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1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters
Autoren: Jason Dark
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stand im Zimmer.
    Wir starrten uns an.
    Er kam noch weiter.
    »Hallo, Nico«, sagte ich leise.
    Goodwin blieb stehen. Wie ein normaler Gast sprach er sein Begrüßungsformel. »Guten Abend…«
    Es war für mich ein Tiefschlag. Ich hatte damit gerechnet, ich wußte ja Bescheid. Zwischen Theorie und Praxis besteht ein Unterschied. Ich hatte ihn zum erstenmal gehört, und Nico Goodwin hatte mir der Stimme meines verstorbenen Vaters gesprochen…
    ***
    Also doch! Es gab noch etwas von ihm, vom alten Horace F. Sinclair, dessen Körper bereits ein Opfer der Verwesung geworden war, und sich trotzdem noch recht lange gehalten hatte.
    Ein Geist verwest nicht! Er weht normalerweise hinein in die anderen Dimensionen. Nichts vergeht.
    Alles bleibt bestehen. Es wechselte nur seine Formen. Da wird aus der Masse dann Energie.
    Der Geist meines Vaters hatte also einen anderen Körper gefunden. Ob freiwillig oder nicht, das war mir in diesen Sekunden egal. Ich mußte es hinnehmen und starrte in Nicos Gesicht, ohne es recht zu sehen, denn irgendwie suchte ich immer meinen Vater.
    »Du bist also gekommen.«
    »Ja.«
    Ich nickte. »Wer bist du?« fragte ich. »Du bist nicht mehr Nico Goodwin…«
    Er stand vor mir so stramm wie ein Soldat. »Nein, ich bin nicht mehr der Nico. Ich bin zu einem anderen geworden. Aber ich lebe. Man hat mich verändert. Die Schatten holten mich und machten mich selbst zu einem Schatten. Es waren die Engel, die mir den Schutz gaben, die mich brauchten für jemand, der einen neuen Körper suchte.«
    »Ein gewisser Horace F. Sinclair«, flüsterte ich.
    »Das stimmt.«
    »Mein Vater!«
    »Auch.«
    »Als was fühlst du dich?« wollte ich wissen. »Immer noch als Nico Goodwin oder als Horace F. Sinclair?«
    »Ich bin das eine als auch das andere. Ich gehöre beiden. Ich bin eine neue Person geworden.« Er lächelte breit. »Ich fühle mich in meinem Körper sehr wohl. Ich bin zwei in einem, und ich werde eine neue Gruppe aufbauen und mich zu deren Anführer hochschwingen. Das habe ich versprochen.«
    »Eine Gruppe für Lalibela?«
    »Er ist unser König.«
    »Aber er ist tot!«
    »Nein, er lebt. Nicht als Körper. Sein Geist beseelt uns. Die Engel haben ihn beschützt…«
    »Schatten, keine Engel.«
    »Du siehst sie so. Für uns sind sie Engel. Ich weiß auch, daß du welche getötet hast, und deshalb bist du für mich zu einem Feind geworden.«
    Es war schwer für mich, dies aus seinem Mund, aber mit der Stimme meines Vaters zu hören. Ich wußte auch, daß wir jetzt und hier zu einem Ende kommen mußten. Ich durfte es nicht dazu kommen lassen, daß er seine Pläne ausführte.
    »Was hast du wirklich in diesem Haus gewollt?« erkundigte ich mich. »Was, Nico?«
    »Ich mußte etwas holen. Nachdem mich die Schatten entführten, hat man es mir gesagt. Es ist wichtig, sehr wichtig sogar. Denn darauf kann man aufbauen. Für uns ist es das, was von unserem großen König zurückgeblieben ist.«
    »Du sprichst von der Statue, nehme ich an.«
    »Ja.«
    Ich faßte sie an und holte sie in das Licht. Es war schon schlimm für mich, wenn ich daran dachte, daß alles praktisch mit ihr begonnen hatte. Mein Vater hatte sie erworben. Ein paar Wochen oder Monate vor seinem Tod. Er hatte es keinem Menschen gesagt. Er hatte sie im Keller versteckt gehalten und war dabei in deren Bann geraten. Beinahe glaubte ich daran, daß dies alles kein Zufall gewesen war, sondern zum gewaltigen und immerwährenden Spiel des Schicksals gehörte.
    »Ich habe sie.«
    »Ja, gib sie her!«
    Ich schüttelte den Kopf und zwang mich zur Ruhe. »Nein, das werde ich nicht. Ich will sie nicht abgeben, denn es hat einfach keinen Sinn, Nico. Sie ist nicht mehr das, was du dir vorstellst. Sie ist anders geworden. Du hast dich auf sie verlassen, als die Schatten aus ihr hervorkamen. Das gibt es nicht mehr. Sie produziert keine Schatten mehr. Es ist vorbei, und damit ist sie auch wertlos geworden. Das kannst du mir glauben.«
    »Ich brauche sie trotzdem!«
    »Nein. Es darf sie nicht mehr geben!«
    »Was willst du tun?«
    »Ich muß sie vernichten.«
    Nico Goodwin hatte weitergehen wollen. Als er diesen Satz jedoch hörte, stoppte er.
    »Hast du mich verstanden?«
    »Ich werde es nicht zulassen!«
    Der letzten Satz hatte mich schon getroffen. Wieder war mir die andere Stimme zu Bewußtsein gekommen. Er wollte es nicht zulassen. Wer denn? Mein Vater oder Nico?
    Er ist nicht mehr dein Vater! hämmerte mir eine innere Stimme ein. Verdammt noch mal, du mußt
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