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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens
Autoren: Karl May
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Woher weißt du das?“
    „Hier am Busch hing ein Schwanzhaar, welches ihm ausgerissen worden ist.“
    „Ay! So wissen wir schon wieder etwas mehr; aber sprich nicht so laut! Hier können wir jeden Augenblick auf Leute stoßen, die wir erst sehen, wenn sie uns bereits erschossen haben.“
    „Das fürchte ich nicht. Ich kann mich da auf mein Pferd verlassen; es schnaubt, sobald es einen Feind wittert. Also nur immer getrost weiter!“
    Der lange Davy folgte wohl dieser Aufforderung, blieb aber im nächsten Augenblick bereits halten.
    „Alle Teufel!“ sagte er. „Da ist etwas vorgegangen!“
    Der Dicke trieb sein Pferd an und gelangte nach wenigen Schritten durch die Büsche auf einen freien Platz. Vor ihnen erhob sich einer jener kegelförmigen Felsen, deren es in dieser Prärie so viele gibt. Die Fährte führte bis zu demselben hin, hart an ihm vorüber und sprang sodann in einem scharfen Winkel nach rechts ab. Das sahen die beiden sehr deutlich, aber sie sahen noch etwas; nämlich von der anderen Seite des Felsens her zogen sich deutliche Spuren zu der genannten Fährte hinüber, um sich mit derselben zu vereinigen.
    „Was meinst du dazu?“ fragte der Lange.
    „Daß da hinter diesem Felsen Menschen lagerten, die den Indsman verfolgten, als sie ihn erblickten.“
    „Vielleicht sind sie bereits wieder dort!“
    „Oder es sind welche zurückgeblieben. Bleib hier hinter den Büschen! Ich will einmal meine Nase um die Ecke stecken.“
    „Stecke sie nur nicht etwa in einen geladenen Flintenlauf, welcher im Losgehen ist!“
    „Nein, denn dazu wäre die deinige geeigneter.“
    Er stieg ab und gab dem Langen die Zügel seines Kleppers zu halten; dann rannte er in vollem Lauf auf den Felsen zu.
    „Schlauer Fuchs!“ brummte Davy befriedigt vor sich hin – „hier würde das Anschleichen zu viel Zeit erfordern. Man sollte gar nicht glauben, daß der Dicke so springen kann!“
    An der Rückseite des Felsens angekommen, schlich sich der Kleine langsam und vorsichtig nach vorn und verschwand hinter einer vorspringenden Kante. Bald jedoch erschien er wieder und gab dem Langen einen Wink, indem er mit dem Arm einen Bogen beschrieb. Davy verstand genau, daß er nicht direkt nach dem Felsen reiten solle, und ritt also zwischen den Büschen hindurch einen Bogen, bis er auf die neue Fährte traf und auf derselbigen zu Jemmy an den Felsen gelangte.
    „Was sagst du dazu?“ fragte der Kleine, indem er auf den Platz zeigte, der vor ihnen lag.
    Es hatte sich hier ein Lager befunden. Einige eiserne Kessel lagen noch am Boden, mehrere Hacken und Schaufeln, eine Kaffeemühle, ein Mörser, verschiedene kleine und größere Pakete – eine Spur eines Lagerfeuers aber war nicht zu sehen.
    „Na“, antwortete der Gefragte kopfschüttelnd. „Diejenigen, welche sich hier so häuslich niedergelassen hatten, mögen sehr unvorsichtige Leute oder noch ganz grün im Westen sein. Hier sieht man die Spuren von wenigstens fünfzehn Pferden, aber kein einziges ist angepflockt oder auch nur angehobbelt gewesen. Wie es scheint, waren mehrere Packtiere darunter. Auch diese sind fort. Wohin? Das ist eine ganz heillose Wirtschaft! Man sollte diesen Leuten einen tüchtigen Stock auf den Rücken geben!“
    „Ja, das haben sie eigentlich verdient. So wenig Erfahrung, und machen sich nach dem fernen Westen herbei! Es kann freilich nicht ein jeder auf dem Gymnasium gewesen sein …“
    „Wie du“, fiel der Lange schnell ein.
    „Ja, wie ich; aber ein wenig Mutterwitz und Überlegung sollte doch ein jeder besitzen. Der Indianer ist ganz ahnungslos hier um die Ecke gekommen und hat, sobald er sie erblickte, es vorgezogen, schnell davonzureiten anstatt umzukehren; da ist ihm die ganze Rotte nach.“
    „Ob sie ihn feindlich behandeln werden?“
    „Natürlich, sonst hätten sie ihn doch nicht verfolgt. Und für uns kann dies verhängnisvoll werden. Den Roten ist es ganz gleich, ob ihre Rache den wirklich Schuldigen oder einen anderen trifft.“
    „So müssen wir schleunigst nach, um Unheil zu verhüten.“
    „Ja; weit werden wir da nicht zu reiten haben, denn weit ist der Indsman mit seinem abgematteten Pferd doch nicht gekommen.“
    Sie stiegen wieder auf und folgten im Galopp der Fährte, von welcher nach rechts und links einige Hufspuren abführten, jedenfalls von den durchgegangenen Packpferden herrührend. Trotz ihrer gegenteiligen Ansicht mußten sie eine bedeutende Strecke durch coupiertes Terrain reiten, bis endlich Jemmy, welcher
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