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1095 - Der Hexentrank

1095 - Der Hexentrank

Titel: 1095 - Der Hexentrank
Autoren: Jason Dark
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elektrische Ladungen. Plötzlich erwischte sie der Schmerz, dem die Dunkelheit folgte.
    Sie sank sehr langsam zur Seite und bekam nicht mehr mit, daß George Mannix den Speichel gezielt gegen sie spie…
    ***
    Chris Talbot hatte noch nie am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn jemandaus Bewußtlosigkeit erwacht. Sie kannte es aus dem Kino, sie hatte darüber gelesen, doch selbst hatte sie es noch nicht durchlitten.
    Das alles kam auf sie zu, als sie diesen Zustand allmählich wieder verließ. Es war das Aufsteigen aus einer tiefen Dunkelheit, die sich nur langsam erhellte. Mit jedem Hellerwerden nahm der Schmerz im Kopf zu, und genau er trieb sie auch dazu, wieder in den normalen Zustand zu gelangen.
    Sie stellte fest, daß sie auf dem Boden lag. Das Licht brannte noch immer. Seine Helligkeit stach in ihre Augen.
    Ihr Kopf schien auseinanderspringen zu wollen. Ihr war übel geworden, und wahrscheinlich spielte auch der Kreislauf nicht mit.
    Alles Dinge, die neu waren. Chris hatte Mühe, sich damit abzufinden. Deshalb blieb sie zunächst stöhnend auf dem Boden liegen und stellte fest, daß in ihrem Mund ein Geschmack lag wie nach kalter Asche.
    Sie hörte ein Stöhnen und merkte erst wenig später, daß sie es war, die so gestöhnt hatte. Die ersten Bewegungen fielen ihr schwer.
    Aber sie wollte nicht auf dem Boden liegenbleiben und das Zimmer aus dieser Perspektive sehen. Es kam ihr so anders vor, so hoch und auch so weit, so daß sie sich vorkam wie ein Zwerg.
    Die Schmerzen im Kopf verstärkten sich, als sie versuchte, auf die Füße zu gelangen. Zum Glück befand sich die Wand in der Nähe.
    Daran stützte sich Chris.
    Dann kniete sie.
    Der Kopf ruckte nach vorn.
    Die Schmerzen verwandelten sich in Stiche, die von einem Zentrum aus in alle Richtungen wegstrahlten. Aber sie gab nicht auf.
    Mühsam kroch sie auf allen vieren dem Schreibtisch entgegen, um ihn als Stütze zu benutzen. Als sie ihn erreicht hatte, mußte sie erst pausieren, weil die Erschöpfung als Zittern ihren Körper durchschüttelte. Nur mit großer Mühe hob sie den rechten Arm an. Wie die Kralle einer Katze umklammerten die Finger die Kante des schweren Schreibtischs, und endlich gelang es ihr, sich daran in die Höhe zu ziehen.
    Es kostete sie Kraft, große Überwindung, und sie kämpfte wieder gegen die Schmerzen an.
    Dann stand sie.
    Das Zimmer drehte sich. Die Bücher, die Regale, das Licht, alles schien weg in die Dunkelheit des Alls geschleudert zu werden. Sie selbst schwankte und hatte Mühe, sich wieder zu fangen. Der Boden war zu einem regelrechten Meer geworden, das in Wellen auf- und abtanzte. Chris wunderte sich darüber, das Gleichgewicht trotz allem halten zu können und war froh, daß diese Phase auch vorüberging.
    Sie atmete tief ein. Erst jetzt kehrte die Erinnerung zurück.
    Mannix, seine Pistole, die Bücher, der widerliche Schleim, den er produzierte, das alles lief in schnellen Bildern vor ihrem geistigen Auge ab.
    Dann war sie niedergeschlagen worden. Blitzschnell, ohne sich wehren zu können.
    Mannix war nicht mehr da. Er hatte das Haus verlassen. Natürlich mit seiner wertvollen Beute. Ein verdammtes Buch, dessen Inhalt sich um Hexentränke drehte.
    Chris Talbot wurde damit nicht fertig. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, daß es jemand gab, der Spaß an diesen widerlichen Dingen hatte.
    Aber er war weg, und das paßte schon mal. Zudem hatte er sie am Leben gelassen. Den Schlag gegen den Kopf konnte sie verkraften.
    Der war im Prinzip nicht tragisch gewesen, doch etwas anderes kam hinzu, das ihr erst jetzt auffiel, weil die Schmerzen im Kopf sie zuvor zu stark beschäftigt hatten.
    Dicht unter dem Hals spürte sie das Brennen, als zeichnete sich dort eine Wunde ab.
    Genau in der Mitte und genau im Ausschnitt ihres Bademantels.
    Sie hob eine Hand und tastete sich an diese Stelle vor. Ihre Fingerkuppen erreichten das Ziel – und der leise Schrei drang automatisch aus ihrem Mund.
    Was sie gefühlt hatte, war schrecklich!
    Eine Furche in der Haut. Eine breite Rinne. Wie von Säure hinterlassen. Das aber wußte sie besser. Es war keine Säure gewesen, sondern der Speichel des Mannes.
    Hätte der Schreibtisch nicht direkt vor ihr gestanden, sie wäre zusammengebrochen. So schaffte sie es, sich an ihm abzustützen. Sie senkte den Kopf. Aus ihrem offenen Mund drang das Schluchzen, und sie sah dann ihren eigenen Speichel, wie er auf die Platte des Schreibtischs tropfte, aber nur normale, nasse Flecken
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