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1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters
Autoren: Jason Dark
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dich von diesem Gedanken befreien, John Sinclair! Er ist nicht dein Vater. Er kann es nicht sein!
    Oder sieht so dein Vater aus?
    Ich schwieg. Ich schwitzte. Ich steckte in einer Klemme. Das merkte auch Nico, denn er schaffte es jetzt, den nächsten Schritt auf mich zuzugehen.
    Für einen Moment konzentrierte ich mich auf sein Gesicht. Obwohl es Unsinn war, suchte ich nach gewissen Ähnlichkeiten mit dem Aussehen meines Vaters.
    Da gab es nichts. Er war ein Fremder, und trotzdem auf eine gewisse Art und Weise so vertraut.
    Eben durch die Stimme, die ihm nicht gehörte. Er ging aber weiter, und ich brauchte eine etwas größere Distanz. Deshalb rollte ich leise den Stuhl zurück, ließ meinen linken Arm sinken und konnte so das Schwert anfassen, ohne daß Nico Goodwin es von seinem Platz aus bemerkte.
    Die Klinge fühlte sich gut an. Die Statue behielt ich nicht mehr in der Hand, sondern legte sie auf den Schreibtisch. Eine Geste, die Nico dazu brachte, sich zu bewegen. Er rechnete damit, daß ich ihm die Statue geben wollte.
    Schon streckte er die Hand aus, als ihn mein scharfer Ruf traf. »Halt! So nicht!«
    Er blieb tatsächlich stehen!
    »Ich habe dir gesagt, daß ich sie dir nicht geben werde!« Nach diesen Worten stand ich auf. Sein dunklen Augen verfolgten meine Bewegung. Ich war größer als er und wuchs vor ihm in die Höhe.
    Noch trennte uns die Breite des Schreibtischs.
    »Ich brauche sie aber!«
    Nico gab nicht auf. Ich hatte darauf gewartet, und plötzlich schwebte die Schwertklinge nicht nur über der Statue, die Spitze zielte auch auf Nico Goodwin.
    »Nun?«
    »Was willst du?«
    »Sie vernichten, Nico!«
    »Nur über meine Leiche!« brüllte er. Dieser Satz war so etwas wie ein Antrieb, denn er warf seinen Körper nach vorn. Er wollte über die Schreibtischplatte rutschen und die Statue an sich reißen.
    Ich schlug zu!
    ***
    Kein langes Überlegen mehr, nur noch handeln. Etwas anderes war für mich nicht mehr in Frage gekommen. Die Schwertklinge raste nach unten, und sie erwischte zielgenau die Figur.
    Ein Schrei? Hörte ich einen Schrei? Ich dachte daran, ich hatte mich auch nicht getäuscht. Da wurde geschrieen. Wer es war, konnte ich beim besten Willen nicht sagen.
    Jedenfalls konzentrierte ich mich auf das Schwert und natürlich auf das Ziel.
    Die Klinge hatte voll getroffen.
    Die Statue hatte ihr nicht widerstehen können. Ob sie zersplittert wurde, ob sie einfach nur so in zwei Hälften geteilt worden war, ich hatte es nicht genau mitbekommen. Jedenfalls gab es sie nicht mehr wie sonst. Sie war zerstört worden.
    Und Goodwin?
    Er schrie. Er hatte verloren, und er war verletzt worden. Er hatte einfach hingefaßt, und die Spitze der Klinge hatte seine rechte Hand erwischt. Er riß seinen Körper wieder hoch, weil er nicht mehr auf dem Schreibtisch liegenbleiben wollte. Bei dieser Bewegung geriet sein Gesicht in den Schein der Lampe. Für einen winzigen Moment malte sich das Entsetzen auf seinen Zügen ab. Es wirkte wie eingefroren. Es war der berühmte stumme Schrecken, der sich dort abzeichnete, und ich konnte nur zuschauen, wie er sich zurückzog.
    Dann warf ich einen Blick auf die Statue.
    Es gab sie noch, nur geteilt.
    Die Kraft des Schwertes hatte sie voll erwischt, denn plötzlich begann sie zu zischen. Gleichzeitig dampfte sie aus. Dunkle Wolken quollen mir entgegen - Schatten…
    Schreie drangen an meine Ohren. Nicht aus anderen Dimensionen stammend, sondern von einem jungen Mann, der es nicht mehr schaffte, das Zimmer zu verlassen. Er hatte in einem direkten Kontakt mit der Statue gestanden, und ihn erwischte das gleiche Schicksal wie die Figur.
    Nico Goodwin, der junge Mann mit der Stimme meines Vaters, brach in der Mitte auseinander…
    ***
    Ich stand da und schaute zu. Eingreifen und irgend etwas rückgängig machen war nicht mehr möglich. Vor mir starb Nico einen schrecklichen Tod und auch mein Vater mit.
    Ich hörte seine Qual. Das Ächzen, das Jammern, das seine peinigenden Schmerzen hinterließen. Er weinte, während der Riß in ihm immer breiter wurde.
    Aber ich sah kein Blut. Er war ähnlich wie ein Opfer der Medusa zu einer Art Stein geworden. Nur konnte er reden, und das mit der Stimme meines Vaters.
    »Was hast du getan, John…?«
    Mein Gesicht verzog sich. Ich weinte. Trotzdem sprach ich. »Dad, ich… ich… konnte…«
    »Was hast du getan?«
    »Bitte!« schrie ich.
    »Du hast…«, ein schreckliches Geräusch drang aus seinem Mund. Oder war es das Reißen der Gestalt
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