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107 - Tanz der Furie

107 - Tanz der Furie

Titel: 107 - Tanz der Furie
Autoren: Dämonenkiller
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Schwirrhölzer surren.
    Außer den beiden Männern an der großen Trommel konnte ich keinen der Musikanten genau erkennen. Sie standen außerhalb des Feuerscheins, der meine Augen blendete. Ich wandte mich ab, damit sich die Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnten.
    Die beiden Medizinmänner stießen nun einen Schrei aus und marschierten los. Die Tänzer folgten ihnen, mit tänzelnden Schritten, den Körper rhythmisch bewegend und immer wieder den Kopf in den Nacken werfend. Hinter ihnen kamen die Männer mit den Instrumenten, jetzt leise musizierend. Der lange Zug marschierte aus dem Dorf. Es waren nur Männer: die Frauen durften an den Geheimzeremonien nicht teilnehmen; es gab drastische Strafen, wenn eine auch nur neugierig aus der Hütte zusah.
    Ich verließ mein Versteck, lief um das Dorf herum und folgte dem von den Medizinmännern angeführten Zug. Sie nahmen den Weg zu der Ebene mit den vielen Steinköpfen, den Moais. Ich blieb immer ein Stück hinter ihnen und nutzte jede Deckung aus. Es gab viele bizarre, tiefschwarze Schatten. Grashalme, im Mond- und Sternenlicht silbrig glänzend, ragten aus der Dunkelheit heraus. Die riesigen Steinköpfe warfen lange Schatten.
    Der Zug der etwa fünfzig Eingeborenen erreichte jetzt die Ebene der Moai. In der Nacht wirkte sie fantastisch wie ein Geisterland, und ein fremdartiges Leben schien von den Steinköpfen auszugehen.
    Ich war sicher, daß die Eingeborenen vor mir die gleichen waren, die das Wasserflugzeug in die versteckte Bucht gezogen hatten. Die beiden Medizinmänner mußten Vertreter eines besonderen Kultes sein.
    Vor einem fast zwanzig Meter hohen Steinkopf blieben alle stehen und bildeten einen Halbkreis. Direkt vor dem Steinkopf standen die Medizinmänner, dann kamen die Tänzer, die jetzt summten und die Oberkörper hin und her wiegten, und schließlich die Musikanten.
    Ich schlich mich näher heran und verbarg mich im Schatten eines Steinkopfs. Die beiden Medizinmänner hoben die Arme gen Himmel und begannen einen Singsang, in dessen Refrain die Tänzer miteinstimmten. Die Musikinstrumente spielten verhalten.
    Plötzlich ertönte ein tiefes Summen, so als würde ein starker Generator in Betrieb gesetzt. Der riesige Steinkopf schien zu vibrieren. Die Schatten in dem Steingesicht bewegten sich.
    Und dann begann der Steinkopf zu sprechen. Seine Stimme klang grollend und verzerrt. Zuerst verstand ich nicht, was der Steinkopf sagte, aber dann nahm ich den Kommandostab und hielt das verdickte Ende an mein Ohr. Zu meinem Erstaunen verstand ich nun jedes Wort. In meinem Gehirn war mir der Sinn der Worte klar, sobald ich sie hörte.
    „… sollt ihr die Goldbarren aus der Flugmaschine holen und in die Schächte legen", sagte die grollende Stimme. „Dann wird die Beschwörung stattfinden, das große Tabu. Menschen sollen geopfert werden. Ihr wißt, welche ich meine."
    „Ja, großer Vago!" riefen die Medizinmänner. „Sag uns, was wir tun sollen, und wir gehorchen."
    Ich zuckte unwillkürlich zusammen. Mein Verdacht bestätigte sich also. Ich war tatsächlich zu jenem Vago gelangt. Daß dieser Steinkopf Vago sein sollte, konnte ich mir allerdings nicht vorstellen. Sicher benutzte ihn der Dämon nur, um zu seinen Anhängern zu sprechen. Der Monumentalkopf war eine Art Lautsprecher für Vago; daß die Eingeborenen die Steinköpfe als Schutzgeister verehrten und ihnen übernatürliche Kräfte zuschrieben, kam ihm zupaß.
    „Mein Bote wird kommen", grollte Vago. „Erweist ihm alle Ehren!"
    Das Summen und Brummen wurde leiser. Ich sah nun eine Bewegung bei dem Steinkopf, so als speie sein Mund etwas aus. Dann trat eine Gestalt aus dem Schatten. Also war der Steinkopf auch ein magisches Tor.
    Ich fiel von einer Überraschung in die andere. Den, der da stand, kannte ich nur allzugut. Das war Te-Ivi-o-Atea, der Göttervogel, der Herr der Südsee, ein berüchtigter Dämon, Diener Olivaros und Mitglied der Schwarzen Familie.
    Fast hätte ich losgeflucht. Wie paßte das wieder zusammen? Gerade hatte ich durch das Studium des Memory-Barrens während des Geisterflugs herausgefunden, daß Olivaro und die unbekannte Macht, hinter der ich jenen Vago vermutete, Todfeinde waren. Und Jetzt paktierte Olivaros Diener mit Vag°.
    Der Südseedämon hatte glattes Haar, ein langes, schmales Gesicht und einen ziemlich hellen Teint. Sein Gesicht war von Tätowierungsnarben bedeckt und entstellt, seine Zähne spitzgefeilt. Die spitzgefeilten Zähne hatte er nicht immer gehabt, aber sie
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