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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin
Autoren: Bernd Frenz
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Stahlwurm kann auch über Land kriechen und im Wasser schwimmen.«
    Ehrfürchtiges Raunen quittierte ihre Worte.
    »Das ist eine starke Magie«, bestätigte der Alte, der sich als Blaances Vater vorstellte. Aamiens war sein Name, und er stand einem Clan aus fünf Großfamilien vor, der aus den Bergen herabgestiegen war, um in Liion Felle gegen Werkzeug, Getreide und andere Utensilien einzutauschen.
    Während er sprach, spürte Aruula deutlich, dass ihn Sorgen plagten, doch ihr Lauschsinn reichte nicht aus, um herauszufinden, was ihn quälte.
    »Gebietest du über die Kahlköpfigen, die dich begleiten?«, unterbrach Blaance den Redefluss ihres Vaters. »Oder warum trauen sie sich nicht aus dem Stahlwurm heraus?«
    Aruula sah die Blonde verdutzt an. Für die Herrin der Explorer hatte sie noch nie jemand gehalten. Aber der Gedanke gefiel ihr.
    »Ja«, antwortete sie spontan, ohne groß nachzudenken.
    Blaances Augen begannen zu funkeln. »Etwa auch über den blonden Mann, der dir nachkommt?«
    Erst jetzt bemerkte sie, das Maddrax zu ihr aufschloss.
    Anscheinend war selbst er des Geredes überdrüssig und wollte seine Zeit lieber mir ihr verbringen. Aruulas volle Lippen verzogen sich zu einem zufriedenen Grinsen.
    »Der ganz besonders«, log sie amüsiert. »Er möchte meine Zauber lernen, stellt sich aber nicht besonders geschickt an. Na ja, dafür besitzt er…«, ihr Grinsen nahm nun die gesamte untere Gesichtshälfte ein, »… andere Qualitäten.«
    Blaance und die Barbaren begannen zu kichern, während Matt stirnrunzelnd näher trat.
    »Hey, wieso läufst du einfach weg?«, fragte er auf Englisch.
    »Du hättest wenigstens sagen können, wohin du gehst.«
    »Still!« Aruula bedachte ihn mit einer schroffen Geste.
    »Siehst du nicht, dass ich ein wichtiges Gespräch führe?«
    Maddrax, der nicht sicher war, ob er gerade in ein Begrüßungsritual platzte, verstummte sofort. Die Barbaren zeigten sich beeindruckt. Aruula war tatsächlich die Herrin der fliegenden Stahlschlange!
    »Sag mal, wenn du so mächtig bist«, begann Blaance hoffnungsvoll, »kannst du dann auch einen Atemdieb bannen?«
    Aruula schluckte. Plötzlich war es nicht mehr so angenehm, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. »Einen Atemdieb?«, wiederholte sie verständnislos. »Was soll das sein?«
    »Ein Dämon«, erklärte Blaance voller Hoffnung. »Wir nennen ihn so, weil er schlafenden Menschen den Atem stiehlt. Wenn sie am Morgen erwachen, sind sie um Jahre gealtert. Schon manch einer hat über Nacht schlohweiße Haare bekommen. Selbst die Technos fürchten ihn.«
    »Wie bitte?«, mischte sich Maddrax ein, der die Sprache der Wandernden Völker ebenfalls beherrschte. »Die Franzosen glauben an Dämonen?«
    »Unterbrich uns nicht, Diener.« Aamiens sah ihn strafend an. »Wir reden mit deiner Meisterin.«
    Maddrax' Augen weiteten sich. Diener?, stand deutlich in ihnen zu lesen. Aruula wäre am liebsten zwei Schritte zurück gewichen, aber damit hätte sie das Gesicht vor den Barbaren verloren.
    »Von einem Atemdieb habe ich noch nie etwas gehört«, blieb sie lieber ehrlich. »Aber das muss nichts heißen. Mein, ähem, Lehrling und ich sind schon vielen Gefahren begegnet und haben sie gemeinsam gemeistert.«
    Ihre Worte machten den Barbaren Mut, das spürte sie deutlich.
    »Warum besucht ihr uns nicht mal in Liion und vertreibt den elenden Dämon?«, bat Aamiens. »Seit der Atemdieb umgeht, leidet auch der Handel. Wir konnten erst einen Bruchteil unserer Winterbeute verkaufen.« Bedrückt deutete er auf einige Felle, die sich auf einem Tisch hinter ihm stapelten.
    Aruula sagte einen Besuch in der Stadt zu. Sie hatte ohnehin vorgehabt, die Gegend zu erkunden, solange die Verhandlungen zwischen den beiden Techno-Fraktionen andauerten.
    Während sie sprach, drang lautes Dröhnen über die Lichtung. Da die Jäger kein Erschrecken zeigten, konnte es nichts Gefährliches sein. Da rumpelten auch schon zwei Kettenfahrzeuge heran, die dunkle Rauchwolken ausstießen.
    Aruula wusste, was das bedeutete. Die beiden nutzten die Tekknik des Benziinmotors. Eine Macht, die lange nicht so stark war wie die der Explorer. Aber das musste nichts heißen.
    Die Talente der Fraace mochten dafür auf anderen Gebieten liegen.
    Die beiden Tanks stoppten links und rechts des Glasbaus und drehten, zum Zeichen ihrer friedlichen Absichten, die Geschütztürme nach hinten. Gleichzeitig füllte sich der Glaspalast mit Technos. Diejenigen unter ihnen, die Schutzanzüge trugen,
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