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1084 - Operation Kardec-Schild

Titel: 1084 - Operation Kardec-Schild
Autoren: Unbekannt
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erheben, bis ihm die fest anliegenden Gurte gegen Schultern und Oberschenkel drückten.
    „Sind Sie verrückt?" entfuhr es ihm. „Wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben?"
    Die Frau sah ihn verständnislos an. „Ich höre immer Sie", sagte sie unbeeindruckt. „Aus welchem Zeitalter bist du denn übriggeblieben?"
    Clifton Callamon wahrte seine Beherrschung mit Mühe.
    „Ich bin Clifton Callamon", preßte er hervor, „Admiral römisch Eins vaugee. Was, zum Teufel, hat ein Frauenzimmer auf diesem verantwortungsvollen Posten zu suchen. Nennen Sie mir Ihren Namen, Rang und Dienstnummer, und dann will ich mit dem militärischen Befehlshaber Ihrer Station sprechen - aber dalli!"
    Die Frau fuhr sich mit der Hand durchs Haar und musterte ihr Gegenüber mit undurchdringlichem Blick.
    „Ich bin Gela Kannon", sagte sie. „Rang? Ich bin Wissenschaftlerin und verstehe mich auf ein gutes Stück Hyperphysik. Genügt dir das als Rang, Cowboy? Von Dienstnummer hab' ich nie gehört. Wie wär's mit nullnullsieben?" Ein spöttisches Lächeln huschte über ihr ausdrucksvolles Gesicht. „Den militärischen Befehlshaber willst du sprechen?
    Tut mir leid, der ist vor zwölfhundert Jahren abgekratzt. Wir haben hier nur einen, der mehr oder weniger die Aufsicht führt und die Entscheidungen trifft." Sie schaukelte mit der rechten Hand hin und her, um anzudeuten, daß es mit dem Befehlshaben nicht allzu weit her war. „Er heißt Brick Entel - paß auf, wie du den Vornamen aussprichst; er ist da ein wenig eigen. Er steht im Augenblick nicht zur Verfügung."
    „Warum nicht?" erkundigte sich Clifton Callamon barsch.
    „Er ist angeln gegangen."
    „Angeln..." Es war mehr ein Hauch der Empörung als ein verständlicher Laut. „Er erwartet mich! Wie kann er da angeln gehen? Wo gibt es überhaupt auf einem ausgehöhlten Asteroiden etwas zum Angeln?"
    Die schöne Frau lächelte ihn strahlend an.
    „Oh, wir haben's hier ganz bequem", sagte sie. „Er erwartet dich also? Da muß ich ihn rufen. Ich hab' ohnehin keine Lust, mich mit dir Holzkopf zu unterhalten. Warte ein paar Minuten - ich lege dich auf Halt."
    Sie bewegte die Hand, aber bevor sie die Kontaktfläche erreichte, sah sie noch einmal auf.
    „Wirst du hier landen, Cowboy?" fragte sie.
    „Das habe ich vor", knirschte Clifton Callamon.
    „Dann mach dich auf eine Polierung der Nase gefaßt", sagte sie hart und mit drohendem Funkeln im Blick. „Niemand nennt mich ungestraft ein Frauenzimmer."
    Das Bild erlosch. An seiner Stelle erschien das Wartezeichen.
     
    *
     
    Fünf Minuten genügten Clifton Callamon, sein inneres Gleichgewicht wiederzugewinnen. Er grinste. Die Unterhaltung hatte ihm Spaß gemacht. Gela Kannon.
    Er rollte den Namen über die Zunge. Ein guter Klang. Welcher Elan, welch unverhohlene Unverschämtheit einem Flaggoffizier gegenüber! Der Aufenthalt auf Geidnerd würde ein Vergnügen sein. Die Nase wollte sie ihm polieren! Er lachte hell auf.
    Er genoß seine Rolle als Anachronismus. Das Jahr 2401 hatte man geschrieben, als er im Innern des Kugelsternhaufens M3 mit der SODOM das Opfer eines fremden, übermächtigen Einflusses wurde. Er war ein Monstrum - halb menschlich, halb robotisch. In der Hoffnung, seinen Körper eines Tages als Wirt übernehmen zu können, hatte der Porleyter Turghyr-Dano-Kerg ihn für die relative Unsterblichkeit präpariert, mit synthetischen Organen, von deren Wirkungsweise er selbst keine Ahnung hatte. Die Haut seines Körpers war zerfurcht von den Narben zahlloser Einschnitte, flachen, hellroten Riefen, die ihn wie die Nähte eines Tennisballs umspannten. Er war das Überbleibsel einer Zeit, die Wert auf Förmlichkeit, strenge Disziplin und Rangvorteile legte. Es war ihm klar, daß die Welt während der sechzehnhundert Jahre seines Tiefschlafs nicht stehengeblieben war. Er kannte die Geschichte der Zeitspanne, die er schlafend auf Yurgill zugebracht hatte. Die Menschen der Gegenwart waren frei, offen, ohne Hemmungen und alles andere als autoritätsgläubig. Er mochte sie. Er genoß die Atmosphäre der Unbekümmertheit, die alles durchdrang und nur dann verflog, wenn eine drohende Gefahr sich näherte.
    Aber er liebte seine Rolle. Er spielte den „Steinzeitmenschen" mit Genuß. Er erfreute sich an dem verblüfften, völlig verständnislosen Ausdruck ihrer Gesichter, wenn er sie mit Methoden des 24. Jahrhunderts zu beeindrucken suchte. Eines Tages, das wüßte er, würde er auf ihre Linie einschwenken. Aber bis dahin lag noch eine Menge
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