Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
dort. Oder etwas Helleres. Es tanzte auf und nieder, doch der Beobachter hatte nicht den Eindruck, als würde es sich nur auf der Stelle bewegen.
    Die Wellen schoben es vor und zurück, wieder vor – zurück…
    Ein Phänomen – oder?
    Er hörte sich stöhnen. Hastig wischte er über die nasse Stirn, bevor er sich nach vorn beugte und sich dabei mit den Händen auf den Planken abstützte. In dieser knienden Haltung blieb er zunächst hocken.
    Warten. Darauf hoffen, daß es sich um eine Lichtspiegelung handelte, die in seiner Phantasie zu etwas anderem wurde. Andererseits glaubte er selbst nicht so recht daran, denn wo konnte sich Licht spiegeln, wenn keine Quelle vorhanden war? Und sie entdeckte er nicht. Weder in der Nähe des Ufers, noch an den Hängen.
    Er stöhnte auf. Die klatschenden Wellen verschluckten dieses Geräusch, so daß Helmut Kluge es nicht hörte, der sich noch immer mit dem Ruder beschäftigte.
    Heller blieb »am Ball«. Je mehr Zeit verging, um so stärker wuchs in ihm die Überzeugung, daß das Geschehen am anderen Ufer nicht mit rechten Dingen zuging. Da war ein Phänomen entstanden, das er sich nicht erklären konnte. Da tanzte etwas. Ein Irrlicht, wie im Moor, nur das gab es hier nicht. Er konnte nun erkennen, daß es sich um mehrere Lichter handelte. Sie hoben sich nicht scharf gegen die Dunkelheit hin ab. Sie waren weich geworden. Es waren verschiedene Schleier, die allerdings immer mehr aufeinander zu tanzten, sich berührten und wieder auseinanderglitten.
    Jedenfalls ein Phänomen, mit dem Günter Heller nicht zurechtkam. Er wollte es auch nicht mehr allein sehen und sich darüber Gedanken machen. Sein Freund Helmut mußte ebenfalls hinschauen, und er sprach ihn mit leicht krächzender Stimme an, während er den Kopf dabei nach rechts drehte.
    »He…«
    Zu leise gesprochen. Er versuchte es noch einmal. »He, Helmut, schau dir das an!«
    Kluge war jetzt aufmerksam geworden und drehte sich. Zuerst sah Helmut nur seinen Freund. Dessen veränderte Haltung fiel ihm schon auf. Ebenso das bleich und verfroren wirkende Gesicht, das jetzt mehr einer feuchten Maske glich.
    »Was ist denn los?«
    Heller hob den rechten Arm und drehte ihn, damit die Hand zum anderen Ufer weisen konnte. »Da, Helmut, schau dir das an. Da ist etwas. Ich kann es mir nicht erklären, verdammt. Aber ich habe es mir auch nicht eingebildet.«
    Helmut Kluge sagte nichts. Er schaute einfach nur. Es war leicht, die Richtung zu finden. Einfach nur über die dunkle, wogende Wasserfläche hinweg.
    Und dann?
    Kluge stöhnte auf. Ihm wurde noch kälter. Und diese Kälte schien sich in seinen Körper zu fressen. Er sah die hellen und trotzdem blassen Gestalten, die nicht am Ufer standen, sondern sich auf dem Wasser befanden, davon ging er einfach aus.
    Und er dachte noch einen Schritt weiter. »Das… das … sind sie, Günter. Verdammt, das sind unsere Töchter …«
    ***
    Günter Kluge sagte nichts. Er hatte es befürchtet, er hatte es geahnt, aber er hatte sich geweigert, dies auszusprechen. Er war froh, daß Helmut es gesagt hatte, doch eine Antwort konnte er dem Freund nicht geben. Beide Männer waren stumm geworden und hatten sich von dem unerklärlichen und selbst auf diese Entfernung unheimlich wirkenden Vorgang einfangen und entsetzen lassen.
    Günter Heller hatte die Worte seines Freundes nicht vergessen. Sie rotierten durch seinen Kopf. Er atmete einige Male tief durch. Danach war er in der Lage, wieder eine Frage zu stellen.
    »Woran erkennst du, daß es unsere Töchter sind, verdammt?«
    »Das weiß ich.«
    Heller schüttelte sich. Er jammerte auf, als er sprach. »Sie haben keinen Körper. Oder doch?«
    »Das werden wir sehen.«
    »Und sie sind auf dem Wasser!«
    »Ja!«
    »Dann müssen sie doch versinken!« schrie Günter. Die Nervenanspannung war einfach zu groß für ihn gewesen. Sie hatte sich durch diesen Schrei freie Bahn verschaffen müssen. »Versinken müssen sie. Einsinken und in diesem verdammten Fluß ertrinken!« Heller schluchzte auf. Er drehte sich heftig, das Boot schaukelte noch stärker und stand dicht davor, sich zur Seite zu neigen und Wasser zu fassen.
    Kluge schüttelte den Kopf. »Nein, sie ertrinken nicht. Oder siehst du, daß sie einsinken?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Eben.«
    »Warum nicht, Helmut? Was, zum Teufel, ist mit unseren Töchtern los, verflucht?«
    Helmut Kluge verzog das Gesicht. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Nehmen wir es doch einfach hin. Man hat uns die Botschaft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher