Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
105 - Trank des Verderbens

105 - Trank des Verderbens

Titel: 105 - Trank des Verderbens
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
behauptete der Junge.
    Larkin schluckte. »Dein Vater ist seit drei Jahren tot, Dave. Ich finde, deine Mutter hat das Recht, mit einem anderen Mann glücklich zu sein.«
    »Hat sie nicht. Sie gehört meinem Vater. Du kannst sie ihm nicht wegnehmen. Das würde er niemals zulassen.«
    »So? Was würde er deiner Ansicht nach denn tun?«
    »Er würde dich töten!« antwortete der Junge hart.
    Alan Larkin stand abrupt auf. »Jetzt ist es aber genug mit diesem Unsinn. Ich werde deine Mutter schon bald fragen, ob sie meine Frau werden will, und wenn sie ja sagt, werde ich sie heiraten, ob dir das nun paßt oder nicht. Ich bin nicht dein Feind, Dave, und ich nehme dir auch nichts weg. Ich würde dir gern ein liebender Vater sein. Wenn dir das aber nicht recht ist, laß uns wenigstens Freundschaft schließen, okay?«
    Er streckte dem Kind die Hand entgegen.
    Dave ignorierte sie. Seine Augen fingen an, sich zu verfärben. Er sprang vom Elefanten.
    »Geh!« sagte der Junge abweisend.
    »Wir werden ein andermal reden«, sagte Larkin.
    »Wir werden nie mehr reden!« gab Dave haßerfüllt zurück.
    Larkin begab sich zur Tür. Dave versetzte dem Elefanten einen Tritt. Das Tier rutschte auf Larkin zu und stieß gegen ihn.
    »Nimm ihn mit. Ich will ihn nicht haben!«
    »Na schön«, sagte Larkin ärgerlich. »Wenn du das Kriegsbeil ausgräbst, nehme ich die Herausforderung an.«
    Er nahm das Stofftier auf und verließ damit das Kinderzimmer. Larkin brauchte kein Wort über den Vorfall zu erzählen. Esther sah ihm an, daß das Gespräch nicht so verlaufen war, wie er sich das vorgestellt hatte.
    »Ich habe einen schlechten Tag erwischt«, sagte Larkin.
    Aber Esther wußte, daß jeder Tag schlecht sein würde.
    Larkin blieb zwei Stunden. Dann verließ er das Haus, stieg auf seinen Pferdewagen und fuhr heim, aber er sollte zu Hause nicht ankommen.
    Dave hatte vorgesorgt!
    Es befand sich etwas in dem Stoffelefanten, das die beiden Pferde plötzlich spürten. Die Tiere verloren vor Angst den Verstand. Sie gingen durch, waren nicht zu halten.
    Magische Peitschenhiebe schienen sie zu treffen. Wiehernd stiegen sie hoch, und dann hetzten sie wie von Sinnen aus der Stadt. Alan Larkin versuchte alles, um die Tiere zum Stehen zu bringen. Es gelang ihm nicht. Im Gegenteil, sie wurden immer schneller.
    Larkin hatte Mühe, auf dem Kutschbock zu bleiben. Er wurde hin und her geschleudert, brüllte seinen Pferden Befehle zu, die von diesen nicht wahrgenommen wurden.
    Als die Fahrt lebensgefährlich wurde, entschloß er sich, abzuspringen, aber dazu kam es nicht mehr. Die Straße krümmte sich nach links. Die Pferde stürmten geradeaus weiter. Ein Granitstein zertrümmerte das rechte Vorderrad. Der Pferdewagen sackte nieder. Alan Larkin flog in hohem Bogen durch die Luft, und der Wagen kam hinter ihm nach. Dreimal überschlug sich das Gefährt, bevor es auf den Mann fiel und ihn erdrückte.
    Erst am nächsten Tag erfuhr Esther von dem Unglück. Sie war einem Nervenzusammenbruch nahe und stürmte die Treppe hinauf. Sie stieß die Tür auf und betrat das Kinderzimmer.
    Dave spielte, als wäre alles in bester Ordnung.
    »Warum hast du das getan?« schrie ihn seine Mutter an.
    »Was getan, Mami?« fragte das Kind mit einer Unschuldsmiene.
    »Du… du hast Alan Larkin umgebracht, du Satan!«
    »Ich habe nichts getan«, sagte der Kleine. »Es war Papa.«
    Esther rannte in ihr Zimmer und schloß sich ein. Sie warf sich aufs Bett und weinte haltlos.
    Nach einer Weile klopfte Dave. »Bist du böse auf mich, Mami? Ich habe nichts getan. Papa war es.«
    Sie schrie und weinte, hielt sich die Ohren zu, wollte nichts mehr hören, wollte nicht mehr leben.
    Ich habe einen Teufel geboren! Dieser entsetzliche Gedanke quälte sie.
    Sie begriff, daß sie irgend etwas unternehmen mußte. Zwei Tote gingen nun schon auf das Konto ihres Sohnes. Wie sollte das weitergehen?
    In den nächsten Tagen überlegte sie, wie sie vorgehen sollte, und sie sagte sich, daß Dave nicht zulassen würde, daß sie etwas gegen ihn in die Wege leitete.
    Er kontrollierte sie auf Schritt und Tritt, und wenn sie das Haus verließ, mußte sie ihn mitnehmen. Einmal wollte sie mit ihm zur Polizei gehen, aber er verwirrte ihren Geist so sehr, daß sie ihre Absicht völlig vergaß.
    Sie kam auf einer Bank im Hyde Park zu sich. Dave saß neben ihr und grinste sie triumphierend an.
    Er ließ ihr keine Freiheit mehr. Sie mußte mit ihm zusammen sein. So wuchs er heran. Seine Mutter war seine Gefangene. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher