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105 - Trank des Verderbens

105 - Trank des Verderbens

Titel: 105 - Trank des Verderbens
Autoren: A.F.Morland
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gebracht.
    Ein grün schillernder Extrakt tropfte in eine schlanke Eprouvette, und Dr. Suzman konnte kaum erwarten, bis diese gefüllt war. Er war süchtig, hatte schon so oft Magie in verflüssigter Form in sich aufgenommen, daß sein Körper ohne sie nicht mehr sein wollte.
    Dr. Suzman litt an schweren, schmerzhaften Entzugserscheinungen, wenn er auf die Einnahme dieser magisch angereicherten Substanzen verzichtete.
    Daß ihn das mehr und mehr veränderte, merkte er zwar, aber es störte ihn nicht. Er fühlte, wie er sich der Hölle gegenüber weit öffnete, um ihre verderblichen Einflüsse bereitwillig in sich aufzunehmen, und er fieberte dem Tag entgegen, wo er kaum noch Mensch, dafür aber um so mehr ein schwarzes Wesen sein würde.
    Jemand klopfte.
    Dr. Suzman erschrak und fuhr herum. »Ja!« rief er unwirsch.
    »Es ist schon spät, Dave, fast Mitternacht. Willst du für heute nicht Schluß machen?« Das war Esther, seine Frau.
    Sie war rein wie ein Engel, und dafür haßte er sie. Ihre Güte und ihr Verständnis gingen ihm auf die Nerven. Esther war eine Duldnerin, die so vieles verzeihen konnte, und immer betete sie zu Gott. Wenn er das hörte, sträubten sich ihm jedesmal die Nackenhärchen.
    Er hatte immer schon ein gestörtes Verhältnis zu Gott gehabt, doch seit einiger Zeit wollte er von diesem überhaupt nichts mehr wissen. Da war Asmodis schon mehr nach seinem Geschmack.
    Esther wußte nicht, daß er sie verabscheute und verachtete.
    Er täuschte sie, spielte ihr etwas vor, mimte den treuen, liebsorgenden Ehemann, und sie hatte keine Ahnung, daß er den Teufel im Leib hatte - einen Teufel, der mehr und mehr von ihm Besitz ergriff.
    Dr. Suzman begab sich zur Tür und schloß auf. Blaß, zart und zerbrechlich war seine Frau. Ihre Haut schien heute besonders bleich zu sein, und in ihren grünen Augen lag ein Ausdruck von ehrlicher Sorge.
    »Du arbeitest zuviel, Dave«, sagte sie.
    Sie hielt nichts von seiner »Arbeit«, das war ihm bekannt. Für sie war es nicht mehr als ein Hobby, das er, sehr zu ihrem Leidwesen, übertrieb.
    Er war reich, er brauchte nicht zu arbeiten. Die Beschäftigung im Laboratorium erschien Esther Suzman wenig sinnvoll, aber sie hielt ihren Mann nicht davon ab.
    Sollte er seinen Spaß daran haben. Warum nicht? Er sollte sich nur nicht zu sehr in diese nutzlose Tätigkeit verbohren. Sie hätte es lieber gesehen, wenn er sich mehr ihr gewidmet hätte, aber es wäre ihr nie eingefallen, ihn zu kritisieren oder sich darüber zu beklagen, daß er sie vernachlässigte.
    Esther Suzman hoffte, daß sich seine Leidenschaft für die Chemie bald legen würde. Dann würde er sich wieder mehr um sie kümmern.
    Rötlichblonde Locken umrahmten das hübsche Gesicht der jungen Frau. Sie hob die Hand, um ihren Mann liebevoll zu streicheln. Er wollte zurückzucken, wollte sich von ihr nicht in dieser Art berühren lassen, aber er zwang sich dazu, das Streicheln lächelnd hinzunehmen.
    »Du solltest dich nicht überarbeiten, Dave«, sagte Esther gütig. »Morgen ist auch noch ein Tag.«
    »Ich höre gleich auf. Geh inzwischen zu Bett. Ich komme bald nach. Aber schlaf noch nicht ein, hörst du?« Er lachte verhalten. »Ich habe noch etwas mit dir vor.«
    Sie senkte verlegen den Blick. »Dave… Darüber spricht man doch nicht.«
    »Warum nicht? Wir sind Mann und Frau. Da gehört das einfach dazu.«
    Er schlief gern mit ihr. Es gefiel ihm, von diesem reinen Körper Besitz zu ergreifen. Dr. Suzman lachte böse in sich hinein.
    »Ich warte auf dich«, flüsterte Esther, hauchte ihm einen Kuß auf die Wange, wandte sich rasch um und eilte davon.
    Dr. Suzman schloß die Tür. Ein diabolisches Grinsen huschte über sein markantes Gesicht.
    »Sie ahnt nichts«, murmelte er hämisch. »Sie hat keinen blassen Schimmer, weiß nicht, mit wem sie unter demselben Dach lebt. Sie durchschaut ihren Ehemann nicht. O Esther, das Erwachen wird grauenvoll für dich sein!«
    ***
    London, 1986.
    Wir waren mit dem Fahrrad unterwegs - Vicky Bonney, Jubilee und ich. Der Tag war herrlich, die Sonne schien, der Himmel war schon lange nicht mehr so blau gewesen, und ich hatte eine Route gewählt, die von den Benzinkutschen wenig befahren wurde.
    Fröhlich strampelten wir durch den Frühling, umgeben von einer grünenden, erwachenden Natur. Erste Blüten zeigten sich, und Bienen umtanzten sie.
    Endlich kam ich mal dazu, auszuspannen. Ich hatte es schon sehr nötig gehabt.
    Eine Kette von Abenteuern lag hinter mir. Sie wollte nicht
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