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1090 - Der Kardec-Kreis

Titel: 1090 - Der Kardec-Kreis
Autoren: Unbekannt
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die Fensteröffnung eine Scheibe aus polarisierbarem Glassit besessen. Jetzt waren nur noch verfärbte, staubbedeckte Splitter übrig. Das Gußmauerwerk war von Rissen durchzogen - manche davon so breit, daß Perry mühelos auf die von Unrat übersäte Straße hinausblicken konnte.
    Auch das war Terrania: ein Gelände verlassener, zerfallender Lagerhäuser und Fabrikbauten. Ngaju hatte ihn und Jen Salik auf verborgenen Pfaden hier hergebracht, die letzten zweihundert Meter durch einen unterirdischen Stollen, der in den Keller dieses Gebäudes mündete. Die Porleyter hatten sie nicht wahrgenommen. Nach Ngajus Schilderung befanden sie sich in der Nähe, drei Gruppen zu je zwei Schildträgern. Ngaju und Roark-Kher hatten sich versteckt und beobachteten die Umgebung aus sicherer Warte. Die Kommunikation erfolgte über miniaturisierte Radiokome, die mit synchronisierten Sprungfrequenzen arbeiteten und daher so gut wie abhörsicher waren. Ngajus und Roark-Khers Aufgabe war es, die Annäherung des Arkoniden rechtzeitig zu melden und seine Bewegungen zu verfolgen, damit die beiden Ritter der Tiefe sich im kritischen Augenblick an der richtigen Stelle postieren konnten.
    Die Straße draußen lief dreihundert Meter weit zwischen verwahrlosten Gebäuden dahin und mündete auf einen kreisförmigen Platz, der einst das Zentrum der Industrieanlage gebildet hatte. Heute war er verlassen, und aus den Rissen des einstmals makellos glatten Platzbelags sproß Unkraut.
    Perrys Blick glitt die trostlosen Fassaden der alten Bauten entlang und blieb an einer Papierfahne haften, die sich träge im Wind bewegte. Sie war ein Stück eines Plakats, das jemand dort vor Tagen oder Wochen an die Wand geklebt hatte. Plakate gehörten im Jahr 425 nicht mehr zu den gängigen Werbemitteln. Perry wartete, bis der Wind den schweren Papierfetzen in die richtige Richtung gedreht hatte. Dann las er: WISST IHR, WOHIN DIE HANSESCHIFFE FLIEGEN?
    Dies fragt Weidenburn Weidenburn, immer wieder Weidenburn, ging es ihm durch den Sinn. Wer war Weidenburn? Warum bediente er sich dieser altmodischen Methode, um seine mystischen Fragen an die Öffentlichkeit zu bringen? Kerk Gaddic, der Ertruser, war von ihnen so beeindruckt gewesen, daß er den Entschluß gefaßt hatte, sich Weidenburns Organisation anzuschließen; das hatte Ngaju von Aghym von Mag-Whort und dieser wieder von den drei Springern erfahren. Wie machte man das? Wie schloß man sich Weidenburns Organisation an? Wie nahm man Kontakt mit ihr auf? Das war eines der Dinge, um die er sich würde kümmern müssen, sobald dieses unwirkliche Abenteuer überstanden war.
    Der Radiokom gab ein schwächliches Fiepen von sich. Perry hob das winzige Gerät ans Ohr.
    „Ein Gleiter, Mietfahrzeug", hörte er Ngaju sagen. „An Bord ... vier Mann. Das ist die richtige Zahl! Er hält..."
    „Ich erkenne Atlan", mischte Roark-Kher sich ein.
    „Er hält auf den zentralen Platz zu. Das ist die Entscheidung!"
    „Wir rücken vor", sagte Perry.
    „Bewegt euch am Westrand der Straße!" rief Ngaju. „Die Porleyter haben dort keinen Einblick."
    Perry riß sich die Bipmolplastmaske vom Gesicht; Jen Salik tat es ihm nach. Sie zerrten die Perücken von den Schädeln und warfen sie achtlos zu Boden. Zu mehr blieb ihnen keine Zeit. Korpulenz, Plattfüße und der eingedrückte Brustkorb blieben erhalten.
    Aber die Porleyter würden sie trotzdem erkennen.
     
    *
     
    Der Gleiter drehte ein paar Runden über dem unkrautüberwucherten Platz. Atlan wollte seiner Sache sicher sein. Perry Rhodan und Jen Salik duckten sich hinter einen Mauerrest. Von den sechs Porleytern war vorläufig noch nichts zu sehen. Das Fahrzeug senkte sich langsam herab. Es steuerte auf einen Punkt zu, der am südlichen Rand des Platzes lag. Weniger als zwanzig Meter von Perry und Jen entfernt setzte es auf.
    Zwei Luken öffneten sich mit halblautem Zischen. Die drei Springer kletterten heraus.
    Einer von ihnen trug einen dünnen, hellgelben Leinenanzug. Sie sahen sich um. Einer von ihnen sagte etwas ins Innere des Fahrzeugs. Augenblicke später kam auch Atlan zum Vorschein. Er trug ein Gewand aus unkoordinierten Bestandteilen - offenbar etwas, was die Springer ihm in der Eile beschafft hatten. Er war unmaskiert und mit den langen, silberweißen Haaren selbst über eine größere Entfernung hinweg unschwer zu identifizieren.
    Perry sah ihn auf eines der Gebäude am Rand des Platzes weisen. Vertraute der Arkonide seinen Begleitern wirklich so weit, daß er ihnen
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