Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1048 - Atlans Rückkehr

Titel: 1048 - Atlans Rückkehr
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
schweben. Solange wir über den nabelschnurähnlichen Schlauch Kontakt miteinander haben, darf ich keine heftigen Bewegungen riskieren. Die Folgen eines unkontrollierten Reißens der Verbindung wären verheerend.
    Im Grunde genommen habe ich kaum Zeit, mich um die Besucher zu kümmern, denn die Nachrichten, die ich von überall her erhalte, geben Anlaß zu immer größerer Besorgnis. Mit diesen unübersehbar gewordenen innenpolitischen Schwierigkeiten habe ich einfach nicht gerechnet.
    Die Bruderschaft hat einen immer stärkeren Zulauf und kann öffentlich als neue große politische Kraft auftreten.
    Kran ist zu einem gewaltigen Explosionsherd geworden. Jeden Augenblick droht rund um den Wasserpalast und um die SOL eine Schlacht zu entbrennen. Auch die Städte sind gefährdet. Wenn ein Bürgerkrieg ausbricht, wird eine zweihundertjährige Arbeit zunichte gemacht. Allein der Gedanke an einen derartigen Rückschlag läßt mich schwindeln.
    Ich höre jemanden aufstöhnen, begreife erst allmählich, daß ich es selbst bin. Meine eigene Stimme habe ich vergessen! Solange habe ich sie nicht gehört, daß ich nun vor ihr erschrecke.
    Du mußt die Initiative ergreifen! fordert mein Extrasinn. Noch sind sie alle unschlüssig und wissen nicht, wie sie sich verhalten und was sie tun sollen. Wenn du jedoch länger passiv bleibst, werden sie die Zügel in ihre Hände nehmen, und deine letzte Chance ist vertan. Dann gibt es ein Chaos. Es würde das Ende jenes Planes bedeuten, den zu erfüllen die Kosmokraten dich ausersehen haben.
    Dieser Plan, denke ich verwirrt, den ich überhaupt nicht in seinem ganzen Umfang begreifen kann.
    Eines ist mir klar: Meine Rolle als Orakel ist ausgespielt!
    Die Kranen werden sich künftig nicht mehr von einem Fremden beraten lassen. Über dieses Stadium sind sie hinaus. Sie werden es beenden - so oder so.
    „Herzöge!" sagte ich, noch immer nicht Herr meiner eigenen Stimme. „Ihr wißt, wie es außerhalb dieser Pyramide aussieht. Ihr könnt nicht wollen, daß euer Reich zusammenbricht."
    „Darüber hast du nicht mehr zu entscheiden!" braust Carnuum sofort auf.
    Er wirkt aggressiv, so daß ich nur hoffen kann, daß er sich zu keiner unüberlegten Handlung hinreißen läßt. Die Orakeldiener und die überall verborgenen Abwehreinrichtungen würden ihm keine Chance lassen. Ich will jedoch vermeiden, daß er vor aller Augen eine Schlappe einstecken muß, die er nicht verwinden kann. Sein Stolz ist einfach zu groß. Er würde sich selbst und auch mir keinen erniedrigenden Zwischenfall verzeihen. Wenn er jetzt die Nerven verliert, werde ich ihn für alle Zeit zum Gegner haben.
    Wieder übernimmt Gu die Rolle des Vermittlers.
    „Wir sollten uns anhören, was das Orakel zu sagen hat", schlägt er vor.
    Es gelingt mir, den Kopf zur Seite zu drehen. Mein Körper, den ich all die Jahre nicht benutzt habe, erscheint mir von bleierner Schwere. In mancher Beziehung gleiche ich einem Neugeborenen.
    Eine heimliche Furcht beschleicht mich.
    Werde ich überhaupt jemals wieder in der Lage sein, richtig zu laufen, meine Hände zu gebrauchen und zu reden? Bin ich vielleicht in diesen zweihundert Jahren zu einem körperlichen Krüppel geworden? Ist das der Preis, den ich für meine Rolle zahlen muß?
    In diesem Augenblick mischt sich unerwarteter Weise Faddon ein.
    „Atlan", sagt er, nun offensichtlich gefaßt, „du bist kein Betschide und kein Solaner, das sehen wir. Wer bist du wirklich und was ist dein Auftrag?"
    Mein Gott! denke ich verzweifelt. Dazu ist nun wirklich keine Zeit. Das sollte er doch verstehen.
    Da beginnt meine Zunge sich wie ein zähes Stück Gummi in meinem Mund zu bewegen, mein Kehlkopf springt vor und zurück, ein krächzendes Geräusch dringt über meine Lippen.
    Die anderen starren mich an.
    Ihre Blicke lassen keinen Zweifel daran, daß sie in mir eine Art Monstrum sehen.
    Plötzlich wird der Wunsch, aufzustehen und mit ihnen zu reden, übermächtig. Meine Arme und Beine zucken. Von den Spoodies gehen beunruhigende Impulse aus.
    Gleichzeitig erreicht mich eine Nachricht von außerhalb des Wasserpalasts.
    „Über alle öffentlichen Kanäle wird gerade eine Verlautbarung der Herzöge Gu und Carnuum gebracht", berichtet man mir.
    Ich höre ungläubig zu. Was hat das zu bedeuten? Zapelrow ist tot, Carnuum und Gu befinden sich bei mir. Diese Verlautbarung kann nur von dazu nicht autorisierten Kranen veranlaßt werden. Sollte die Bruderschaft ...?
    Ich wage nicht, diesen Gedanken zu Ende zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher