Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1082 - Wer im Höllenfeuer schmort

1082 - Wer im Höllenfeuer schmort

Titel: 1082 - Wer im Höllenfeuer schmort
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
immer stärker geworden, und bei den ersten Schritten stöhnte er auch leise vor sich hin. Er bewegte sich beinahe puppenhaft voran, und seine Füße schlurften über den unebenen Boden hinweg.
    Bis zur Pension hatte er es nicht weit. Er mußte nur um ein paar Ecken gehen, um das alte Haus zu erreichen. Es lag in einem Rotlichtviertel, und auch die Pension wurde gern von den Hafenhuren angelaufen. Einige Zimmer waren für sie immer reserviert. Das Nachtleben interessierte Hardy nicht, es hatte ihn nie gekümmert, auch nicht als junger Mensch. Seine Ehe war gut gewesen. Außerdem hatte er seine Arbeit als große Pflichterfüllung aufgefaßt, und er hatte als Zuchthausdirektor zuviel Elend erlebt, um sich selbst dort hineinzustürzen.
    Es sprach ihn auch niemand an. Er ging an den Mädchen vorbei wie an Puppen, aber er benahm sich trotzdem etwas auffällig, da er sich immer wieder umdrehte, weil er befürchtete, verfolgt zu werden.
    Neben einem Laternenpfahl blieb er stehen. Daran war ein Papierkorb befestigt, der überquoll. Hardy drehte sich in die verschiedenen Richtungen. Er suchte nach Barton, dessen Gestalt selbst bei diesem bunten Volk hier auffallen mußte.
    Er konnte ihn nicht entdecken. Zudem hatte sich der Tag verabschiedet. Heimlich war die Dämmerung gekommen. Sie hatte das natürliche Licht geraubt. Aber die künstlichen Lichter leuchteten in allen Farben des Spektrums. Die Gegend war erwacht, um sich für die Nacht bereitzumachen.
    Hardy ging weiter, wie immer leicht nach vorn gebeugt. Ein Mensch, der unter starkem Druck oder einer großen Sorge zu leiden hatte. Er spürte seinen Herzschlag sehr deutlich. Jedes Klopfen verursachte einen Stich in seiner Brust. Darauf wollte er jetzt nicht achten. Es war wichtig, wenn er von seiner Entdeckung berichtete. Er hatte sich vorgenommen, Bill Conolly anzurufen, denn dessen Nummer kannte er.
    Auch an der Außenfassade der Pension war die Namensschrift beleuchtet. Allerdings nicht alle Buchstaben. Das große H war tot und der letzte Buchstabe, das W, auch. Graue Fensterscheiben, hinter denen ebenfalls graue Gardinen hingen. Eine schmutzige Steintreppe führte zum Eingang hoch, bei dem die Tür offenstand.
    Er trat ein. An der Rezeption beugte sich eine junge Bordsteinschwalbe im Mini-Minirock so weit nach vorn, daß Hardy fast alles sehen konnte. Die Kleine war dabei, sich einen Zimmerschlüssel zu angeln. Ein Stück entfernt stand ihr Freier. Ein Typ, der aussah, als hätte er sich verirrt. Typisch Landmensch. In der Großstadt wirkte er wie ein Anachronismus. Er fummelte nervös am Rand seiner flachen Mütze herum, die er tief in die Stirn gedrückt hatte, um so wenig wie möglich von seinem Gesicht zu zeigen.
    Die Kleine mit den strähnigen, superblonden Haaren und dem engen Ringelpullover hatte es geschafft, den Schlüssel zu angeln. »Komm, Süßer«, flötete sie, »jetzt werde ich dir etwas ganz Besonderes zeigen. Das wirst du nie vergessen.«
    Beide verschwanden in einem Seitengang, in dem Hardys Zimmer nicht lag. Er mußte in die erste Etage hoch, in der es auch nicht sauberer war als hier unten.
    Zuvor wollte er telefonieren.
    Genau das war nicht möglich!
    Hinter der Rezeption hockte die dicke Frau im Blümchenkittel und laberte sich fast die Zunge ab.
    Sie wippte in ihrem Schaukelstuhl hin und her, sprach mit einer gewissen Madge, und es sah nicht so aus, als würde sie das Gespräch schnell beenden.
    Hardy Blaine überlegte. Er wollte keinen Ärger machen. Deshalb scheute er sich auch davor, der Frau anzuzeigen, wie dringend er das Telefon benötigte.
    Er wollte auch nicht so lange hier unten stehen, bis sie das Gespräch beendet hatte. Deshalb drehte er sich um und nahm Kurs auf die enge Treppe, die in einer Linkskurve nach oben führte.
    Er stieg mit müden Schritten die Stufen hoch. Ein Geländer gab es nicht. Dafür hing an der linken Wandseite eine schmutzige Kordel. Da hatten schon unzählige Hände ihre Schmutz- und Schweißflecken hinter lassen. Die Luft roch schal und abgestanden. Eine fleckige Tapete, wenig Licht, dunkle, ausgetretene Stufen und eine seltsam zähe Stille umgaben ihn. Sie gefiel ihm nicht. In einer Pension wie dieser war zumeist etwas zu hören. Zumindest die Dudelei eines Radios oder irgendwelche Stimmen, deren dünner Klang durch die nicht eben dicken Türen drang.
    Nichts, gar nichts. Hardy hörte nur die schlurfenden Schritte. Der Schatten seiner Gestalt malte sich an der rechten Wand ab. So konnte er selbst zuschauen, wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher