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11 Kicker und ein falsches Spiel

Titel: 11 Kicker und ein falsches Spiel
Autoren: Knut Krueger
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sehen.
    Mit wackeligen Beinen zockeln wir zum ersten der beiden Hauseingänge und betrachten die silbernen Schildchen über den Klingelknöpfen. Der Name Speckmann geht wie ein Stromstoß durch mich hindurch. Flo kramt umständlich die beiden Schlüssel aus der Hosentasche. Seine Hand zittert ein bisschen, als er den grünen ins Schloss steckt. Flo ruckelt ihn hin und her, doch er lässt sich beim besten Willen nicht umdrehen. Dann probiert er den lila Schlüssel, aber der lässt sich gar nicht erst in die Öffnung schieben.
    Wir starren uns fragend an.
    Â»Geht ja gut los«, brummt Benno.
    Â»Was machen wir jetzt?«, frage ich.
    Â»Wir warten, bis jemand aus der Haustür kommt«, antwortet Flo. »Kann ja wohl nicht ewig dauern.«

    Hinter einem eisernen Müllcontainer gehen wir in Deckung und behalten den Eingang im Auge. Nach ein paar Minuten wird die Tür langsam aufgeschoben, worauf ein Glatzkopf mit Bomberjacke erscheint, der einen Pitbull an der Leine hat.
    Â»Lauf schon mal vor, ich hab’s nicht so mit Hunden«, flüstert Benno Flo zu. Der wartet, bis Hund und Herrchen aus dem Haus sind, dann hastet er zum Eingang und kann gerade noch seinen Fuß in den Spalt stellen, ehe die Tür ins Schloss fällt. Der Pitbull knurrt und dreht seinen Kopf nach Flo um, doch sein Herrchen zieht ihn einfach weiter. Nachdem sie außer Sichtweite sind, winkt Flo uns heran, und im nächsten Moment stehen wir alle drei keuchend im Treppenhaus. Es stinkt nach Essen. Irgendwo wird hier gekocht, nur leider nichts Gutes. Die kahlen Wände, von denen die Farbe abblättert, sind grau und fleckig.
    Mit wummernden Herzen schwanken wir die Treppe rauf und bleiben im ersten Stock wie gebannt vor einer braunen Tür stehen, deren Namensschild keinen Zweifel lässt. Hier wohnt er also, der kriminelle Kinderquäler mit der Trillerpfeife. Als Flo nervös in seiner Hosentasche herumfummelt, fällt klirrend ein Schlüssel zu Boden. Benno und ich wollen ihn gleichzeitig aufheben und stoßen mit den Köpfen zusammen. Während wir uns beide die schmerzende Stirn reiben, höre ich ein leises Klicken und Flos zischende Stimme: »Jetzt kommt schon rein!« Ich stopfe den grünen Schlüssel hastig in meine Jackentasche, stolpere nach Benno in den Flur und drücke die Tür hinter mir zu. Wir sind drin!

    In Speckmanns Wohnung ist es so dunkel wie in einer Höhle. Man sieht kaum die Hand vor Augen. Die Luft ist auch nicht besser als im Treppenhaus. Es riecht zwar nicht nach Essen, aber so muffig und abgestanden, als wäre hier schon ewig nicht mehr gelüftet worden. Mit schweißnassen Händen tasten wir uns an der Wand entlang, stoßen gegen unsichtbare Gegenstände und versuchen zu ignorieren, dass wir uns vor Angst fast in die Hose machen. Als wir mit angehaltenem Atem um die Ecke schleichen, blicke ich direkt in zwei bösartig funkelnde gelbe Augen und schreie panisch auf. Im nächsten Moment geht das Deckenlicht an. Zitternd starre ich auf ein großes schwarzes Sofa. Auf dem schwarzen Sofa liegt eine schwarze Decke. Und auf der schwarzen Decke liegt ein riesiger schwarzer Kater.
    Â»Warum schreist du denn so, verdammt?«, faucht Flo. »Ist doch nur ein Kätzchen.«
    Â»Ein Kätzchen?«, japse ich hysterisch. »Der ist so groß wie ein Panther.«
    Â»Mann, ist das gemütlich hier«, sagt Benno und lässt seinen Blick durch den Raum schweifen. Die Rollläden sind heruntergelassen. Alles sieht schmuddelig und verstaubt aus. Eine Wand wird komplett von einer dunkelbraunen Regalkombination in Anspruch genommen. Die Regalbretter sind nur spärlich mit irgendwelchem Krimskrams gefüllt. Auf dem obersten Brett thronen drei goldene Pokale. Im Gegensatz zu allen anderen Dingen glänzen sie so sehr, als würden sie von Speckmann jeden Tag auf Hochglanz poliert.

    Auf einem abgewetzten, schiefen Holztisch liegen Reklamezettel, geöffnete und ungeöffnete Briefe durcheinander. Auf dem Boden stapeln sich Aktenordner, Fußball- und Autozeitschriften. In einer Ecke stehen ein gigantischer Fernseher und zwei riesige, schwarze Lautsprecher.
    Â»Wo sollen wir hier bloß anfangen?«, frage ich und werfe einen zweifelnden Blick auf das Chaos.
    Â»Kommt mal rüber!«, hören wir Flos Stimme. Als wir ins Nebenzimmer schlurfen, sitzt er bereits an einem kleinen Schreibtisch und klappt gerade einen Laptop auf,
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