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1040 - Unheil über Kran

Titel: 1040 - Unheil über Kran
Autoren: Unbekannt
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kam Herzog Gus Vorwurf. Gu war nicht dem Tode nahe, wie er es erwartet hatte; er befand sich im Gegenteil auf dem Weg der Besserung. Sollte er jetzt aufgeben?
    Nein, nimmermehr. Jetzt war es an der Zeit, dem Volk seine Absichten zu erklären.
    Die Plattform hatte fast ihre höchste Position erreicht. Carnuum nestelte an dem winzigen Funkgerät, daß er wie einen Ring an einem Finger der linken Hand trug. Er hob die Hand zum Mund.
    „Klaque, kannst du mich hören?"
    Er blickte in die Tiefe. Es war Klaque selbst, der den hydraulischen Hebemechanismus bediente; er machte eine zustimmende Geste.
    „Stell einen Trupp fähiger Leute zusammen", befahl Carnuum. „Ich will, daß Gu stirbt - je eher, desto besser."
    Eine Wiederholung der Geste. Die Plattform rastete mit sanftem Ruck ein. Drunten wandte Klaque sich ab und war binnen kurzem im Gedränge des herzoglichen Hofstaats verschwunden.
    Befriedigt wandte Carnuum sich seinen Zuhörern zu.
     
    *
     
    „Bürger von Kran! Freunde von verbündeten Welten! Ihr erwartet, von mir salbungsvolle Worte zu hören, wie sie zu solchen Gelegenheiten üblicherweise gesprochen werden. Ihr erwartet die Lobpreisung des Orakels und einen Ausblick auf die glorreichen Erfolge, die das neue Jahr uns bringen wird. Eure Ohren sind bereit, Worte des Dankes an das Licht des Universums zu vernehmen, das uns die verbrüdernde Wirkung jener Symbionten hat zukommen lassen, die man Spoodies nennt."
    Er legte eine kurze, wirkungsvolle Pause ein. Dann reckte er beide Arme in die Höhe und fuhr mit Donnerstimme fort: „Aber nichts dergleichen werdet ihr hören! Die Zukunft enthält keinen Glanz. Die Mächte der Finsternis haben die gierigen Hände nach dem Herzogtum von Krandhor ausgestreckt; die Herzöge Zapelrow und Gu sind ihnen schon zum Opfer gefallen, ich selbst bin keine Sekunde mehr meines Lebens sicher.
    Und das Orakel - hat uns verraten!"
    Totenstille lag über der Weite des Dallos, nachdem das letzte Echo der dröhnenden Worte verhallt war. Ungläubig starrte die Menge zu dem Redner auf. Carnuum blickte auf eine See von Gesichtern hinab, auf denen sich fassungsloses Staunen spiegelte. Aus den Augenwinkeln sah er zu den Orakeldienern hinüber. Hatten sie seine Worte verstanden?
    Wußten sie, was auf sie zukam? Sah er Unordnung in ihren Reihen entstehen?
    „Ihr erschreckt", fuhr er fort, „weil ihr meine Worte für die eines Frevlers haltet. Aber ich frage euch, wie oft sind euch schon Zweifel in den Sinn gekommen, ob es richtig ist, daß wir unser Geschick von einem Gebilde lenken lassen, das keiner von uns jemals zu Gesicht bekommen hat?"
    Er verstand es, seine Zuhörer zu packen. Carnuum war ein ausgezeichneter Redner.
    Seine Stärke war die Logik, auch das Spiel mit der Logik.
    „Wer von euch hat sich nicht schon gefragt, warum wir Kranen es unternehmen, unseren Einflußbereich auf die gesamte Galaxis Vayquost auszudehnen? Von uns selbst aus haben wir keinen Ehrgeiz, Herrscher einer ganzen Galaxis zu sein! Wir sind ein stolzes, aber ein friedliches Volk. Wenn also wir selbst kein Interesse an der Eroberung Vayquosts hatten, wem lag dann an diesem wahnwitzigen Unternehmen?"
    Wiederum eine kurze Pause, und dann mit derselben Donnerstimme wie zuvor: „Könnt ihr euch die Antwort nicht selbst geben? Muß ich euch darauf stoßen? Das Orakel war es, das sich zum Herrscher unserer Galaxis aufschwingen wollte! Und wir haben ihm gedient wie gedankenlose Lakaien!"
    Ein Gemurmel sprang auf, breitete sich aus und erfüllte die Luft über dem Dallos mit einem drohenden Rumoren.
    Carnuum hatte die Menge im Griff...
     
    2.
     
    Nikkam war aufgesprungen. „Das ist Wahnsinn!" rief er, ohne den Blick von dem großen Bildschirm zu wenden. „Er frevelt gegen das Licht des Universums und das Orakel..."
    Eine Hand faßte ihn zärtlich an der Schulter und zog ihn zurück. „Aufregung tut dir nicht gut", sagte Intschil mit sanfter Stimme. „Es ist noch nicht lange her, seit man dich niedergeschlagen hat."
    Nikkam hörte auf den Rat der Gefährtin. Er sank in das weiche Polster, daß man für ihn, den Patienten, bereitet hatte. Staunend verfolgte er Herzog Carnuums Rede, die der Nachrichtendienst vom Dallos übertrug.
    Der Raum, in dem sich Nikkam und Intschil befanden, lag tief unter dem Ostflügel des herzoglichen Palasts, des Tärtras. Hier hatte sich alles versammelt, was zu Herzog Gus Hofstaat und zum Kreis seiner Vertrauten gehörte. Gu selbst war in einem der benachbarten Räume untergebracht,
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