der hat seinen Eltern erzählt, dass er bei mir ist. Kontrolliert sowieso keiner.
    Wir biegen rechts um die Ecke, dann zwei Mal links, dann wieder rechts und noch mal links … Ich habe in diesem eintönigen Betonlabyrinth längst die Orientierung verloren, als wir endlich den Straßennamen erblicken, den sich Flo auf einem kleinen Zettel notiert hat: Am Waldrand . Ich frage mich, wo hier ein Wald sein soll. Vielleicht hat es früher mal einen gegeben, bevor die drei- und vierstöckigen Wohnblocks gebaut wurden, die wie uneinnehmbare kleine Festungen aussehen. Jetzt müssen wir nur noch die richtige Hausnummer finden.
Eine Betonfestung nach der anderen lassen wir hinter uns, ehe wir endlich die Hausnummer 24 erreichen. Dahinter - tatsächlich! - beginnt der Wald. Hier ist Vellbach definitiv zu Ende. Speckmann ist gewissermaßen der allerletzte Einwohner der Stadt.
    Unsere Fahrräder lehnen wir an den Jägerzaun hinter dem Haus, damit sie von der Straße aus nicht zu sehen sind. Dann schieben wir das grüne Eingangstor auf, das genauso schrill quietscht wie die Türen von Speckmanns Auto. Auf der leeren Fläche vor der Wohnanlage befindet sich so etwas Ähnliches wie ein Spielplatz. Jedenfalls erblicken wir eine Eisenrutsche, eine rostige Schaukel und einen kaputten Autoreifen, der an einem schmutzigen Seil baumelt. Weit und breit ist kein Mensch zu
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