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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin
Autoren: Bernd Frenz
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dahinter liegenden Hohlraum. Village und seine Truppe lagen noch fünfzehn Minuten hinter ihnen. Zeit genug, um das Geschehen für sich zu entscheiden. Die Androne zurücklassend, ging es die Stiege hinab.
    Unten angekommen, zog Matt seinen Driller, und auch Aruula griff zur Waffe. Vorsichtig, aber mit der gebotenen Eile drangen sie zum Labor vor. Bereits auf das Schlimmste gefasst, waren sie trotzdem fassungslos, als sie sahen, was sich im hinteren OP-Bereich abspielte.
    Mit allem hatte Matt gerechnet, aber nicht damit, dass Amelie auf dem Operationstisch lag, während sich Lieutenant Shaw und zwei Technos aus St. Genis Laval eifrig um sie bemühten.
    Die Atemdiebin war bewusstlos, doch ihr Brustkorb hob und senkte sich in gleichmäßigem Takt. Am Kopfende stand ein EKG, das ihre Herz- und Hirnströme aufzeichnete. Alles wirkte friedlich, bis einer der Franzosen sein Gewehr auf die Wehrlose richtete und auf Shaws Kommando einen dünnen Energiestrahl abfeuerte.
    Matt und Aruula sprinteten los und drangen fast gleichzeitig durch die offene Tür ein.
    »Lasst sie in Ruhe!«, rief Aruula und schwang ihren Bihänder, sodass die Franzosen erschrocken zur Seite sprangen. Ihre Gewehrläufe zeigten zu Boden, und damit das auch das so blieb, hielt Matt sie mit dem Driller in Schach.
    Zu seiner Verblüffung winkte Lieutenant Shaw jedoch ab.
    »Alles in Ordnung, Commander«, sagte er. »Wir haben nur versucht, den Anzug neu zu kalibrieren.«
    »Indem ihr sie mit einem Laser beschießt? Soll das ein Witz sein?«
    »Keinen Laser«, stellte Peter Shaw fest. »Die Franzosen brauchten den Emitter, um ungefährliche Energiedosierungen zu erzeugen.«
    Matt verstand nicht recht, was das zu bedeuten hatte, deshalb berichtete Lieutenant Shaw von seiner Entdeckung, dass die Nanobots auch andere Energieformen umwandeln konnten. Dazu bedurfte es allerdings der richtigen Energiemenge und einer gewissen Sachkenntnis.
    »Was Amelie angeht«, fuhr er fort, »so genügte ihr während der jahrelangen Stase die Raumtemperatur, um ausreichend Energie für die Lebenserhaltung aufzunehmen – nicht jedoch zur Regeneration der zerstörten Zellen. Die wurde erst verfügbar, als einer der Barbaren sie berührte. Der Anzug hat sich genommen, was zur Erhaltung seiner Trägerin notwendig war. Und war danach natürlich auf menschliche Energieströme geeicht. Wegen ihres Gedächtnisverlustes konnte Amelie auch keine Neukalibrierung durchführen.«
    Diese Theorie musste sich Matt erst einmal in Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Im Augenblick interessierte ihn ohnehin etwas ganz anderes.
    »Warum das alles?«, fragte er. »Was hatten sie mit Amelie vor?«
    »Den Traum aller Bunkerzivilisationen zu verwirklichen«, entgegnete Shaw. »Die Isolation zu verlassen und ein neues Leben auf der Oberfläche zu beginnen. Der Anzug sollte ein Ersatz für das verlorene Immunsystem sein – und er hätte sogar funktioniert, wenn das Experiment nicht aus dem Ruder gelaufen wäre.«
    »Wenn ihr eurer Patientin nur helfen wolltet, warum habt ihr uns das nicht von Anfang an gesagt?«, wollte Matt von den Franzosen wissen. Die blieben jedoch eine Antwort schuldig und verwiesen auf ihre Befehle. Matt musste sich die Frage für General Henri Village aufsparen.
    Ungefähr eine halbe Stunde später bekam er eine Antwort.
    »Verstehen Sie denn nicht unsere prekäre Lage?«, meinte der hochrangige Offizier, der alle Verantwortung auf sich nahm. »Es gab in den letzten Monaten eine ganze Reihe von Morden, die auf unser gescheitertes Experiment zurückzuführen sind. Wenn uns die hiesigen Barbaren für ihre Toten verantwortlich machen, können wir uns in Lyon nie mehr sehen lassen. Dann nutzt uns auch das Serum nichts mehr. Wir wären nach wie vor isoliert.«
    »Verständlich«, gab Matt zu. »Aber warum haben Sie dann nicht wenigstens uns reinen Wein eingeschenkt?«
    Village warf einen vielsagenden Blick zu Aruula hinüber.
    »Das liegt doch auf der Hand«, sagte er. »So eng, wie sie mit den Barbaren kooperiert haben, konnten wir Ihnen nicht trauen. Heute wissen wir, dass unsere Vorsicht unbegründet war, aber zu diesem Zeitpunkt…«
    Matthew Drax nickte. Er konnte den Franzosen keinen Strick daraus drehen, vorsichtig gewesen zu sein. Vermutlich hätte er in einer solchen Situation nicht anders gehandelt.
    »Dann hoffe ich, dass unsere weitere Zusammenarbeit unter einem besseren Stern steht«, sagte er.
    General Village nickte ernst. »Dessen können Sie sicher sein.« Er blickte zu
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