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107 - Tanz der Furie

107 - Tanz der Furie

Titel: 107 - Tanz der Furie
Autoren: Dämonenkiller
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zusammenreimen. Sie sprachen über mich.
    „Wie konnten Sie nur, Dr. Grodetzky? Dieser Mensch ist imstande, uns allen im Schlaf die Gurgel durchzuschneiden. Haben Sie seine Augen gesehen? Die Augen eines Wahnsinnigen, sage ich." „Und dann diese völlig absurde Geschichte", wandte die andere Frauenstimme ein. „Nur ein Verrückter kann so etwas erzählen."
    „Wir werden nachprüfen, was an der Geschichte wahr ist", beruhigte Dr. Grodetzky die Frauen.
    „Der Mann ist vollkommen harmlos. Seien Sie da völlig unbesorgt."
    Sie gingen weiter, und ich hörte nichts mehr. Nach einer Weile wurde ich zum Abendessen gerufen. Es gab Geflügel, das die Forschungsgruppe den Eingeborenen aus dem nahen Dorf abgekauft hatte, Süßkartoffeln und Dosenpfirsiche. Die rundliche Esther Roth hatte gekocht. Wir saßen am Lagerfeuer und aßen. Zikaden zirpten, und am Himmel flammte das Kreuz des Südens. Es war eine milde Nacht.
    Ich spürte, daß hinter dieser friedvollen Atmosphäre etwas lauerte. Vago oder jene unbekannte Macht ließen sich Zeit. Ich war gewiß, daß sie die Hand im Spiel hatten und unmerklich lenkten, was auf der Osterinsel vorging. Sonst hätten die israelischen Archäologen mich kaum so bereitwillig bei sich aufgenommen. Sie hätten mich entweder weggeschickt oder meine Geschichte mit dem Flugzeug gleich nachgeprüft. Ich merkte immer stärker, daß sie unter einem fremden Einfluß standen, ohne es selbst zu merken. Bei manchen Dingen fiel es auf. So ließen sie mich immer noch in der völlig zerlumpten Kleidung herumlaufen. Wer immer sie lenkte, für den waren menschliche Verhaltensweisen völlig fremd.
    Dann hörten wir Rufe vom Eingeborenendorf her und sahen Fackeln näher kommen. Ein Mann mit einem regenbogenfarbenen Umhang und einer spitzen Federkrone erschien, eine Vogelmaske mit langem Schnabel vordem Gesicht. Ihm folgten drei muskulöse, nur mit bunten Lendenschürzen, den Pareos, bekleidete Männer.
    Dr. Grodetzky erhob sich und trat ihnen entgegen.
    Der Medizinmann sagte etwas in einem tonganischen Dialekt, den ich nicht verstand. Dann fügte er in gebrochenem Spanisch etwas hinzu.
    Die Osterinsel hatte lange Zeit zu Chile gehört und stand jetzt noch unter chilenischer Verwaltung, obwohl sie ein eigenes Department geworden war; sofern man bei einem Inselchen von 117 Quadratkilometern mit rund sechshundert Einwohnern von einem Department sprechen konnte.
    „Tabu", sagte der Medizinmann. „Großes Moai-Tabu. Keiner Lager verlassen. Sonst Tatane böse." Tatane waren niedere Gottheiten, die auf der Stufe von umherschweifenden Geistern standen. Auf der Osterinsel gab es allerlei abergläubische Vorstellungen, obwohl sie christianisiert war. Ich hatte den Notizen von Dr. Grodetzky einiges entnommen.
    „Es ist gut, Makemake", antwortete Dr. Grodetzky würdevoll. „Wir werden das Lager nicht verlassen. "
    Der Medizinmann mit der Vogelkopfmaske nickte und ging davon. Die drei Fackelträger folgten ihm, nachdem sie uns ein letztes Mal gemustert hatten, mit dumpfen, unbeteiligten Blicken. Mir wurde immer unbehaglicher. Ich wußte, daß ich das Lager gewiß verlassen und mich bei dem Polynesierdorf umsehen würde. Wenn das große Moai-Tabu ein Zauber oder eine Beschwörung war, wollte ich dabei sein.

    Trommeln, Flöten und Hörner waren vom Dorf her zu hören. Man hörte sie nicht allzu laut, so daß sie die Nachtruhe nicht störten. Es ging schon auf Mitternacht zu.
    Durch den Schlitz am Zelteingang fiel ein Streifen Mond- und Sternenlicht herein. Anatol Blum und Josef Gerschon schnarchten. Ich zog mich lautlos in der Dunkelheit an und richtete mein Feldbett, über das ein schmaler Streifen Mondlicht fiel, so her, daß es aussah, als würde jemand darunter liegen, wenn man flüchtig hinblickte.
    Dann verließ ich das Zelt und begab mich zum Dorf der Polynesier. Im Camp der Forschungsgruppe schliefen anscheinend alle. Wachen hatte Dr. Grodetzky nicht aufgestellt. Soweit ich wußte, waren die Israelis auch nicht bewaffnet.
    Hinter Büschen verborgen, beobachtete ich das Eingeborenendorf. Im Schein eines großen Feuers tanzten die Männer um einen Totempfahl herum. Die beiden Medizinmänner standen dabei. Ihre Gesichter waren starr und unbewegt. Die Körper der Tänzer glänzten vor Schweiß. Am Rande des Feuerscheins schlugen zwei Männer eine große, halb in die Erde eingegrabene Trommel. Sie klang dumpf, und in den Ton dieser Trommel mischten sich die Klänge der anderen Instrumente. Ich hörte ein paar
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