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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank
Autoren: Jason Dark
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Flüssigkeit, die beinahe das Gesicht der jungen Frau getroffen hätte. Aber Mannix hatte gut gezielt. Das Zeug klatschte dicht neben Chris’ linker Gesichtsseite gegen die Wand.
    Chris zuckte und schrak noch einmal zusammen, als sie das Zischen des Speichels hörte. Er klebte ölig an der Wand. Ein Tröpfchen hatte sie am Hals gestreift, und sie spürte dort ein Brennen, wie von einer Säure hinterlassen.
    Dann schielte sie zur Seite.
    Der Speichel folgte den Gesetzen der Gravitation und rann an der Wand entlang nach unten. Sie konnte seinen Weg verfolgen und konnte ihn auch hören.
    Er war dabei, die Tapete abzulösen. Sie riß. Es zischte dabei.
    Dampf entwickelte sich. Ätzend wehte er zur Seite und damit auf ihr Gesicht zu.
    Chris war nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen. Der Vorgang hatte ihr die Sprache verschlagen. Sie wollte auch keine Angst zeigen und blieb deshalb ganz ruhig.
    »Wenn er dein Gesicht trifft, wird er dir die Haut lösen, meine Liebe!« versprach Mannix lächelnd.
    Sie schloß die Augen. Chris wollte diesen verfluchten Kerl nicht mehr sehen. Er war kein Mensch mehr, zumindest kein richtiger. Er war einfach grauenhaft. Immer stärker setzte sich in ihr der Gedanke fest, daß sie abermals in einen Fall hineingeraten war, der die Dimensionen des menschlichen Denkens sprengte. Erst der Aibon-Drache, dann dieser Besucher. Allmählich fragte sich Chris, welches Leben ihre Tante Edina damals geführt hatte.
    Mannix’ Gesicht hatte sich wieder normalisiert. Er lächelte auf seine widerliche Art und Weise. Ohne ein Wort zu sagen, drehte er sich um und wandte sich der Bücherwand zu. Die Pistole hatte er in seine Manteltasche gesteckt.
    Mit gemessenen Schritten und den Blick stets auf die Buchrücken gerichtet, wanderte er die Front des vollgestopften Regals ab. Auch wenn Chris ihm gern geholfen hätte, sie hätte es nicht geschafft, denn sie kannte sich nicht aus und wußte nicht, wo das gesuchte Buch stand.
    Der Fremde ließ sich Zeit. Hin und wieder warf er Chris einen Blick zu, die ihre Haltung nicht verändert hatte. Der Speichel hatte die Wand mittlerweile verlassen und den Boden erreicht. Er zischte dort weiter, als wollte er ein Loch hineinbrennen.
    Mannix regte sich nicht auf, obwohl er das Buch nicht so schnell fand. Er schaute immer scharf hin, summte sogar ein Lied, zog einige Male die Nase hoch und gab auch schmatzende Geräusche von sich.
    Das brachte Chris Talbot dazu, wieder einen Blick auf die kleine Speichelpfütze zu werfen.
    Gelb und grün. Eine Masse, die etwas durchbrennen konnte, denn Chris entdeckte im Teppich bereits ein kleines Loch, dessen Ränder verbrannt aussahen.
    War das ein Mensch?
    Nein, nur äußerlich. Seit ihrem letzten Abenteuer hatte sich Chris ein anderes Denken angewöhnt, auch beeinflußt durch John Sinclair, dessen Anwesenheit sie sehr vermißte. Er hatte ihr erklärt, daß es Dinge gab, die oft unglaublich waren, und daß die Menschen an und für sich umdenken mußten.
    Aber sie dachte auch an ihre verstorbene Tante, die für sie immer mehr zu einem Rätsel wurde. Chris verstand nicht, daß sie in so etwas hineingerutscht war. Mit welchen Dingen hatte sie sich während ihres Lebens umgeben? War sie auch jemand, der unter Umständen zu der anderen Seite gehörte?
    Mittlerweile schloß Chris den Gedanken nicht mehr aus. Sie spürte in ihrem Magen ein ungutes Gefühl. Es war nicht mehr das mulmige Gefühl, das sie noch vor einer halben Stunde nach dem Duschen gespürt hatte, nein, diesmal war es zur Angst geworden, und die ließ sich nur mühsam unterdrücken.
    Ab und zu warf ihr George Mannix einen Blick zu. »Bleiben Sie nur ruhig, meine Liebe. Keine Experimente, bitte. Ich möchte Sie nicht so gern tot sehen.«
    Sie schwieg.
    Die ersten, sich in Augenhöhe befindlichen Reihen hatte der Mann bereits durchgesehen und nicht gefunden, was er suchte. Das ärgerte ihn nicht weiter, denn gelassen schaute er sich in den oberen Reihen um.
    Das harte Lachen des Mannes ließ Chris zusammenzucken. »Wer sagt es denn? Da ist es ja.« Aus der zweitobersten Regalreihe zog er das entsprechende Buch hervor. Es besaß einen dunklen Umschlag, und der Titel war mit grüner Schrift in das Material eingraviert worden. Chris sah es, als Mannix das Buch herumschwenkte und es dann triumphierend hochhielt.
    »Ja, da ist es. Es ist genau der Titel, den ich gesucht habe. Wunderbar.«
    Chris nickte. »Dann können Sie ja gehen.«
    »Ja, schon.«
    »Was… was … haben Sie denn mit
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