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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank
Autoren: Jason Dark
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Detail des Raumes.
    Chris wollte trotzdem wissen, woran Tante Edina gestorben war und stellte eine entsprechende Frage.
    »Tja, meine Liebe, das ist schwer zu sagen. Vielleicht ist sie aus Kummer gestorben. Sie war ziemlich allein, das ist leider eine Tatsache. Sie hatte niemand mehr. Da ist sie eben dann irgendwann eingeschlafen, sage ich mal.«
    »Ich kenne ihr Grab nicht. Wo hat man sie beerdigt?«
    »Ach, das ist nicht wichtig.«
    »Doch, sagen Sie es mir. Ich will es wissen.«
    »Also gut, Chris, auch wenn es Sie schocken wird. Man hat Ihre Tante verbrannt.«
    »Bitte?«
    »Ja, leider. Die Urne befindet sich auf irgendeinem anonymen Gräberfeld. Tut mir leid.«
    Sie nickte. »Das hatte ich mir beinahe gedacht.«
    »Ich habe es nicht ändern können, Chris, aber so hat sie wenigstens ihre Ruhe.«
    Chris wunderte sich, daß Mannix bei seinen letzten Worten etwas gelächelt hatte. Von nun an traute sie ihm immer weniger und behielt ihn auch im Auge, als er sich drehte und sich wieder so umschaute, als sähe er den Raum zum erstenmal.
    Chris übernahm die Initiative und sagte: »Sie sind sicherlich nicht gekommen, um mir dies nur zu sagen. Was ist der eigentliche Grund Ihres Besuches?«
    »Sie sind ja die Erbin.«
    »Sicher.«
    »Das ist auch gut, das will ich nicht abstreiten oder anfechten. Allerdings hat Ihre Tante mir, einem alten Freund, ebenfalls etwas hinterlassen, und das möchte ich abholen.«
    »Ach.« Chris staunte und schüttelte den Kopf. »Was ist es denn gewesen?«
    Er hob beide Hände und spreizte sie. Seine Finger waren lang und sehr bleich an den Innenseiten. »Bitte, Chris, bekommen Sie nur keinen Schreck, das ist ganz simpel. Ich will Ihnen hier nicht das Haus leerräumen. Es geht nur um ein Teil.«
    »Worum?«
    »Es ist ein Buch.«
    »Ach.«
    »Ja, ein Buch, denn ich weiß, daß Ihnen Ihre Tante einige Bücher hinterlassen hat. Sogar Ihre Bibliothek, wenn ich recht informiert bin.«
    »Das stimmt«, flüsterte sie.
    »Wunderbar, dann wären wir uns ja schon einig. Ich möchte mir das Buch abholen.«
    »Ich weiß nicht, ob ich es habe.« Plötzlich stemmte sich Chris gegen den Wunsch dieses Mannes an. Sie wußte selbst nicht, warum.
    Das Blut schoß ihr in den Kopf. Zugleich glitten ihre Gedanken zurück, denn als sie den Drachen gesehen und Sinclair nach einem Motiv gesucht hatte, da war er in der Bibliothek ebenfalls auf ein Buch gestoßen. Darin hatte er den Grund des Überfalls entdeckt, und jetzt ging es wieder um ein Buch.
    »Nun…?«
    »Die Bücher gehören mir!« erklärte sie trotzig.
    »Das weiß ich.« Mannix behielt sein Lächeln bei, nur war es eisiger geworden. »Das sollen auch sie bleiben, bis auf ein Buch. Das möchte ich gern haben. Ihre Tante hat es mir versprochen.«
    »Sie kommen sehr spät.«
    Er nickte und sah dabei betrübt aus. »Auch das ist mir klar, Chris, aber ich hatte leider keine Zeit, Sie vorher zu besuchen. Außerdem werde ich sehr schnell wieder verschwinden, das verspreche ich Ihnen.«
    Der Trotz in Chris wuchs. Sie hatte den Drachen überlebt, und sie würde auch dieses Abenteuer überstehen. »Was würden Sie sagen, wenn ich Ihnen erkläre, daß ich das Buch nicht mehr habe?«
    »Hören Sie auf, Chris. Natürlich haben Sie es noch.«
    »Sie sind sich sicher?«
    »Ja. Wäre ich sonst hier?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es tut mir leid«, log Chris und wurde dabei nicht einmal rot. »Ich habe all diesen alten Krempel einem Trödelhändler gegeben. Damit konnte ich nichts anfangen. Sie sehen also, daß Sie Ihre Reise umsonst gemacht haben.«
    George Mannix sagte nichts. Er stand einfach nur da, lächelte und schaute Chris dabei an. Sekundenlang sprach niemand von ihnen ein Wort. Die junge Frau fühlte sich unwohl. Die Luft im Raum gefiel ihr nicht mehr. Sie schien sich verdichtet und auch einen anderen Geruch angenommen zu haben. Zudem merkte sie, daß ihr ein Schauer über den Rücken rann.
    Der Besucher bewegte seine Hände, er drehte auch den Kopf und sah zur Treppe hin. Sein Gesicht hatte dabei einen lauernden Ausdruck angenommen. Er wirkte wie ein Mensch, der herausfinden wollte, ob Chris nun allein im Haus war oder nicht. »Es ist sehr schade«, sagte er schließlich.
    »Stimmt. Für Sie, da Sie den Weg umsonst gemacht haben. Ich möchte Sie jetzt bitten, zu gehen, da ich endlich schlafen will.«
    »Sie haben mich nicht richtig begriffen, Chris. Es ist nicht schade für mich, sondern für Sie.«
    »Wieso das?«
    Er atmete und seufzte zugleich. Dann griff
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