Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1049 - Der Geist des Vaters

1049 - Der Geist des Vaters

Titel: 1049 - Der Geist des Vaters
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Eltern gehalten hatte.
    Ich schüttelte mich. Verflixt, es war vorbei, und ich wollte auch nicht immer daran erinnert werden.
    Ich stieg in den Jeep. Merkte, daß ich fror und gleichzeitig schwitzte. Auf dem Sitz neben mir lag die Statue. Wieder ohne Gesicht. Völlig flach. Und doch hatte ich den Eindruck, als würde sie mich angrinsen und mir sagen wollen: Da kommt etwas nach. Mach dich darauf gefaßt, Sinclair…
    ***
    Konstabler Terence Bull hatte seinen Mund geöffnet. Eine normale Bewegung für einen Menschen, der etwas sagen wollte. Nur schaffte Bull es nicht. Er war sprachlos geworden. Er konnte nur immer wieder in das Gesicht des Nico Goodwin schauen und sich daran erinnern, daß er mit der Stimme des Horace F. Sinclair gesprochen hatte.
    Mit der eines Menschen, der schon seit Monaten in seinem Sarg begraben lag.
    Damit kam Bull nicht zurecht. Er fragte sich auch, ob ein Mensch vor ihm stand und nicht eine ferngelenkte Marionette, in deren Körper ein Tonband ablief.
    Er sprach noch immer nicht. Dafür stieß er lachende Laute hektisch hervor. Nur einige Sekunden, dann schwieg er wieder und war zudem in der Lage, die Frage zu stellen.
    »Wer bist du?«
    »Nico.«
    »Nein…!«
    »Ich bin Nico«, wiederholte die Gestalt stereotyp. »Ich bin Nico Goodwin…«
    Das mochte er ja sein. Er sah auch so aus, aber seine Stimme gehörte einem anderen. Eben dem verstorbenen Horace F. Sinclair. Er war tot. Ein Toter hatte keine Stimme mehr. Also konnte man sie ihm auch nicht wegnehmen.
    Nico bewegte sich nicht. Er machte keinen aggressiven Eindruck auf den Konstabler. Er stand einfach nur da und sah auch nicht so aus, als wollte er im nächsten Moment einen Angriff starten. Bull stufte ihn als harmlos ein, obwohl er daran zweifelte.
    Wieder mußte er sich überwinden, um mit ihm Kontakt aufzunehmen. »Ich habe gehört, was mit dir geschehen ist. Man hat mir erzählt, daß dich Schatten umgebracht haben. Sie sind über dich gekommen und haben dich aufgelöst. Warum stehst du jetzt hier vor mir? Das… das… geht nicht.«
    »Es waren keine Schatten.«
    »Dann hat dein Freund gelogen!«
    »Nein, habe ich nicht!« Sugars grelle Stimme hallte an den Hauswänden entlang und verlor sich in der Ferne.
    Der junge Mann hatte das Haus verlassen. Er stand jetzt auf dem Gehsteig. Breitbeinig, die Arme gespreizt und dabei völlig von der Rolle, wie sein angststarrer Gesichtsausdruck zeigte.
    »Ruhig, Sugar!« flüsterte Bull scharf. »Bleib, um Himmels willen, ruhig. Dreh bitte nicht durch. Okay…?«
    Sugar sagte nichts mehr. Er schwankte. Er war froh, sich an der Hauswand abstützen zu können. Ein jämmerlich klingendes Schluchzen drang aus seinem Mund, als er langsam in die Knie brach und mit dem Rücken an der Wand entlangrutschte. In der Hocke, weinend und mit nach vorn gedrücktem Kopf blieb er sitzen.
    Bull sagte nichts. Er wußte auch nicht, wie er dem jungen Mann helfen sollte. Das war eine Situation, mit der er allein fertig werden mußte. Klar, für ihn war eine Welt zusammengebrochen. Er war Zeuge eines schrecklichen Mordes gewesen, und jetzt stand dieser Tote wieder vor ihm. Sah aus wie immer, nur seine Stimme war verändert.
    Terence drehte sich wieder um. Sein Kopf war angefüllt mit Gedanken und Vermutungen. Er dachte auch daran, daß es Menschen gab, die Stimmen verdammt gut imitieren konnten. Bei Nico hatte er das zwar nie erlebt, aber man konnte ja nie wissen.
    »Wer bist du wirklich?« fragte er leise. »Verdammt noch mal, ich will eine Antwort haben.«
    Er bekam sie. Nur anders, als er es sich vorgestellt hatte. Nico sagte: »Es waren keine Schatten. Es waren Engel. Sie haben mich geholt. Sie brauchten mich.«
    »Wo bist du hingekommen?«
    »In ihre Welt.«
    »Und weiter.«
    »Da war etwas. Die Schatten brauchten Menschen. Sie brauchten Blut, aber sie haben es nicht mehr abgegeben. Sie wollten mich und meinen Körper.«
    »Aber den gab es doch nicht mehr!« keuchte der Konstabler. »Verdammt noch mal, der war doch weg!«
    »Ich wurde neu…«
    »Das ist ja noch schöner!« jaulte Bull hervor. Er ging in die Knie, ohne daß er es wollte. »Du bist neu geworden, aber du hast deinen alten Körper behalten.«
    »In mir ist der andere«, erklärte Nico monoton.
    »Horace F. Sinclair - wie?«
    »Ja, er.«
    Nur nicht schreien! hämmerte sich Bull ein. Nur nicht die Beherrschung verlieren. Alles so hinnehmen. Auf keinen Fall nachdenken, sonst drehst du noch durch. »Gut, und wie geht es weiter? Bist du gekommen, um uns
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher