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1058 - Vampir-Chaos

1058 - Vampir-Chaos

Titel: 1058 - Vampir-Chaos
Autoren: Jason Dark
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Jessy erlebte ihn überdeutlich. Er kam ihr so langsam vor.
    Möglicherweise lag es auch an der Überraschung, denn mit einer Attacke hatte sie nicht gerechnet.
    Sie war austrainiert, auch die Bauchmuskulatur zählte dazu. Sie konnte Treffer hinnehmen und wegstecken, ohne gleich umzufallen.
    Bei diesem hier war es anders. Der hatte sie getroffen wie der Huftritt eines Pferdes. Er raubte ihr die Luft. Sie konnte nicht mehr atmen. Ihr Mund öffnete sich weit, trotzdem war es ihr nicht möglich, Luft zu bekommen, und so blieb ihr nur die Reaktion, die sie selbst nicht steuern konnte.
    Sie ging nach hinten. Gleichzeitig hatte sie den Oberkörper vorgebeugt und die Hände auf die getroffene Stelle gepreßt. Ihr Gesicht hatte einen erstaunten und zugleich erschreckten Ausdruck angenommen. Sie prallte rücklings gegen die geschlossene Tür, die in der oberen Hälfte ein Guckloch aufwies.
    Luft! Ich will Luft!
    Nur dieser Gedanke beherrschte sie. An eine Gegenwehr war nicht zu denken. Jessy tat auch nichts, als die Untote mit zwei Schritten auf sie zuging.
    Die geschlossene Tür kam Tyra sehr entgegen. Dort konnte sie den Körper anlehnen und abstützten. Eine Hand fuhr in das gelackte Haar der Türsteherin. Es wühlte die Strähnen durcheinander. Tyra brauchte diesen exakten Griff, um den Kopf der Frau in eine bestimmte Position bringen zu können.
    Sie drückte ihn zur rechten Seite. Die linke Seite der Kehle sollte endlich frei liegen.
    Sie schaffte es. Straff spannte sich die Haut. Sogar in der Dunkelheit sah sie die dünnen Adern, die sich wie ein schwaches Relief abzeichneten.
    Jessy kam wieder zu sich. Und sie drehte auch ihren Kopf. Die Augen machten die Bewegung mit. Was sie zu sehen bekam, wollte sie nicht glauben. Das war unwahrscheinlich. So etwas kannte sie nur aus dem Kino. Über ihr schwebte das Gesicht eines weiblichen Vampirs. Aus ihrem Blickwinkel bestand es nur aus dem weit geöffneten Maul.
    Sie wurde an den letzten Dracula-Film erinnert, den sie so irre cool gefunden hatte.
    Das war vorbei.
    Nichts war mehr cool. Es gab nur noch die nackte Angst, die Jessy nicht in den Griff bekam. Sie war so fern, so irreal und trotzdem so nahe bei ihr.
    Alles war echt.
    Auch der Biss!
    Wie ein Maul schnappte der gierige Mund der Untoten zu. Die Zähne bissen sich fest. Jessy spürte den leichten Schmerz, den sie nicht einmal schlimm fand. Es war nur im Anfang so ungewöhnlich.
    Der Druck kalter Lippen preßte sich auf ihre straffe Haut, und einen Moment später hörte sie das Saugen und leichte Schmatzen. Geräusche, die sie auch in diesem Film wahrgenommen hatte. Jessy dachte daran, daß sie jetzt noch Zeit hatte, sich zu wehren, aber der Gedanke dauerte einfach zu lange, und sie spürte auch, wie der Widerstand in ihr schon erlahmte. Sie kam dagegen nicht mehr an. Keine Macht der Welt konnte sie noch aus ihrer Lage hervorreißen. Sie war zum Opfer einer schrecklichen Bestie geworden, die ihr Blut wollte.
    Tyra ließ die Frau nicht los. Der Körper wurde schwer in ihrem Griff. Er fiel dem Boden entgegen, und die Frau mußte ein paar Mal nachgreifen, um ihn in den Griff zu bekommen. Sie wollte schließlich keinen Tropfen vergeuden.
    Sie ließ sich Zeit. Es gab niemand, der sie bei ihrer »Arbeit« störte.
    Ein gutes, schon seliges Gefühl durchströmte sie. Zwar stand sie noch mit beiden Füßen auf der Erde, dennoch fühlte sie sich fortgetragen. Sie war einfach happy.
    Das Blut tat ihr gut, so verdammt gut. Sie genoss es. Die Lippen klebten am Hals. Sie saugte und trank routiniert. Bei jedem Schluck zuckte es an ihrem Hals.
    Schließlich war Jessy »leer«. Die Untote hatte es im Gefühl, wann sie ihr Opfer loslassen konnte und wann nicht. Es war soweit. Sie ließ es über ihren ausgesteckten Arm hinweg gleiten und fast zu Boden rutschen. Im richtigen Augenblick fing sie die leblose Gestalt ab und ließ sie neben dem Disco-Eingang liegen.
    Sie war zufrieden, richtete sich wieder auf, wischte dabei mit dem Handrücken über die Lippen, bevor sie die letzten Tropfen von ihrer Haut wegleckte.
    Danach drehte sie sich herum!
    Sie waren da.
    Sie waren lautlos wie Gespenster gekommen und standen vor ihr wie eingefroren.
    Mafiosi. Ehemalige, mußte man sagen. Obwohl sie Waffen bei sich trugen, würden sie diese kaum einsetzen, denn seit kurzer Zeit verließen sie sich auf andere Waffen.
    Es waren ihre Zähne, die danach gierten, in die Hälse der Opfer geschlagen zu werden. Lange genug hatten sie auf die Nahrung warten
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