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1044 - Die Braut des Engels

1044 - Die Braut des Engels

Titel: 1044 - Die Braut des Engels
Autoren: Jason Dark
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Da war es plötzlich so kalt wie der Tod geworden. Ich richtete mich darauf ein, daß dies auch wieder geschehen würde, aber es tat sich im Moment nichts.
    Nur der Geruch war geblieben. Scharf füllte er den Gang aus. Kein Blumenduft, wie man sich immer von Engeln erzählt, dieser hier war einfach schlecht. Als wollte dieser Engel ankündigen, daß er auf der anderen, der höllischen Seite stand.
    Evita hatte sich wieder erholt. »Willst du hier oben bleiben und nach ihm suchen, John?«
    »Das hatte ich vor.«
    Sie überlegte. »Aber er ist sehr gefährlich. Er ist kein Mensch. Ich glaube auch nicht, daß er ein Engel ist. Er ist das, vor dem mich Lilian immer gewarnt hat.«
    »Oh. Und was ist das gewesen?«
    »Das weiß ich selbst nicht genau«, flüsterte sie. »Er war ein Fremder. Er war einer, der nicht hergehörte, nicht hierher, verstehst du? Nicht zu den Engelkindern. Deshalb ist sie wohl gegangen. Sie konnte es nicht aushalten. Sie hat den Schlußstrich gezogen und eine wahnsinnige Angst bekommen. Sie hat sogar von Umwandlung gesprochen, was immer sie damit gemeint haben mag.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen, Evita. Es ist nicht leicht, sich mit diesen Mächten auseinanderzusetzen. Man spricht gewisse Dinge oft nur so einfach dahin, und dann ist plötzlich alles anders, wenn man damit konfrontiert wird. Möglicherweise haben Lilian und die Engelkinder sogar etwas Gutes gewollt. Man hat sie nicht gelassen, die andere Seite war einfach anders und auch stärker. Es wäre auch besser für dich, wenn du zurückbleibst. Er ist noch da, das rieche ich, und ich werde ihn finden.«
    Evita gab mir keine Antwort. Sie war zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Es war gut, daß sie meinen Rat befolgte und sich zurückzog. Allerdings ging sie nicht die Treppe hinab nach unten, sondern blieb noch am Beginn des Flurs stehen.
    Ich ging tiefer hinein – und damit dem Geruch entgegen, der sich verstärkte. Er war einfach widerlich. So scharf und ätzend, als wollte er mir die Haut von den Lippen reißen. In der Tat brannte es auf meinem Gesicht, und ich schüttelte den Kopf, wie jemand, der Wassertropfen fortschleudern will.
    Das wenige Licht verlor sich auf dem Untergrund. Am Ende des Flurs gab es keine Tür und kein Fenster. Nur die mit einer alten Tapete bedeckte Wand.
    Die Türen fand ich an den Seiten. Sie waren klein, nicht hoch, und die Zimmer würden in der Größe diesen Ausmaßen entsprechen.
    Ich war gespannt darauf, was ich dahinter fand, doch diesen Traum konnte ich begraben. Meine Hand berührte zwar mit den Fingerspitzen die Klinke, da drang ein ungewöhnliches Geräusch an meine Ohren. Es klang wie ein hohes Singen, als wäre Metall über Metall gezogen worden, und es klirrte durch meinen Kopf.
    Ich drehte mich nach links.
    Und da sah ich ihn!
    Er stand am Ende des Ganges, und er war eine Gestalt, wie ich sie eigentlich noch nie zu Gesicht bekommen hatte, und das schockte mich wie der berühmte Hammerschlag…
    ***
    Es wurde still, so ungewöhnlich still. Die Zeit zog sich in die Länge, da dehnten sich tatsächlich die Sekunden, als wollte mir der Faktor Zeit Gelegenheit geben, mich noch einmal zu erholen und mich mit der Gestalt vertraut zu machen.
    War die Gestalt ein Mensch oder ein Geist?
    Zumindest gab es zwei sehr unterschiedliche Farben. Da mischten sich schwarz und weiß zusammen und waren dabei so säuberlich getrennt wie von einer Naht gezogen. Hier wollte man mir die Polarisierung klarmachen. Auf der einen Seite das Gute – weiß –, auf der anderen das Böse, schwarz. Anfang und Ende, Alpha und Omega, Ying und Yang, so wie die Welt von Beginn an in ein Raster geteilt worden war.
    Hinter mir hörte ich den entsetzt klingenden Laut der Evita Munoz. Ich kümmerte mich nicht darum. Für mich gab es nur diese eine Gestalt, die wie aus dem Nichts erschienen war und mir ihren strengen Geruch entgegen wehte.
    Es war auch nicht erkennbar, ob die Gestalt stofflich oder feinstofflich war. Zweigeteilt, das allein zählte. Als wäre sie genau in der Mitte getrennt worden. Hell auf der rechten und dunkel auf der linken Seite. Alles an der Gestalt zeigte diese Trennung. Links die schwarzen Haare, rechts die hellen, sehr blonden. Eine Gestalt, die keine Kleider trug und geschlechtslos war. Weder Mann, noch Frau.
    Die linke Seite blieb bis zu den Zehen dunkel, bei der rechten sah ich genau das Gegenteil. Hell und strahlend. In ihr waren tatsächlich die beiden absoluten Gegensätze vereint.
    Mit dem Anblick
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