Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1044 - Die Braut des Engels

1044 - Die Braut des Engels

Titel: 1044 - Die Braut des Engels
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ähnlich.«
    »Richtig.«
    Evita Munoz schaute mich an. »John, ich rieche sie«, flüsterte sie.
    »Ja, ich kann sie riechen. Sie sind in der Nähe, glaube ich.« Ein heftiges Nicken unterstrich ihre Behauptung.
    »Hier im Haus?«
    Mit einer Hand deutete sie die Treppe hoch. »Ja, im Haus, John. Dort oben.«
    Automatisch schaute ich hin, ohne allerdings etwas wahrnehmen zu können. Es war und blieb dunkel. Auf den Stufen der Treppe zeichnete sich keine Gestalt ab.
    »Tut mir leid, aber…«
    Evita ließ mich nicht aussprechen. »Es ist hier ein anderer Geruch. Nicht so blumig, es ist einfach anders. Schärfer, wie eine Essenz aus der Gewürzflasche.« Sie zog einige Male die Nase hoch und schüttelte den Kopf.
    »Und der Geruch kommt von oben?«
    »Ja, da habe ich mich nicht getäuscht.« Sie wies zur Decke. »Da oben müssen sie sein – ehrlich.«
    »Gut.« Ich nickte ihr zu, bevor ich fragte: »Hast du Angst?«
    »Ein wenig schon.«
    »Würdest du trotzdem mit mir hochgehen?«
    Sie zögerte kaum, dann lächelte sie. »Ja, ich würde mit dir gehen, denn du hast das Kreuz, John. Es ist so wunderschön. Es kann mir die Angst nehmen.«
    »Okay, dann gehen wir.«
    In diesem Augenblick kehrte Suko zurück. Er sah uns und bekam auch mit, daß wir die Treppe hochgehen wollten. »Hier unten ist nichts. Zumindest habe ich im Wohnzimmer nichts entdecken können.«
    »Wir schauen uns mal oben um.«
    »Schön, dann bleibe ich hier unten. Es gibt noch andere Räume, die ich mir ansehen kann.«
    Von dem Geruch hatte ich nichts gesagt. Außerdem hatte ich ihn persönlich auch nicht wahrgenommen. Ich mußte mich voll und ganz auf Evita Munoz verlassen. Die wiederum umfaßte meine Hand, bevor wir die Stufen hochgingen.
    Das alte Holz bewegte sich und stöhnte auf, als es den Druck unserer beiden Gewichte spürte. Das Mädchen ging rechts von mir. Mit einer Hand hielt sie mich fest, die andere ließ sie über das Geländer schleifen. Ich spürte genau ihre Anspannung, auch wenn sie nichts sagte. Das scharfe Atmen, das Hochziehen der Nase. Sie wollte alles prüfen.
    »Was riechst du denn?« fragte ich.
    Für einen Moment blieb sie stehen. »Dieses widerliche Zeug. Ein scharfer Geruch, kein guter.« Sie schüttelte den Kopf. »Das können keine Engel oder Engelkinder sein, nein, das sicherlich nicht. Lilian hat mir immer davon erzählt, wie wunderbar sie riechen, und ich glaube ihr auch!« erklärte sie trotzig.
    Ich enthielt mich einer Antwort. Noch hatte ich nichts wahrgenommen und mußte mich voll und ganz auf die Aussagen des Mädchens verlassen.
    Wir erreichten den ersten Absatz. Hier blieb Evita wieder stehen.
    Ich schaute mich um. Zwei Fenster. Das eine rechts, das andere links. Durch die Scheiben sickerte graues Tageslicht. Ich warf einen Blick durch das rechte Fenster und schaute auf den See, bekam aber nur einen Ausschnitt zu Gesicht. Zu ihm gehörten auch einige wenige Häuser auf der anderen Seeseite. Das Wasser sah düster aus, geheimnisvoll. Ein Spiegel, der vieles verbarg.
    Dann roch ich es auch. Beinahe übergangslos erwischte mich dieser scharfe Geruch. Beinahe wie Essig, zugleich auch mit etwas anderem unterlegt. Wie ein stinkendes Gas, das ich in diesen anderen Geruch eingeschlichen hatte.
    Evita Munoz war mein verändertes Verhalten aufgefallen. »Nun, John, habe ich recht?«
    »Ja, das hast du.«
    »Sehr gut.« Sie atmete heftiger. »Ich weiß genau, daß er da ist!«
    »Was meinst du damit?«
    Das Mädchen schauderte zusammen. Dann hob Evita die Schultern. »Ich kann es dir nicht genau sagen. Es ist ein Wesen, denke ich. Zugleich ist es etwas Böses. Ich kann es leider nicht erklären.«
    »Sicht- oder unsichtbar.«
    »Das weiß ich nicht. Es kann sich auch in einem der Zimmer versteckt halten. Noch spüre ich es nur. Es beobachtet uns…«
    Nach dem letzten Satz schaute ich mich um, weil ich eben etwas erkennen wollte. Mußte leider passen, denn dieser Feind hielt sich tatsächlich zurück. Ich ärgerte mich ein wenig, weil ich diese Gestalt nicht wahrnahm, zumindest nicht so intensiv, denn meine junge Begleiterin hatte schon damit zu kämpfen.
    Evita war einen kleinen Schritt zurückgegangen und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Sie atmete heftig. Manchmal wischte sie den Schweiß von der Stirn oder schaute mal nach rechts und anschließend wieder nach links.
    Ich konnte nichts für sie tun. Oder doch? Zögernd holte ich mein Kreuz hervor. Schon einmal hatte ich seine für mich schlimme Reaktion erlebt.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher