Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
weiter.
    Wurden sie vom Wasser getragen? Oder waren sie selbst so leicht?
    Keiner der beiden Männer wußte es, und man lieferte ihnen auch keine Erklärungen. Sie wurden nicht angerufen, ihnen wurde nicht zugewinkt, die acht Gestalten gingen einfach weiter.
    »Immer näher«, flüsterte Günter Heller. »Sie… sie … kommen immer näher, verflucht …«
    Das merkte auch Helmut Kluge. Okay, ihm war alles andere als wohl zumute, aber eine tiefe Angst oder Furcht spürte er seltsamerweise nicht. Er fragte Günter, wie es sich mit ihm verhielt.
    »Angst? Weiß nicht, ob ich Angst habe. Irgendwie schon. Aber nicht mehr so stark.«
    »Du willst, daß sie kommen?«
    »Und ob.«
    Ihr Gespräch schlief wieder ein. Sie kümmerten sich um die acht Sirenen, die deutlicher hervortraten. Es war zu sehen, daß sie sich nicht glichen. Alle sahen unterschiedlich aus, trotz einer gewissen Gleichheit.
    »Das ist Susanne! Verdammt, ich sehe meine Tochter!« Heller war plötzlich von der Rolle. Er bewegte sich hektisch, was wiederum dem Boot nicht guttat. So brachte er sich und seinen Freund in leichte Schwierigkeiten, doch sie kenterten nicht.
    Von Helmut Kluge erhielt Günter keine Antwort. Der Mann am Ruder konnte einfach nicht sprechen. Er war fasziniert und zugleich entsetzt, denn auch er hatte seine Tochter erkannt.
    Rechts außen malte sich Verenas Gestalt ab. Sogar ihre dunklen Haare waren zu sehen. Sie hatte sie von ihrer Mutter geerbt, deren Haar selbst beim Älterwerden kaum grauer geworden war.
    Es gab keinen Zweifel, unter den acht Sirenen befanden sich ihre beiden Töchter.
    Sie ließen sich durch nichts stören. Kamen näher und näher. Waren besser zu erkennen, so daß beide Männer das gleiche Phänomen zeitkonform erlebten.
    Das waren keine Geister! Zumindest keine richtigen, wobei beide Männer nicht so recht wußten, was sie sich unter richtigen Geistern vorzustellen hatte. Nicht nur durchsichtige Körper, nein, sie waren auch fest geworden. Hart und schwer. Aber wie konnten sie dann über das Wasser laufen, ohne einzusinken?
    Die Männer konzentrierten sich einzig und allein auf die Töchter.
    Alle anderen waren nicht interessant für sie. Nur Verena und Susanne zählten. Sie suchten in den Gesichtern nach einem Erkennen, denn sie gingen einfach davon aus, daß sie in ihrem dümpelnden und schaukelnden Boot gesehen worden waren.
    Es war nicht zu fassen, nicht zu erklären. Sie mußten diese unbegreifliche Tatsache einfach hinnehmen.
    Die Reihe näherte sich immer mehr ihrem Boot. Wenn sich alle so weiterbewegten, würden sie in kurzer Zeit gegen den schaukelnden Kahn stoßen und ihn kippen.
    Heller klammerte sich nicht mehr fest. Er kniete vor der Bordwand und streckte den Ankömmlingen seine Hände entgegen, als wollte er sie so bald wie möglich umarmen. Dabei flüsterte er den Namen seiner Tochter. Es war mehr ein Flehen und Bitten.
    Helmut Kluge blieb stumm. Starr schaute er auf die Gestalt seiner Verena. Die anderen interessierten ihn nicht. Er versuchte, einen Augenkontakt zu erwischen. Wie bleich doch diese Gesichter waren! So blaß und blutleer wie die von Toten. Und wie seltsam ihre Augen strahlten. Ein kaltes Licht malte sich darin ab. So unbeschreiblich.
    Das Licht des Mondes, der Gestirne. Vielleicht sogar ein Leuchten, das aus einer völlig anderen und fremden Welt stammte.
    Es war nicht zu begreifen. Ein geisterhafter Spuk, wie man ihn sonst nur von den Geschichten her kannte. Sie mußten ihn nun als Tatsache erleben.
    Sehr dicht waren die acht Gestalten bereits an das Boot herangekommen. Beide Männer spürten deutlich, daß von ihnen etwas abstrahlte. Ein besonderes Fluidum, das noch keiner von ihnen jemals in seinem Leben gespürt hatte. Es war da. Es wurde auch nicht vom Wasser zu ihnen herangetragen, es ging einzig und allein von diesen seltsamen Personen aus, die fest und trotzdem nicht so starr waren wie die normalen Menschen. Es waren Körper vorhanden, aber sie schienen sich auflösen zu können, man griff einfach hindurch.
    Günter Heller schaffte es nicht mehr, sich zu beherrschen. Er sah seine Tochter beinahe zum Greifen nahe. Faßte aber nicht zu, das traute er sich nicht. Er versuchte, auf eine andere Art und Weise mit ihr Kontakt aufzunehmen.
    »Susanne… Kind … ich bin hier. Ich … dein Vater. Komm … komm in das Boot. Es ist noch genügend Platz.«
    Susanne Heller antwortete nicht. Sie war immer recht klein und zart gewesen. Die blonden Haare hatte sie sich lang wachsen lassen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher