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1053 - Die Rache der Geköpften

1053 - Die Rache der Geköpften

Titel: 1053 - Die Rache der Geköpften
Autoren: Jason Dark
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auf seine Art und Weise gesagt. Ihr war es früher nicht aufgefallen. Als normaler Mensch hatte er sie kaum anzusprechen gewagt.
    Zeit muß ich gewinnen, dachte sie trotz aller Angst. Ich muß es einfach schaffen. Die beiden ihr sympathischen Polizisten hatten ihr Hilfe versprochen, und sie hatten ja auch versucht, sie anzurufen, jedenfalls ging sie davon aus. Auch wenn es mehr einem übersteigerten Denken glich, Larissa setzte trotzdem Hoffnung in die beiden Männer. Sie wollte nur fest daran glauben, daß Sinclair und Suko sie auch fanden. Daß ihre Chancen schlecht standen, schob sie von sich.
    Nur nicht daran denken, sondern mehr auf ein kleines Wunder hoffen.
    Sie ging zwischen den unterschiedlich hohen Steinen her. Manche Reste sahen dabei aus wie übergroße Andenken, die jemand hier vergessen hatte. Trümmerstücke, die sich aus einem Verband gelöst hatten.
    Es gab allerdings auch höhere Mauerreste, die selbst das Gras und die Sträucher überwucherten. Sie waren einmal die Wände dieser alten Burg gewesen und hatten im Laufe der Zeit der Natur Tribut zollen müssen, denn Moose und Flechten waren wie ein grünlich schimmernder Teppich über sie gewachsen.
    Überragt wurden diese steinernen Reste von einem Gegenstand, der früher sicherlich ein Teil eines Turms gewesen war. Ein Teil von ihm stand. In seiner unteren Hälfte war er umwachsen. Da versuchte die Natur, sich ebenfalls am Gestein hochzuarbeiten, was ihr aber nur bis zu einer gewissen Höhe gelungen war. Ansonsten schob sich der abgebrochene Turm wie ein alter Schornstein hoch, dessen Spitze aussah wie von einer Schwertklinge mit schrägem Schnitt abgeschlagen.
    Larissa Larkin hörte nur ihre eigenen Schritte. Ihre Füße schleiften über den feuchten Boden und knickten die Grashalme. Larissas Herz schlug viel schneller als gewöhnlich. Den Turm ließ sie nicht aus den Augen und natürlich auch nicht die Gestalt, die sich neben dem offenen Eingang aufgebaut hatte.
    Dort wartete der Kopflose auf sie. Sein Mörderbeil pendelte nicht mehr. Dafür hatte sich der Kopf verändert, den er noch immer mit der linken Hand an den Haaren gepackt hielt. Wie eine Laterne, die irgendwann leuchten sollte.
    Larissas Aufmerksamkeit konzentrierte sich auf den Kopf. Auf das Gesicht, das noch immer von der Brille geschmückt war, die Manski auch zu Lebzeiten getragen hatte. Das Glas funkelte. Die lange und kräftige Nase war leicht nach unten gebogen. Besonders an ihrer Spitze, als sollte diese die Lippen berühren. Das restliche Haar umhing den Kopf in dunklen Strähnen, die die flachen Ohren verdeckten.
    Es fiel ihr noch immer schwer, daran zu glauben, daß der Kopf ebenfalls lebte. Er war vom Körper abgetrennt worden. Er hatte nicht mehr so existieren können. Doch in ihm steckte noch etwas, denn hinter den Gläsern der Brille bewegten sich seine Augen. Die zogen sich zusammen, sie öffneten sich wieder, sie verdrehten sich sogar, und es sah so aus, als sollte Larissa auch durch sie wie eine alte Freundin begrüßt werden. Sogar die Lippen zuckten und verzogen sich in die Breite, so daß der Kopf plötzlich lächelte.
    Larissa schauderte zusammen. Auf eine derartige Begrüßung konnte sie verzichten, nicht sie hatte hier das Sagen, sondern die andere Gestalt, die lebte, obwohl Larissa es noch immer nicht begreifen konnte.
    Jetzt, wo sie näher an die Gestalt herangekommen war, sah sie auch den Grund dafür, weshalb er sich an dieser bestimmten Stelle aufgebaut hatte und auf sie wartete.
    Direkt hinter und auch neben ihm war das wuchernde Buschwerk zur Seite gedrückt, geschoben und auch geknickt worden, so daß der alte Eingang in den Turm freilag.
    Er war nicht hoch, auch nicht breit. Aber er reichte aus, um einen Menschen schlucken zu können.
    Zu sagen oder zu erklären brauchte Manski nichts. Larissa hatte auch so verstanden. Sein Warten vor dem Eingang war für sie der Beweis, daß er sie an einer bestimmten Stelle haben wollte. Wenn sie nicht alles täuschte, begannen dicht hinter dem Eingang sogar die ersten Stufen einer nach unten führenden Treppe.
    Aus dem Loch im Körper schimmerte der Widerschein des roten Lichts oder der Glut. Der Kopflose schien von innen zu brennen, aber nicht zu verbrennen. Wieder winkte er mit seiner Mordwaffe.
    Diesmal in eine bestimmte Richtung. Er ließ sie auf den Eingang zupendeln. Das schwere Eisen schleifte dabei durch das Gras, und Larissa glaubte sogar, die dabei entstehenden Geräusche zu hören.
    Er sprach sie wieder an.
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