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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen
Autoren: Jason Dark
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das traf auch jetzt noch zu. Der Wind spielte damit und wehte sie immer wieder vor ihr Gesicht.
    »Bitte…«
    Alles Jammern und Flehen half nichts. Susanne Heller kümmerte sich nicht um ihren Vater, und Verena Kluge tat es ebenfalls nicht.
    In einer Reihe waren die acht Gestalten vor dem Boot in die Höhe gewachsen. Sie alle trugen unterschiedliche Kleidung. Bei einer Person schimmerten noch dunkle Blutflecken auf dem Kleid, das dadurch aussah wie ein Totenhemd. Die Gesichter blieben starr. Die Arme hingen an den Seiten der Körper herab, und nur die Beine bewegten sich. Im Gegensatz zu den Gesichtern sahen sie nicht so fest aus. Je tiefer der Blick der Männer vom Kopf wegglitt, um so mehr lösten sich die Körper auf.
    Dann waren sie da.
    Sie überschwemmten das Boot nach dem nächsten Schritt. Sie nahmen den Kahn und auch die darin hockenden Männer für sich ein.
    Sie waren es, die ihre Macht verbreiteten, die Heller und Kluge wie ein Ansturm erwischte, der mit dem normalen Wind nichts zu tun hatte.
    Die Augen der Männer weiteten sich. Ihre Münder klafften auf.
    Eine plötzliche Kälte wehte über sie hinweg und ließ sie erstarren.
    Aus ihren Gesichtern verschwand das Blut. Die Lippen liefen bläulich an, und durch ihre Köpfe schwirrte etwas, das sie nicht verstanden. Es waren Stimmen, es waren Sätze und Worte in unterschiedlichen Sprachen.
    »Wir wissen die Wege. Wir werden die Welt befreien. Das Böse wird keine Chance haben. Sie alle sollen in Hildegardas Sinne bekehrt werden. Uns hat sie eine Chance gegeben. Wir sind ihre Botinnen, und wir werden uns daran halten…«
    Obwohl die Worte nur sehr langsam gesprochen worden waren, kamen sie den Männern vor wie ein Sturmwind, der heftig an ihre Köpfe und Ohren blies.
    Nur für kurze Zeit bekamen sie etwas von den Gedanken der Sirenen mit, dann war es vorbei.
    Die Wirklichkeit kehrte zurück. Das Boot schaukelte abermals auf den Wellen. Hoch, vor und zurück. Sie hörten das Klatschen der Wellen, das Schmatzen der nahen Strudel und empfanden auch wieder die normale Kälte auf ihrer Haut.
    Der Spuk war verschwunden. Einfach weg. Als wäre er nie dagewesen. Es war Helmut Kluge, der es als erster schaffte, sich zu bewegen. Mit einer langsamen Drehung schaute er den entschwindenden Gestalten nach, die sich auf das nahe Ufer zu bewegten.
    Die Zahl war die gleiche geblieben. Acht Gestalten. Acht Frauen.
    Darunter seine Tochter, die sie um den Vater ebenso wenig gekümmert hatte wie auch Susanne Heller um ihren.
    Günter war mit den Nerven fertig. Er konnte nicht mehr. Zusammengesunken hockte er auf den Planken, den Kopf nach vorn gebeugt, und Kluge hörte ihn weinen. Seine Schultern bewegten sich dabei. Er schüttelte immer wieder den Kopf. Er sprach auch mit sich selbst, doch Worte waren nicht zu verstehen. Sie gingen in den anderen Geräuschen unter.
    Um das Boot herum bewegte sich das Wasser. Da wogten die Wellen auf und nieder, spielten mit dem Boot, warfen es von einer Seite zur anderen, klatschten gegen die Außenwände, wirbelten Spritzwasser hoch und schleuderten die Tropfen über Bord.
    Auch Helmut Kluge war zum Heulen zumute, wenn er an das Schicksal seiner Tochter dachte. Auch jetzt konnte er nicht sagen, ob Verena lebte oder sich in einem anderen Zustand befand. Er wollte nicht an den Begriff Tod denken, für ihn kam eben nur der andere Zustand in Frage. Tot war etwas anderes. Sie sollte leben, und sie sollte es irgendwie schaffen, auch wieder in die Normalität zurückzukehren.
    Noch immer suchte er das Ufer ab. Die acht Gestalten waren nicht mehr zu sehen. Sie hatten sich längst in den dunklen Gassen und Winkeln verteilt, um der neuen Aufgabe nachzukommen.
    Welche war das?
    Kluge dachte darüber nach, was er an Worten gehört hatte. Fragmente nur, halbe Sätze, wenn überhaupt. Da war von einer Bekehrung gesprochen worden. Von einer Welt, aus der das Böse entfernt werden mußte. Das alles hatte Helmut behalten, obwohl er damit nicht zu Rande kam. Sein Verstand weigerte sich, derartige Dinge zu begreifen. Sie warfen sein normales Weltbild völlig durcheinander.
    Ein wehleidig klingender Schrei riß ihn aus der Gedankenwelt.
    Kluge fuhr herum.
    Sein Mund wollte sich nicht mehr schließen, denn er sah das gleiche, was auch Günter Heller entdeckt hatte.
    Nicht weit entfernt stand jemand auf dem Wasser. Eine helle Erscheinung, eine Frau mit bleichem Gesicht und kalten Augen.
    Ein Geist…
    ***
    Die beiden Männer mußten sich in dieser Situation
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