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1053 - Die Rache der Geköpften

1053 - Die Rache der Geköpften

Titel: 1053 - Die Rache der Geköpften
Autoren: Jason Dark
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»Du hast deinen Weg bestimmt gesehen. Geh hinein.«
    Sie blieb stehen, zögerte. Ein Eisschauer rann ihren Rücken hinab.
    Ihr Innerstes wollte sich dagegenstemmen, aber sie wußte auch, daß es keinen Sinn hatte. Trotzdem schaffte Larissa es, eine Frage zu stellen. »Was ist dort unten?«
    »Ein Verlies.«
    »Und weiter?«
    »Es ist für dich«, hörte sie die Antwort. Dabei wußte sie nicht, ob das Flüstern aus dem Mund des Kopfes gedrungen war oder seinen Ursprung woanders hatte. Hier waren die Gesetze schlichtweg auf den Kopf gestellt worden, und das mußte sie akzeptieren, ob sie es nun wollte oder nicht.
    »Du willst mich gefangenhalten?«
    »So kannst du es sehen. Ich will dich für mich allein haben. Ich habe dich immer schon angebetet. Nur bekam ich von dir niemals ein Zeichen, daß auch ich dir nicht gleichgültig bin. Es war einfach schlimm für mich. Je mehr Zeit verging, um so stärker habe ich gelitten. Und du hast dich mit diesem verfluchten Ed Quinn verbündet. Er war jemand, den ich tief gehaßt habe. Umgekehrt war es ebenso. Auch er haßte mich. Aber er ist tot, ich bin es nicht.«
    »Doch, du bist tot!« Larissa hatte die Worte nicht mehr zurückhalten können. Für sie war diese Gestalt kein Mensch mehr, sondern ein lebender Toter. Ein Monster, das es nicht mehr wert war, auf der Erde herumzugehen.
    »Ich lebe auf meine Art. Ich werde dich besitzen. Du hättest alles anders haben können. Wir wären ein gutes Team gewesen. Privat und auch beruflich. Diese Chance hast du verspielt. Jetzt mußt du mit mir vorlieb nehmen, wie ich bin. Ob es dir nun paßt oder nicht. Das habe ich beschlossen.«
    Die Frau wußte keine Antwort mehr. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Erst jetzt kam ihr die gesamte Tragweite ihres Schicksals zu Bewußtsein, und sie schwankte leicht, obwohl sie mit beiden Füßen fest auf dem Boden stand.
    »Geh jetzt weiter! Deine neue Heimat wartet auf dich. Und wenn du dich weigerst, schlage ich dir den Kopf ab!«
    »Tu es!« flüsterte sie scharf. Gleichzeitig wunderte sie sich, woher sie den Mut nahm. »Tu es doch, verdammt! Dann bin ich alle Sorgen los. Oder was hast du sonst mit mir vor?«
    »Partnerschaft!«
    Die Frau faßte es nicht. Mehr aus Zufall hatte sie den Kopf angeschaut und entdeckte wieder das breite Grinsen auf den Lippen.
    Wenn sie alles sein wollte, nur das eine nicht. Keine Partnerin dieses Monstrums. Das auf keinen Fall. Sie wußte auch nicht, wie das klappen sollte. Sie war ein Mensch, er nicht. Oder wollte er sie auch zu dem machen, was er war? Sollte auch ihr Blut durch die Kräfte des Bösen genetisch verändert werden?
    Es waren zuviele Gedanken auf einmal, die ihr durch den Kopf schossen, so daß sie nicht in der Lage war, sie zu ordnen. Es war auch nicht die Zeit dazu, denn die Pendelbewegung des Beils verstand sie sehr gut.
    Larissa Larkin ging auf den Eingang zu. Es waren nur drei kleine Schritte, bis sie ihn erreichte. Sie zog den Kopf ein, um nicht über das harte Gestein zu streifen.
    Es war nicht leicht, die Treppe hinabzusteigen. Larissa fühlte sich zudem schlecht. Immer wenn sie auf eine Stufe trat, schwankte sie leicht, weil der Untergrund zu wellig und zu uneben war. Sie hielt sich an der grauen Wand fest und spürte an der Haut die Kälte des feuchten, alten Gesteins.
    Früher hatte jede Burg ihr Verlies gehabt. Viele Menschen waren in derartigen Verstecken durch schlimme Folterungen getötet worden. Da gab es genügend Berichte, die überliefert waren. Dieses Schicksal konnte auch ihr bevorstehen. Möglicherweise nicht durch Folterung, eher durch Verhungern und Dahinsiechen.
    Sie ging weiter.
    Das Tageslicht wurde dünner. Larissa stieg diesem schmutzigen Grau des Treppenendes entgegen und spürte auch, daß sich die Umgebung veränderte.
    Es war kühler geworden. Die Luft war nicht mehr so frisch. Sie hatte sich verdichtet und kam ihr schwer vor. Nicht einmal drehte sie den Kopf. Larissa wußte auch so, daß Manski irgendwo hinter ihr stand und jeden ihrer Schritte beobachtete.
    Wieder fragte sich die Frau, in was sie hineingeraten war. Auch jetzt kam es ihr wie ein Alptraum vor, der einfach kein Ende zu nehmen schien.
    Längst hatte sie die zweite Hälfte der Treppe erreicht. Vor ihr lagen jetzt die restlichen drei Stufen. Die ließ sie auch hinter sich, ohne zu stürzen.
    Dann stand sie wiederum auf dem normalen Boden und in einer kleinen Pfütze. Das Wasser sah aus wie schwarze Tinte.
    Einen Schritt nach rechts, danach die Drehung.
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