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1084 - Operation Kardec-Schild

Titel: 1084 - Operation Kardec-Schild
Autoren: Unbekannt
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Spaß vor ihm.
    Die Videofläche leuchtete auf. Es erschien das Gesicht eines recht jungen Mannes, der an diesem oder jenem leiden mochte, nur nicht an Unterernährung. Das Gesicht war rundlich und mit geröteten Pausbacken versehen. Ein Doppelkinn zeichnete sich ab.
    Die Nase wirkte leicht zerquetscht und verknorpelt. Die Augen hatten etwas Mausartiges an sich; sie waren klein und beweglich. Dunkelblonder, dünner Haarwuchs wurde durch einen Mittelscheitel geteilt, der nur noch andeutungsweise zu erkennen war. Das Gesicht des Mannes drückte Unbehagen aus. Es wäre ihm lieber gewesen, beim Angeln bleiben zu können.
    „Tut mir leid, römisch Eins", eröffnete er die Unterhaltung. „Niemand hat mir gesagt, wann ich mit deiner Ankunft rechnen soll. Sonst wäre ich hier gewesen."
    „Der Name ist Clifton Callamon", wurde ihm mit röhrender Stimme mitgeteilt. „Als Anrede steht mir das herkömmliche ,Sir’ zu."
    „Also schön, Sir", antwortete Brick Entel und wackelte ein wenig mit dem Kopf. „Es ist alles vorbereitet. Du kannst kommen."
    „Sie!" donnerte Callamon.
    „Wer?" fragte Brick Entel verständnislos.
    „Sie können kommen, Sir!"
    „Wie auch immer", brummte Brick Entel und zuckte mit den Schultern. „Ich, du, er, sie - wir sind alle zum Einschleusen bereit."
     
    *
     
    Die Standardoptik erfaßte den Asteroiden nur als schwarze Fläche, die einen Teil des Sternenhintergrunds ausblendete. Erst das Computerbild vermittelte Clifton Callamon einen Eindruck von der Beschaffenheit der kleinen Welt, auf der er bis auf weiteres Quartier beziehen sollte. Geidnerd wirkte aus einer Entfernung von achtzig Kilometern wie eine längliche Riesenkartoffel. Die Oberfläche wies etliche buckelförmige Erhebungen auf und war ansonsten mäßig zerklüftet. Was es in grauer Vergangenheit an schroffen Graten und Klüften gegeben hatte, war im Lauf der Jahrmillionen von der langsam, aber stetig erodierenden Wirkung des kosmischen Staubes abgeschliffen worden.
    Geidnerd trieb einsam durch die Finsternis des Alls. Er war an keinen Himmelkörper durch das Band der Gravitation gefesselt. Der nächste Stern, ein namenloser, winziger K5-Typ mit intensiv roter Sternenfülle des südöstlichen Sagittarius-Arms. Einer der vielen Millionen Sterne, die Clifton Callamon über den gewölbten Rücken des Asteroiden hinweg sah, war die Sonne Kreit, das Heimatgestirn des Planeten Ertrus, 128 Lichtjahre entfernt.
    Die beiden stollenähnlichen Kanäle, durch die Geidnerd angeflogen bzw. verlassen werden konnte, befanden sich in den Längsenden der „Kartoffel". Der Einschleusvorgang verlief automatisch. Trotzdem ließ Callamon die Instrumente nicht aus den Augen. Einer der Züge dieser Subjektivzukunft, mit denen er sich noch abzufinden hatte, war die fast völlige Automatisierung der Raumfahrt. Der Pilot selbst des gewaltigsten Raumriesen hatte fast nichts mehr zu tun. Er war zum Fahrgast mit administrativer Verantwortung geworden. Zu Callamons Zeit waren Bordcomputer die Helfer der Galaktonauten gewesen, heute bildeten sie ihren Ersatz. Die Zeiten jener Flugtechniken, die Clifton Callamons Generation nicht ohne Stolz „flying by the seat of your pants" genannt hatte, waren endgültig vorüber.
    Ein kreisrunder, hell erleuchteter Kanal nahm die Space-Jet auf. Callamon ermittelte seinen Durchmesser zu neunzig Metern. Eine Korvette paßte hier herein, aber mehr nicht. Das Volumen, das Geidnerd für die Einschleusung und Abstellung von Raumfahrzeugen zur Verfügung stellen konnte, war begrenzt. Die Länge des Asteroiden betrug 4,28 Kilometer. Die durchschnittliche Dicke der „Kartoffel" machte nicht mehr als 1200 Meter aus. Die Hangars lagen in den Längsenden. Das Zentrum des kosmischen Felsbrockens war weitgehend ausgehöhlt, wobei man darauf geachtet hatte, eine verbleibende Wanddicke von 150 Metern nicht zu unterschreiten.
    Das Innere des Asteroiden wurde von einem künstlichen, sphärischen Schwerkraftfeld erfüllt, das überall dort, wo sich Menschen aufhielten, erdähnliche Gravitationsverhältnisse schuf. Der Schwerkraftvektor zeigte in Richtung der Oberfläche.
    Die Randbedingungen des Feldes waren so festgelegt, daß es dicht unter der Oberfläche den Wert null erreichte. Clifton Callamons Space-Jet bewegte sich also aus einem Bereich natürlicher und vernachlässigbar geringer Gravitation auf ein Gebiet zu, in dem eine Gravitation von einsnormal herrschte. Der Übergang war nicht allmählich, sondern fand ruckartig entlang einer
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