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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank
Autoren: Jason Dark
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letzten Gefallen tun und mit mir reden.«
    »Warten Sie.« Die Antwort hatte schon kompromißbereit geklungen. Chris dachte tatsächlich nach. In der Tat hatte sie ihrer Tante viel zu verdanken, nicht nur Positives, sondern auch Negatives. Das allerdings lag einzig und allein an ihr. Sie hatte das Haus nicht von einem Druiden weihen lassen. Wäre das der Fall gewesen, hätten die Dinge ganz anders ausgesehen. Sie wäre auch nicht in dieses Grauen hineingeraten. Sie beschäftigte sich jetzt mit dem Gedanken, diese ungewöhnliche »Segnung« nachzuholen. Möglicherweise war dieser Mannix der Mann, der dafür in Frage kam. Aber sie traute sich nicht, bei ihm nachzuhaken.
    »Bitte, es ist wichtig.«
    Ihre Gedanken wurden durch die Stimme unterbrochen. Sie atmete scharf aus, um dann zu fragen: »Worüber wollen Sie denn mit mir sprechen, Mr. Mannix?«
    »Eben über Ihre Tante.«
    »Sie ist tot.«
    »Ja, ja, aber es gibt einige Probleme.«
    »Sind Sie so etwas wie ein Anwalt?«
    »Nein, nur ein Freund.«
    Chris hatte sich besonders auf den Klang der Stimme konzentriert.
    Sie war voll, sanft, aber auch von einer gewissen Bestimmtheit. Einem Mann wie ihm konnte man so leicht nichts vormachen. Der ging seinen Weg auf eine bestimmte Art und Weise.
    Sie versuchte auch, ihn sich vorzustellen und wurde dabei indirekt durch das Alter ihrer Tante beeinflußt. Sie war schon an die Siebzig gewesen, und der Mann vor der Tür war sicherlich nicht jünger. Seine Stimme paßte nicht zu einem jungen Menschen.
    »Haben Sie sich entschieden, Chris?«
    »Ja, ich habe mich entschieden, Mr. Mannix. Ich werde Ihnen öffnen, aber ich möchte Sie schon jetzt bitten, sich so kurz wie möglich zu fassen.«
    »Das versteht sich.«
    Chris schloß auf. Sie tat es nicht mit gutem Gewissen. Sie war sich darüber im klaren, daß sie einen Fehler begangen hatte, konnte aber nicht zurück, denn als ihr der Gedanke gekommen war, da hatte sie die Tür bereits geöffnet.
    Mannix trat ein.
    Er kam aus dem Außenlicht und wirkte trotzdem wie eine Gestalt, die die Dunkelheit verlassen hatte, um in die helle Aura zu treten. Er war groß, er wirkte düster, doch das nur aufgrund seines dunklen Wintermantels und auch des breitkrempigen Huts. Die Hutkrempe warf einen Schatten, so daß sein Gesicht nicht genau zu erkennen war. Zumindest die obere Hälfte wurde davon bedeckt.
    Aber der Mann wußte, was sich gehörte. Chris hatte die Tür noch nicht geschlossen, da nahm er seinen Hut ab.
    Nein, so alt war er nicht. Um die Fünfzig, schätzte Chris. Auf eine gewisse Art und Weise war dieser George Mannix sogar attraktiv.
    Das dunkle Haar hatte er flach zurückgekämmt. Es glänzte wie gegelt. Ein Gesicht mit einer etwas fleischigen, leicht gebogenen Nase, leicht vorstehenden Wangen, einem sehr runden Kinn und den geschwungenen Lippen, ließ ihn dochbei genauerer Betrachtung etwas ölig oder unmännlich aussehen, wie Chris fand. Ein alternder Latin Lover, der sich durch die Hilfe seines Geldes junge Mädchen holte.
    Er lächelte sie an. Chris fand dieses Lächeln aufgesetzt, behielt ihre Meinung aber für sich und lächelte ebenfalls. Jetzt ärgerte sie sich, daß sie nur den Bademantel trug, und automatisch schloß sie den Gürtelknoten fester.
    »Ihre Tante hat recht gehabt, Chris.«
    »Womit?«
    »Sie sprach davon, daß Sie sehr hübsch sind.«
    »Hören Sie auf, Mr. Mannix. Meine Tante hat mich überhaupt nicht gekannt.«
    »Oh, wenn Sie sich da nicht irren. Sie hat sie sehr wohl gekannt. Übrigens, Sie können George zu mir sagen.«
    »Ja… ahm … George.« Chris war durcheinander wegen der letzten Worte des Besuchers. Die Tante hatte sie gekannt? Das war ihr ein Rätsel. Wenn es stimmte, dann hätte auch sie die Tante kennen müssen, aber das war nicht der Fall. Sie wußte nur aus Erzählungen von Tante Edina. Sie hatte nicht einmal Fotos von ihr gesehen.
    Der Mann lächelte. Nicht ehrlich, das spürte Chris. Das Lächeln kam ihr jetzt noch öliger vor.
    Der Besucher schaute sich um. »Sie wohnen nicht nur sehr exponiert, Sie haben es auch nett hier.«
    »Danke.«
    »Ihre Tante wußte schon, wem Sie das Geld vererbte. Ja, sie hatte für Menschen einen Blick.«
    »Haben Sie sie gut gekannt?«
    »Wie man’s nimmt.«
    Chris dachte nicht daran, ihn in eines der Zimmer zu bitten. Sie wollte, daß der Besucher so schnell wie möglich verschwand. Ihr gefielen auch die dunklen Augen nicht. Sie wirkten wie in ständiger Bewegung, als durchsuchten sie immer wieder jedes
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