Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1058 - Vampir-Chaos

1058 - Vampir-Chaos

Titel: 1058 - Vampir-Chaos
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
zögernd, aber nicht zu langsam. Sie verriet eine gewisse Unsicherheit. Schaute sich um, drehte sich jedoch nicht dabei, sondern schlenderte weiter. Sie geriet in den Lichtkreis der Außenbeleuchtung, die nicht grell schien. Alles wirkte gedämpft, abgeflacht, nur nicht aufmerksam werden. Jeder Buchstabe des Namens war bleich wie ein Knochen.
    Die Unbekannte blieb stehen, weil ihr Jessy den Weg versperrte.
    Es war genau der Zeitpunkt, an dem sich Jessy entscheiden mußte.
    Entweder hineinlassen oder nicht. Es kam auf sie ganz allein an.
    Platz genug war in der Disco vorhanden, doch es ging einzig und allein um die Auswahl. Da hatte Jessy das Sagen.
    Sie wollte nicht. Der Entschluß stand plötzlich fest. Nein, die Frau war nicht trendy. Sie war einfach zu normal, und deshalb schüttelte Jessy den Kopf.
    »Was ist?«
    »Du kommst hier nicht rein!« Die andere lächelte. »Warum nicht?«
    Jessy baute sich locker auf. Sie wippte auf den Fußballen. »Hör zu«, sagte sie, »damit bist du nicht persönlich gemeint, wirklich nicht, aber ich muß darauf achten, daß die Gäste hier auch zu den anderen passen, verstehst du?«
    »Nein!«
    Eine Antwort, die Jessy öfter hörte. Normalerweise hätte sie kurzen Prozeß gemacht und wäre auch mit härteren Argumenten gekommen. In diesem Fall allerdings nicht. Sie hatte Zeit. Ein kleiner Streit konnte auch durchaus lehrreich sein. »Schau mal, diese Disco hier ist eben anders. Es gibt welche, die werden dir bestimmt mehr zusagen. Hier ist für dich nicht der richtige Platz.«
    »Gefalle ich dir nicht?« hörte sie die leise Frage. »Das hat doch damit nichts zu tun.«
    »Ich möchte aber rein.«
    »Ich sage nein!« Die andere seufzte. »Ich heiße übrigens Tyra.«
    »Toller Name. Auch damit kommst du nicht hinein. Ich kann es nicht machen.«
    »Schade.«
    »Klar, aber es gibt Regeln. Du siehst auch nicht aus wie jemand, der Randale machen will, bist sicherlich sehr friedlich.« Sie schnickte mit zwei Fingern. »Trotzdem mußt du weitergehen. Ich kann dich nicht hineinlassen.«
    »Schade«, wiederholte die Frau. »Aber schade für dich…«
    Der letzte Satz hatte so normal geklungen. Lässig dahingesprochen. Trotzdem spürte Jessy, wie ihr plötzlich kalt wurde. Fingerspitzen aus Eis rannen ihren Rücken hinab, und sie war in den folgenden Sekunden sprachlos. Jessy kannte sich selbst nicht mehr. Etwas stimmte mit dieser Frau nicht, die eigentlich recht normal aussah und trotzdem anders wirkte.
    Vielleicht war ihr Gesicht auch zu blaß und etwas zu starr. Es wirkte so künstlich. Hinzu kam noch etwas anderes. Jessy versuchte, es in Worte zu fassen, was ihr nicht so recht gelang. Es lag möglicherweise an der Ausstrahlung. Sie war nicht mit der eines normalen Menschen zu vergleichen. An dieser Person war etwas, das sich Jessy nicht erklären konnte.
    Oder lag es an dem Geruch? Er war anders, fremd. Er paßte nicht hierher. Kein Geruch, der von draußen kam, sondern einer, der mitgebracht worden war. So alt, vielleicht auch muffig, aber schwer einzuordnen. Ein Geruch, der bei Jessy Emotionen anheizte, weil er einfach nicht in die normale Umgebung hineinpaßte.
    Das macht sie nervös. Jetzt auch aggressiv. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Verschwinde!« brach es aus ihr hervor. »Geh endlich! Ich will dich hier nicht sehen, und ich kann dich auch nicht reinlassen!«
    Tyra sagte nichts. Sie lächelte nur. Langsam, damit die Türsteherin auch alles mitbekam. Sie zog die Lippen in die Breite, als wären sie aus Gummi. Die obere schob sie langsam zurück, um ihre Zahnreihe präsentieren zu können.
    Jessy sah sie. Weiß – und zwei Zähne, die spitz hervorstanden. Sie war nicht erschreckt, mehr überrascht. Automatisch glaubte sie an einen Gag, den die Besucherin sich hatte einfallen lassen. Aber die Zeit der Verkleidungen war vorbei…
    Es war schon seltsam. Für Jessy existierte die Zeit nicht mehr. Der Anblick hatte sie trotz allem geschockt. Sie kam sich vor, als wäre sie aus der Welt weggetragen worden. Fort von hier und hineingestellt in eine Leere.
    Die andere sprach nicht. Sie starrte Jessy nur an. Ein kalter Blick, böse. Wie der einer Hexe im Märchen. Das Frösteln nahm bei Jessy zu. Sie wollte etwas sagen, und das wiederum schaffte sie nicht. Der Wille in ihr war gebrochen.
    Tyra hatte die Lage im Griff. Allein ihr Auftreten hatte sie schon auf die Siegerstraße gebracht.
    Und dann schlug sie zu.
    Ein Schlag ohne Ankündigung. Blitzschnell geführt und auch treffsicher.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher