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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens
Autoren: Karl May
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verächtliche Handbewegung und antwortete ihm:
    „Laßt Euren Kneif stecken, Master; mit ihm imponiert Ihr uns nicht. Ihr seid grob gegen mich gewesen und durftet nicht erwarten, daß ich Euch mit Eau de Cologne anspritze. Ein solches Herzeleid will ich der Firma Farina zu Köln am Rhein nicht antun. Ich kann nicht dafür, daß ich Euch nicht gefalle, und es kommt mir auch gar nicht in den Sinn, Euch zuliebe hier im fernen Westen einen Frack anzuziehen, die Schöße nach vorn, und zwölfreihige Glacehandschuhe an die Beine. Wenn Ihr uns nach unserem Habitus beurteilt, so fahrt Ihr durch Eure Schuld in einen falschen Ärmel. Hier gilt nicht der Rock, sondern der Mann, und der kann vor allen Dingen Höflichkeit verlangen. Ich habe Eure Frage beantwortet und nun kann ich auch Auskunft von Euch erwarten, wenn ich erfahren will, wer Ihr seid.“
    Die Leute machten große Augen, als der Kleine in einem solchen Ton zu ihnen sprach. Zwar griffen noch einige andere Hände in die Gürtel, aber das resolute Auftreten des dicken Männchens hatte doch zur Folge, daß der Anführer antwortete:
    „Ich weiße Walker; das genügt. Die acht anderen Namen könntet Ihr Euch doch nicht merken.“
    „Merken gar wohl; aber wenn Ihr meint, daß ich sie nicht zu wissen brauche, so habt Ihr recht. Der Eurige genügt vollständig, denn wer Euch ansieht, der weiß auch ganz genau, wes Geistes Kind die anderen sind.“
    „Mann! Ist das eine Beleidigung?“ fuhr Walker auf. „Wollt Ihr, daß wir zu den Waffen greifen sollen?“
    „Das rate ich euch nicht. Wir haben vierundzwanzig Revolverschüsse, und wenigstens die Hälfte würdet ihr bekommen, ehe es euch gelänge, eure Schießhölzer auf uns zu richten. Ihr haltet uns für Neulinge, aber diese sind wir nicht. Wollt ihr es auf eine Probe ankommen lassen, so haben wir nichts dagegen.“
    Er hatte blitzschnell seine beiden Revolver gezogen, und der lange Davy hielt auch die seinigen bereits in den Händen, und als Walker nach seinem am Boden liegenden Gewehr greifen wollte, warnte Jemmy:
    „Laßt die Flinte liegen! Sobald Ihr sie berührt, habt Ihr meine Kugel. Das ist das Gesetz der Prärie. Wer zuerst losdrückt, hat das Recht und ist der Sieger!“
    Die Leute waren beim Erscheinen der beiden so unvorsichtig gewesen, ihre Gewehre im Gras liegen zu lassen. Jetzt wagten sie nun nicht, nach denselben zu greifen.
    „'s death!“ meinte Walker. „Ihr tut ja ganz genauso, als ob ihr uns alle verschlingen wolltet!“
    „Das fällt uns nicht ein, dazu seid ihr uns nicht appetitlich genug. Wir wollen von euch weiter gar nichts wissen, als was euch dieser Indianer getan hat.“
    „Geht das euch was an?“
    „Ja. Wenn ihr euch ohne Grund an ihm vergreift, so befindet sich dann jeder andere Weiße ohne Schuld in der Gefahr, von der Rache der Seinigen getroffen zu werden. Also, warum habt ihr ihn gefangengenommen?“
    „Weil es uns so gefiel. Er ist ein roter Schurke; das ist Grund genug. Eine weitere Antwort werdet ihr nicht bekommen. Ihr seid nicht unsere Richter, und wir sind keine Knaben, welche dem ersten besten Bescheid geben.“
    „Diese Antwort genügt vollständig für uns. Wir wissen nun, daß euch der Mann keinen Grund zur Feindseligkeit gegeben hat. Ganz überflüssigerweise will ich ihn auch selbst noch fragen.“
    „Den fragen?“ lachte Walker höhnisch, und seine Gefährten stimmten in das Gelächter ein. „Der versteht kein Wort Englisch und hat uns mit keiner Silbe geantwortet.“
    „Ein Indianer antwortet seinen Feinden nicht, wenn er gefesselt ist, und vielleicht habt ihr ihn so behandelt, daß er euch selbst dann, wenn ihr ihm die Banden abnehmt, kein Wort hören ließe.“
    „Prügel hat er bekommen; das ist richtig.“
    „Prügel?“ rief Jemmy. „Seid Ihr von Sinnen! Einen Indianer prügeln! Wißt ihr nicht, daß dies eine Beleidigung ist, welche nur mit Blut gesühnt werden kann?“
    „Er mag sich unser Blut holen; nur bin ich neugierig, wie er das anfangen wird.“
    „Sobald er frei ist, wird er es euch zeigen.“
    „Frei wird er niemals wieder sein.“
    „Wollt ihr ihn töten?“
    „Was wir mit ihm tun werden, das geht euch nichts an, verstanden! Die Rothäute muß man zertreten, wo man sie nur immer findet. Jetzt habt ihr unseren Bescheid. Wollt ihr, bevor ihr euch von dannen macht, mit dem Kerl einmal sprechen, so habe ich nichts dagegen. Er versteht euch nicht, und ihr seht beide nicht so aus, als ob man euch für Professoren der Indianersprachen halten
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