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1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters
Autoren: Jason Dark
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gleiche passiert sein. Seine Seele sollte einfach keine Ruhe bekommen. So war es von der anderen Seite bestimmt worden.
    Dem mußte ich einen Riegel vorschieben. So ließ ich mich nicht einfach abfahren. Die Dinge mußten geregelt werden, sonst fand mein Vater nie Ruhe, und ich würde mir Zeit meines Lebens Vorwürfe machen.
    Das alles schoß mir durch den Kopf, als ich die Serpentinen zum Haus der Eltern hochfuhr, dem kalten Licht der Scheinwerfer folgend, die ihren Teppich auf die Straße gemalt hatten.
    Um mich herum lauerte die Einsamkeit. Kein Licht. Keine Laterne, auch nicht der Schein der Gestirne. Wolken trieben über den Himmel. Mal zeigten sie Risse, mal waren sie dicht wie mächtige, graue Pakete.
    Die letzte Kurve. Der Baum, der alle Stürme des Schicksals überdauert hatte.
    Ich rollte daran vorbei und stoppte den Jeep vor der Haustür. Ein Blick auf die Uhr noch vor dem Aussteigen. Bis Mitternacht war es noch einige Zeit hin. Ich wußte auch nicht, ob etwas zur Tageswende passierte oder sich änderte. Die wichtigen Dinge würden ihren Fortlauf nehmen, ob es nun Mitternacht war oder nicht.
    Zwar war ich ausgestiegen, doch ich ging nicht sofort in das Haus. Das Mißtrauen lebte in mir. Es konnte durchaus sein, daß jemand den gleichen Gedanken gehabt hatte wie ich, und deshalb war ich vorsichtig.
    Das Licht der Außenleuchte war weich und längst nicht so grell wie das der Scheinwerfer. Ich ließ es brennen und umging den Schein auch. Vor dem zerstörten Fenster an der Seite blieb ich stehen.
    Es lud mich ein, von hier aus das Haus zu betreten, und ich folgte dieser Einladung auch.
    Es war leicht, in das Haus zu gelangen. Neben dem Waffenschrank blieb ich stehen. Atmete kaum, war voll konzentriert und versuchte, die Atmosphäre des Hauses auf mich einwirken zu lassen.
    Wenn man so gespannt ist, dann kann man fühlen, ob sich in einer bestimmten Umgebung etwas verändert hat.
    Hier nicht. Oder noch nicht…
    Die Heizung lief. Trotzdem war es kalt. Es lag auch an meinem inneren Zustand, der zudem einen Schauer auf dem Rücken hinterlassen hatte. Ich ging zum Arbeitszimmer. Die Statue hielt ich in der rechten Hand, das Kreuz hing offen vor meiner Brust. Zu einer Berührung zwischen den beiden kam es nicht.
    Die Tür drückte ich mit dem Knie nach innen. Sie war so gut geölt, daß sie lautlos aufschwang.
    Licht brannte nicht. Ich blieb dicht hinter der Schwelle stehen, nahm die Atmosphäre des Zimmers in mich auf und horchte dabei auf mein inneres Alarmsystem, das jedoch nicht anschlug. Es schien alles okay zu sein.
    Ich schaltete das Licht ein.
    Tatsächlich, es war nichts passiert. Niemand war in das Arbeitszimmer eingedrungen und hatte etwas verändert. Sogar der Schreibtischstuhl stand noch am gleichen Platz.
    Ich setzte mich wieder und wartete.
    Ja, auf was wartete ich eigentlich? Das wußte ich selbst nicht genau. Ich hatte meinen Vater im Grab gesehen, aber es war nicht alles okay. Es gab ihn noch anders, wie auch immer, und deshalb saß ich hier und hoffte, daß er sich zeigte.
    Ich glaubte auch nicht mehr daran, daß die Schatten erscheinen und ausbluten würden. Das war vorbei. Ich hatte sie mit meinem Schwert vernichtet, das neben mir lehnte und dessen Vorhandensein mir mehr Sicherheit gab.
    Die Tür des Arbeitszimmers hatte ich so weit offengelassen, um von meinem Platz aus in den Flur schauen zu können. Wenn dort jemand heranschlich, würde ich ihn auf jeden Fall zu Gesicht bekommen, wenn er die offene Tür passierte.
    Es kam niemand - noch nicht…
    Ich blieb allein in der Stille sitzen. In einem Zimmer und in einem Haus, das jetzt mir gehörte. Sofort stellte sich die Frage, was ich damit machen sollte. Leerstehen lassen? Vermieten? Oder nur ab und zu an Freunde vermieten, die hier oben Urlaub machen wollten? Das konnte man in dieser herrlichen Gegend schon, die auch meine Eltern beide so geliebt hatten.
    Auf die Jagd gehen, durch die Wälder streifen. An den kleinen Seen sitzen, die Seele baumeln lassen. Ruhe erleben, die Natur genießen - das alles war ihnen nicht mehr vergönnt.
    Diese Gedanken machten mich wütend und erzeugten zugleich in mir eine Beklemmung. In Momenten wie diesen wurde mir wieder so überdeutlich bewußt, daß es meine Eltern nicht mehr gab.
    Daß ich sie einfach verloren hatte.
    Ich atmete sehr scharf durch die Nase und versuchte so, das bedrückende Gefühl zu vertreiben. Weg mit dem Kloß aus der Kehle und auch dem im Magen.
    Wer würde sich melden? Wie würde sich
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